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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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fünf Uhr kaufte ich mir die letzte Ausgabe der Evening Times, die einen etwas vielversprechenderen Artikel zu bieten hatte.

    The Evening Times. Samstag, 9. Mai 2009. Seite 3.
    von Martine Blake
    Das kürzlich aufgekommene Gerücht, dass der gestrige Tod des Buchmachers Billy Hutchison aus Maryhill als verdächtig eingestuft wird, wollte die Polizei heute weder bestätigen noch dementieren. Angestellte hatten die Leiche in seinem Geschäft in der Maryhill Road gefunden. Zunächst ging man von einem elektrischen Schock als Todesursache aus; das Personal bestätigte entsprechende Anzeichen. Für den Unfall wurden fehlerhafte elektrische Leitungen verantwortlich gemacht. Mitarbeitern zufolge war die Verkabelung des Wettbüros tatsächlich schon seit längerem überholungsbedürftig. Unterdessen ist jedoch bekanntgeworden, dass Sergeant Alex McElhone, der die Untersuchung des Vorfalls bisher geleitet hatte, durch Detective Chief Inspector Lewis Robertson ersetzt wurde. DCI Robertson ist als Senior Detective in der Stewart Street stationiert. Auf unsere heutige Nachfrage hin wollte die Strathclyde Police nicht erläutern, warum sich die Mordkommission an der Untersuchung eines Vorfalls beteiligt, bei dem es sich augenscheinlich um einen tragischen Unfall handelte. Es wurde lediglich auf verfahrenstechnische Gründe verwiesen; im Übrigen könne man keinen Kommentar zu laufenden Ermittlungen abgeben.
    Nun wird zwangsläufig darüber spekuliert, ob die Polizei Mr Hutchisons scheinbaren Unfalltod mittlerweile in Zweifel zieht. Weder im Wettbüro des Opfers noch in seinem Heim in Whiteinch wollte man zu diesem möglichen Wechsel in der Ausrichtung der Ermittlungen Stellung nehmen.

8
    Ich hatte beschlossen, dass Detective Sergeant Rachel Narey meine neue beste Freundin war. Ob sie wollte oder nicht.
    Deshalb steckte ich Billy Hutchisons Finger nicht wie den ersten in einen Umschlag, der an das Criminal Investigation Department in der Stewart Street adressiert war, sondern schickte ihn direkt an
    DS RACHEL NAREY
CID
50 STEWART STREET
GLASGOW
G4 0HY
    Derselbe schmucklos braune gepolsterte Umschlag, derselbe bedruckte Adressaufkleber – mit der kleinen Korrektur – , dasselbe Vorgehen, dieselben Sicherheitsmaßnahmen, dieselbe Tarnung. Bloß ein anderer Briefkasten. Und eine andere Empfängerin. Ich wünschte nur, ich könnte Rachels Gesicht sehen, wenn sie den Brief öffnete und Hutchisons kleiner Finger auf ihren Schreibtisch kullerte. Das war bestimmt ein Bild für die Götter.
    Selbstverständlich würde sie Handschuhe tragen, peinlich darauf bedacht, das Beweismaterial nicht zu kontaminieren. Sie würde natürlich wissen, was sich in dem
Umschlag befand, alle würden sie es wissen. Um ihren Schreibtisch würden sich gespannt wartende Kollegen drängen. Sobald der Erste den Umschlag erkannt hatte, würde es sich im gesamten Gebäude herumsprechen. In Scharen würden sie angelaufen kommen, die anderen aus Zigarettenpausen zerren und von Verhören abziehen. Alle würden sie darauf brennen, endlich zu erfahren, ob sie richtiglagen.
    Und wenn sie dann den Finger sahen, würden sie es wissen. Als sie von Hutchisons Verstümmelung gehört hatten, waren sie sich schon fast sicher gewesen, und jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Zwei Worte. Serien. Mörder.
    Ein Wort. Wahnsinniger.
    Und noch eins. Überstunden.
    Für die Cops würde es Himmel und Hölle zugleich sein. Ein geisteskranker Killer in ihrem Revier. Gut und Böse auf einen Schlag.
    Ein dicklicher, nikotingefleckter Finger auf dem üblichen Plastiktütchen, mitten auf dem Schreibtisch in Standardausführung. Ein harter, weißlicher Stummel mit steifen Hautkanten, wo ihn die Klingen der Gartenschere von Billys Hand gerissen hatten.
    Scharfes Einatmen. Rufe. Flüche. Scherze. Noch mehr Flüche. Alle würden sie den Finger anstarren, aber den Hauptpreis hätte Rachel gewonnen.
    Sie würde dasselbe denken wie all die anderen. Warum sie? Ich hoffte, dass sie sich zumindest ein bisschen in die Hosen machte, wenn sie begriff, dass der Doppelmörder genau sie ausgewählt hatte. Doch ich war mir sicher: In erster Linie war sie hocherfreut.

    Die anderen würden sie dafür hassen. Ein paar – die faulen, alten oder wenig ehrgeizigen Cops – würden froh sein, dass es nicht sie erwischt hatte, aber hassen würden sie DS Narey trotzdem. So sind die Menschen.
    Die jungen Wilden, die die Karriereleiter möglichst rasch hinaufklettern wollten, würden sie abgrundtief verabscheuen. Sie

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