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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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erst mal zu orientieren. Als wüsste ich genau, was ich da tat, studierte ich das Starterfeld des Rennens in Sandown. Währenddessen begutachtete ich heimlich den Boden: abgewetzter Teppich, eingerollte Wettscheine und etwas Asche. Mit dem Rauchverbot nahm man es hier offenbar nicht so genau.
    Die Wände, an denen die Zeitungen befestigt waren, hätten einen frischen Anstrich vertragen, die Resopal-Tischplatten waren zerkratzt und abgeschlagen, ein loser Draht ragte unter einem Lichtschalter hervor. Perfekt für einen Stromschlag.
    Ich besorgte mir einen Wettschein und wagte mein Glück. Einen Fünfer auf den Favoriten im zweiten Rennen.
    Der Chef bediente mich eigenhändig. Außer Billy stand nur noch eine pummelige, dunkelhaarige Mittzwanzigerin hinter dem Tresen. Er musterte den Wettschein oberflächlich, grinste mich an wie der große
Zampano persönlich und nahm die Wette an. Er hatte mir kaum ins Gesicht geschaut, aber selbst wenn, es hätte ohnehin nichts ausgemacht. Was er sah, war bedeutungslos. Billy würde sicher nicht reden.
    Er händigte mir eine Kopie des Scheins aus und wandte sich dem nächsten Kunden zu.
    Ich blickte ihn einen Tick länger an, als gut für mich war. Alles Mögliche schoss mir durch den Kopf, es verunsicherte mich, ihm so nah zu sein. Ich zögerte, obwohl ich wusste, dass das ein Fehler war. Aber ich konnte mich nicht losreißen. Das pummelige Mädchen zog schon die Augenbrauen zusammen, gleich würde sie sich erkundigen, ob etwas nicht stimmte. Nein, nein, dachte ich, ich werde nur deinen Chef umbringen, und davor nehme ich ihn nochmal gründlich unter die Lupe. Hast du damit ein Problem? Ich überprüfte demonstrativ den Wettschein, nickte kurz und verschwand zwischen der restlichen Kundschaft.
    In dem Laden tummelte sich das übliche Volk. Alte Knacker, die den ganzen Tag damit zubrachten, ein einziges Pfund hin und her zu schieben, mit ihren Lucky-15- und Yankee-Wetten, bei denen sie nie mehr als ein paar Pence auf einmal setzten. Angeber in Fußballtrikots, die hohe Einzelwetten riskierten, um sich dann lauthals über Wettbetrug zu beschweren. Ruhige Typen, die ihre Wettscheine über die Theke schoben und nie durchblicken ließen, ob sie gewonnen hatten oder nicht.
    Ich stand dazwischen und starrte wie alle anderen auf die beiden Fernseher. Der einzige Unterschied war, dass ich auf eine Niederlage meines Pferdes hoffte. Außerdem
schaute ich eigentlich nicht auf die Bildschirme, sondern hielt nach Kameras Ausschau. Und entdeckte keine. Ich dankte meinem beschissenen Stern.
    Diamond Mick, der Favorit, auf den ich meinen Fünfer gesetzt hatte, kam als Vierter ins Ziel. Auch dafür dankte ich meinem beschissenen Stern. Ich musste nicht zur Theke zurückkehren und Billy oder seiner Angestellten ein zweites Mal ins Gesicht blicken. Das Mädchen würde keinen weiteren Grund haben, sich an mich zu erinnern.
    Also zerknüllte ich den Wettschein und tat so, als würde ich ihn wie all die anderen auf den Boden fallen lassen. In Wirklichkeit ließ ich ihn in der Hosentasche verschwinden. Niemand beachtete mich. Wenn sie nicht gerade auf das Starterfeld des nächsten Rennens starrten, dann auf den mageren, rothaarigen Kerl im Celtic-Shirt, der jedem auch nur annähernd Interessierten erklärte, dass der ganze Sport ein einziger Beschiss sei.
    Gerade hatte ich dem Tresen den Rücken zugekehrt und wollte rausgehen, als ich Billy lachen hörte. Er erzählte allen, dass sie im nächsten Rennen ganz bestimmt mehr Glück haben würden. Über einen unterlegenen Favoriten konnte er sich natürlich freuen. Aber er freute sich zu Unrecht. Billy überschätzte sein Glück.
    »Kommt schon, Jungs!«, rief er. »Man muss auch verlieren können, aber wie sagte schon Tony Blair? Es kann nur bergauf gehen! Ich mach euch ein Angebot. Auf den nächsten Favoriten geb ich euch 2,5 Punkte mehr als der Toto! Na, ist das ein Wort? Ihr macht mich noch arm, das hab ich in den Knochen.«

    Billys Knochen. Die Knochen von Billy dem Buchmacher. Ein Zittern lief durch meinen Körper.
    Ich wartete drei ganze Wochen, bevor ich mich wieder in die Nähe von Billys Laden wagte. Drei Wochen planen, nachdenken, warten.
    Nur Geduld.
    Die richtigen Hilfsmittel, der perfekte Zeitpunkt. Die Methode. Details über Details. Der Teufel im Detail. Fallgruben, Fluchtwege, Zufälle. Ich durfte nichts außer Acht lassen.
    Ein Teil von mir sehnte sich danach, einfach hinzugehen und die Sache hinter mich zu bringen, aber der größere Teil

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