Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Arbeit.
    Und während ich all das tat, zweifelte ich keine Sekunde daran, dass mein Plan gerade den Bach runterging.

14
    Ich hatte ein Problem. Ein ernstes Problem mit dem Zeug zur Katastrophe. Der kleine Mann mit dem Mäusefressergrinsen hatte Thomas Tierney geheißen, scheinbar bekannt als Spud. So stand es zumindest in der Zeitung. Außerdem stand da, dass er nur fünf Minuten von seinem Zuhause entfernt niedergestochen wurde, dass die Polizei Nachforschungen über seine letzten Aufenthaltsorte anstellte, dass er eine halbe Stunde in der Brig Tavern zugebracht hatte und dass er außergewöhnlich brutal ermordet wurde. Er könnte einem Bandenkrieg zum Opfer gefallen sein, hieß es.
    Richtig gelesen: Bandenkrieg.
    Die Zeitung meinte, dass Tierney in Verbindung mit Alexander Kirkwood gestanden hätte. Und das war das Problem. Die Presse bezeichnete Kirkwood als stadtbekannten Glasgower Geschäftsmann. Was so viel bedeutete wie: Gangster. Und das bedeutete Ärger. In Alec Kirkwoods Fall bedeutete es sogar Ärger mit einem großen F.
    Fuck.
    Glasgow ist ein Dorf, das in seinem Inneren eine Stadt verbirgt. Jeder, der die Luft dieser anderen Stadt atmet, spielt nach anderen Regeln, spricht eine andere Sprache und hält sich an andere Gesetze. Eine Parallelwelt, die ihre Netze in, über und unter dem offziellen Glasgow spinnt.

    Diese andere Stadt verfügt über eine eigene Polizei, eigene Bürgervertreter, eine eigene Legislative. Sie besitzt einen speziellen Verhaltenskodex, und solange alle mitspielen, läuft alles glatt. Manche Leute leben ausschließlich in der anderen Stadt und könnten sie nicht mal verlassen, wenn sie wollten. Manche halten sich in ihren Randbezirken auf, manche kommen hin und wieder auf einen Tagesausflug vorbei. Ein paar von uns beherrschen ihre Sprache und sind mit einigen ihrer Bewohner bekannt, versuchen aber trotzdem, eine angemessene Distanz zu wahren. Außer es passt uns gerade in den Kram.
    Mir passte es gerade in den Kram, mich mit ein paar Leuten auszutauschen, die der anderen Stadt näher waren als ich. Denen kamen Dinge zu Ohren, die ich hören wollte, Dinge, die ich wissen musste. In der anderen Stadt war Alec Kirkwood Polizei, Stadtrat und Gesetzgeber in einem. Ein echter Obermotz. Ein Mann mit einem gewissen Ruf.
    Zugegeben, in der ersten Liga spielte er nicht. Nicht wirklich. Allein durch die Tatsache, dass ein kleines Licht wie ich seinen Namen kannte, rutschte er in die zweite Liga ab. Er war ein großer böser Mann, aber trotzdem nicht erstklassig. Niemand wusste, wer wirklich in der ersten Liga mitmischte. Wahrscheinlich wohnten die Betreffenden nicht mal mehr in Glasgow, wahrscheinlich saßen sie in Liverpool oder London und zogen von dort aus die Fäden.
    Mir war lediglich der Name Alec Kirkwood bekannt, aber ich kannte Leute, die Leute kannten, die ihn persönlich kannten. Typen wie Ally McFarland. Er hatte
eine ganze Reihe Bekanntschaften und dachte, er würde wirklich dazugehören. Ally war Ende zwanzig und lange nicht so hart, wie er gerne tat. Ab und zu vertickte er etwas Ware mit fragwürdiger Herkunft oder ließ sich auf eine kleine Handgreiflichkeit ein, wenn er einen gekippt hatte. Mehr nicht. Einige der schweren Jungs aus der Star Bar in Royston waren seine Kumpels, und er ließ gern mal ihre Namen fallen, um Eindruck zu schinden. Außerdem lauschte er gern dem Klang seiner eigenen Stimme. Aber das Wichtigste war, dass er mich gernhatte.
    Ich glaube, irgendwo tief in seinem Inneren tat ich ihm leid, nach allem, was passiert war. Normalerweise verabscheute ich Mitleid, aber jetzt kam es mir ganz gelegen. Sollte er doch denken, was er wollte, solange er redete. Und er redete, er redete bereitwillig über Kirkwood, wenn ich ihn danach fragte. So erfuhr ich, dass Kirky nicht gerade nach Friede, Freude, Eierkuchen zumute war. Er hatte den Mord an Spud Tierney als persönliche Beleidigung aufgefasst.
    Für Bewohner der anderen Stadt ist das öffentliche Image eine heikle Angelegenheit. Typen wie Alec Kirkwood üben sich offziell und gegenüber der Presse in Zurückhaltung, aber wenn es um die Unterwelt geht, muss ihr Name im grellsten Rampenlicht stehen. Die harten Jungs sollen schließlich eine Heidenangst davor haben, ihnen unangenehm aufzufallen. Schon beim Gedanken daran, auch nur darüber nachzudenken, sollten sie sich in die Hosen machen.
    Also stellte Kirky sicher, dass jeder wusste: Wer einen
von Alec Kirkwoods Jungs antastet, ist ein toter Mann. So einfach war