Und Rache sollst du nehmen - Thriller
Sergeant weiterhin eine Fahndung leiten sollte, die sich zur größten in der Geschichte der Strathclyde Police ausgewachsen hat.
»Niemand sagt, dass DS Narey inkompetent ist, aber man fragt sich doch, ob sie sich nicht übernommen hat«, erklärte eine interne Quelle gegenüber dem Daily Record . »Wir kommen überhaupt nicht voran. Vielleicht ist es an der Zeit, dass jemand mit mehr Erfahrung und frischen Ideen das Kommando übernimmt.« Auch Familien der Opfer des Cutters fordern Nareys Rücktritt. Agnes Hutchison, die Witwe des Buchmachers Billy Hutchison, erklärte gestern, dass sie einen Wechsel an der Spitze der Fahndung begrüßen würde.
»Es ist jetzt fast ein Jahr her, dass mein Mann ermordet wurde, aber bei der Polizei tut sich immer noch nichts. Seit über einem Monat hat die Strathclyde Police nicht mal mehr mit mir und meiner Familie geredet! So geht das einfach nicht«, sagte Mrs Hutchison. »Meine Enkel fragen mich, wann der Mann, der ihren Opa umgebracht hat, endlich eingesperrt wird. Was soll ich denen denn erzählen? Sicher tut Ms Narey ihr Bestes, aber in der Strathclyde Police gibt es doch bestimmt viele Leute mit mehr Erfahrung, die den Fall übernehmen könnten. Hier geht es doch nicht um Rachel Narey, es ist doch egal, wer den Mörder fasst. Hauptsache, er wird gefasst.«
Auf die Kritik an DS Narey angesprochen, wollte die Sprecherin des Strathclyde Chief Constable Andrew Chisholm keinen Kommentar abgeben. Sie meinte jedoch, man würde den gesamten Fall einer ständigen Neubewertung unterziehen: »Zu solchen internen Fragen können wir nicht Stellung nehmen, genauso wenig wie zur Rolle einzelner Detectives im Rahmen der Ermittlungsarbeit. Doch jeder Fall, und ganz besonders ein so bedeutender, wird ständig beobachtet und neu bewertet. Was unser künftiges Vorgehen angeht, bleiben wir unvoreingenommen. Wir sind uns bewusst, welche Erwartungen die Öffentlichkeit bei der Jagd nach diesem Killer in uns setzt.« DS Narey selbst wollte ihre mögliche Auswechslung nicht kommentieren, als sie gestern vom Daily Record kontaktiert wurde.
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Schon komisch. Die Zeitungen konnten gar nicht oft genug berichten, dass ganz Glasgow in Angst vor dem Mann lebte, den man den Cutter nannte – ganz Glasgow außer mir.
Und ich? Ich lebte langsam in Angst vor dem Mann, den man Alec Kirkwood nannte.
Mit Angst hatte ich nicht gerechnet. Dieses Gefühl, dachte ich, hätte sich zusammen mit den anderen auf immer verabschiedet. Schon lange hatte ich mir gesagt, dass ich innerlich bereits tot war – wie sollte Kirky mich da noch umbringen? Jimmy Mac hatte er große Schmerzen zugefügt, aber darüber hatte ich mir nicht allzu viele Gedanken gemacht. Billy Hutton hatte er Schlimmeres angetan, als ihn nur zu töten, obwohl Hutton ausnahmsweise ganz und gar unschuldig war. Was würde er also mit mir anstellen?
Was das anging, schnappte ich den ein oder anderen Hinweis auf. In Royston gibt es ein Pub, die Star Bar. Ich war schon öfter daran vorbeigekommen, hatte mich aber nie hineingewagt. War wohl besser so. Auf Pubs wie die Star Bar sind Glasgows Außenbezirke spezialisiert. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man meinen, der Laden wäre längst stillgelegt. Die ohnehin vergitterten Fenster hatte man zur Sicherheit auch noch zugenagelt. Gürtel und Hosenträger à la Royston.
Kein Türsteher. Braucht es auch nicht.
Drinnen sieht es angeblich aus wie in jedem anderen zwielichtigen Loch der Stadt. Zerschlissene Kunstlederbezüge, ein klebriger Fußboden, zusammengewürfelte Stühle, ein Spielautomat. Und Regal über Regal mit Schnäpsen »nach Art des Hauses«. Ein widerlicher Gestank liegt in der Luft, aber wenn man oft genug hier trinkt, merkt man es irgendwann nicht mehr. Oder wenn man einfach genug trinkt.
Jeder, dessen Gesicht nicht ins Bild passt oder unbekannt ist, muss mit durchdringenden Blicken rechnen und wäre schlecht beraten, sich allein auf die Toilette zu wagen. Die Angestellten lassen niemandem irgendetwas durchgehen, außer Freunden der Geschäftsführung. Die können tun und lassen, was sie wollen.
Im Star findet die schlimmste Karaoke-Party Glasgows statt. Jaulend wie besoffene Katzen geben Frauen um die sechzig Tammy Wynette und Madonna zum Besten, und niemand bringt es übers Herz, ihnen zu sagen, wie schlecht sie sind. Vielleicht traut sich auch einfach keiner. Wenn man sich dabei im Ton vergreift, kann es einem im Star leicht passieren, dass dem Ehemann oder auch dem Sohnemann
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