Und Rache sollst du nehmen - Thriller
die er durch den Körper rast. Dem Ohmschen Gesetz zufolge ist die Spannung der Stromquelle gleich der Stromstärke, die durch den Stromkreis fließt – in diesem Fall: durch den Körper –, und dem Widerstand, der ihr dabei entgegengesetzt wird.
Wie auch immer: Ein alter Fettwanst mit einer klapprigen Pumpe ist ein wundervoller Leiter. Allerdings nur ein einziges Mal.
So was lernt man nicht, wenn man seinem Bruder beim Verkabeln hilft, aber Google kann wirklich sehr lehrreich sein. Das Internet ist schon eine tolle Erfindung.
Zwei Stunden und zehn Minuten lang hockte ich hinter dieser Böschung. Zwei Stunden und zehn Minuten dauerte es, bis ich sah, wie im Wettbüro ein Licht anging. Es ging nur für sehr kurze Zeit an.
Natürlich war ich nicht dabei, als sie ihn fanden, aber ich konnte mir die Szene bildhaft vorstellen. Die Angestellten
würden morgen früh überrascht feststellen, dass der Laden noch abgeschlossen war. Eine von Billys kleinen Getreuen würde daraufhin den Ersatzschlüssel hervorzaubern, die Tür würde sich öffnen, und sie würden sehen: niemand da. Also würden sie nach hinten gehen, wo eine Treppe zu der kleinen Wohnung im ersten Stock hinaufführte. Und am Fuß dieser Treppe würden sie Billy finden, toter als tot, unter dem Lichtschalter, den er hatte umlegen wollen.
Jeder würde sofort erkennen, dass er einen Elektroschock abbekommen hatte. Graues Haar, das zu Berge steht, schwarze Brandspuren an den Händen, verkohlte Lippen, aufgerissene Augen. Eigentlich kein Wunder angesichts des Zustands, in dem sich der Laden befand. Vielleicht würde eine seiner Getreuen murmeln, dass sie ihn oft genug davor gewarnt hätten. Irgendwann musste sich ja mal jemand die Finger verbrennen. Wahrscheinlich hätte es jeden umgebracht, aber mit seinem angeschlagenen Herzen hatte Billy nicht den Hauch einer Chance.
Sie würden einen Krankenwagen rufen, obwohl sie wüssten, dass nichts mehr zu retten war. Die Polizei würden sie auch verständigen, sicherheitshalber, doch ein Blick auf Billy und die stümperhafte Elektrik des Ladens würde genügen, um die Ermittlungen abzuschließen.
Bis sie seine rechte Hand sahen. Bis sie sahen, dass ihm ein Finger fehlte. Der kleine Finger, der sauber abgeschnitten wurde. Abgetrennt.
7
Ich besorgte mir jede schottische Tageszeitung, doch Billy wurde nur in dreien erwähnt. Ich war nicht zufrieden.
The Herald, Samstag, 9. Mai 2009. Seite 6.
Tragischer Unfall
Kein Verfasser genannt
Ein Glasgower Buchmacher wurde in seinem Büro in Maryhill tot aufgefunden. Angestellte entdeckten die Leiche von William Hutchison, 58, als sie dessen Wettbüro in der Maryhill Road gestern Morgen öffnen wollten. Man geht davon aus, dass Mr Hutchison infolge fehlerhafter elektrischer Leitungen einem Stromschlag zum Opfer gefallen ist. Die Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion angeordnet. Mr Hutchison hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder.
The Daily Record, Samstag, 9. Mai 2009. Seite 7.
Abgebrannter Buchmacher
von Collin Docherty
Ein Foto von Billy mit irgendeinem Fußballer, der ein Charity-Wetten in seinem Laden veranstaltet hatte.
Gestern wurde die Leiche des bekannten Glasgower Buchmachers Billy Hutchison in seinem Wettbüro in Maryhill
gefunden. Die entsetzten Angestellten entdeckten den verkohlten Körper, der offenbar einen elektrischen Schock erlitten hatte, als sie das Geschäft um 10 Uhr früh öffnen wollten. In der Folge musste eine verstörte Reinigungskraft ärztlich behandelt werden.
Mr Hutchison, in dessen Besitz sich das Wettbüro seit 22 Jahren befunden hatte, war ein allseits beliebter Bürger von Maryhill.
Regelmäßig richtete er Wohltätigkeitsveranstaltungen zugunsten der Opfer von multipler Sklerose aus, bei denen er von Celtic-, Rangers- und Partick-Thistle-Spielern unterstützt wurde. Für dieses Engagement wurde er 1998 zu Maryhills Bürger des Jahres gekürt.
Die Polizei wollte sich nicht auf Spekulationen über die Todesursache einlassen, doch es wird angenommen, dass defekte elektrische Leitungen zu dem grauenhaften Unfall beigetragen haben. Weiteres dürfte nach der Obduktion bekanntwerden. Mrs Agnes Hutchison war am gestrigen Tag nicht zu einer Stellungnahme zum Tod ihres Mannes in der Lage. Eine Nachbarin, die nicht namentlich genannt werden wollte, meinte: »Mein Gott, es ist schrecklich. Was Agnes gerade durchmachen muss! Billy war so ein netter Kerl, und die beiden waren wirklich füreinander da. Es ist eine Tragödie.«
Gegen
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