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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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dass es geschehen ist. Du bist froh, dass sie tot sind. Das wissen wir beide.
    »Sie werden ihn sicher bald schnappen. Mach dir keine Sorgen. Du darfst nicht so viel darüber nachdenken. Läuft nicht gerade deine Soap?«
    »Das kann ich jetzt nicht schauen. Nicht heute.«
    Sie blickte mich entgeistert an. Als hätte ich vorgeschlagen, zu Fuß nach London zu laufen oder um Mitternacht schwimmen zu gehen. Sie war froh.
    »Okay, dann mach ich dir wenigstens eine Tasse Tee.«
    »Nein, keinen Tee. Ich will keinen Tee. Denkst du … denkst du, er …«
    Sie erwähnte seinen Namen fast nie.
    »Denkst du, er wurde aus einem bestimmten Grund ausgewählt? Wegen dem, was er getan hatte?« Ihre Worte verloren sich in der Stille.

    »Weiß nicht«, murmelte ich.
    »Aber du hast auch schon darüber nachgedacht. Gib’s zu, ich weiß es. Also, glaubst du, der Mörder hat ihn deswegen ausgesucht?«
    Ja, natürlich. Deswegen wurde er umgebracht. Aber nicht nur er. Wegen dem, was er getan hatte, wurden sie alle ausgesucht. Und alle getötet.
    »Nein, das war wohl reiner Zufall. Meint zumindest die Polizei.«
    »Ist aber ein großer Zufall. Und dieser Thomas Tierney hat doch mit Drogen gedealt. Vielleicht wurde er deshalb ermordet.«
    Sie war froh.
    »Die Polizei sagt jedenfalls was anderes. Und die übrigen hatten doch keinen Dreck am Stecken.«
    »Soweit man weiß. Vielleicht hatten sie sich alle versündigt. «
    Jeder sündigt. Hör auf, so zu reden. Du bist froh. Gib’s endlich zu. Bedank dich bei mir. Du bist froh, verdammt nochmal!
    »In den Zeitungen stand jedenfalls nichts davon«, erwiderte ich. »Zum Beispiel dieser Zahnarzt. Was soll der denn getan haben?«
    Sie sah mich verzweifelt an, sie rang um eine Antwort. »Ich werd meine zweite Tablette nehmen, ist eh überfällig. Ist spät geworden. Ich bin müde.«
    Sie war froh. Sie war froh, dass er tot war. Sie war froh, dass sie alle tot waren.
    Innerhalb von fünfzehn Minuten verstummten die Fragen, eine weitere Viertelstunde später ging sie ins Bett.

    Ich war wieder allein, sicher vor ihrem Gerede und ihren Sorgen. Keine Theorien oder Schuldattacken mehr, keine Heuchelei mehr. Kein Geschwätz mehr über Sünden oder Vernunft oder Wissen. Keine beschissenen Worte mehr. Nur die Stille des Zimmers und der Nacht, der Straße und der Stadt.
    Frieden.
    Mehr will ich doch gar nicht, verdammt nochmal.

35
    Mein Boss Cammy Strang führte sein Taxiunternehmen tadellos. Zumindest so tadellos, wie jemals ein Taxiunternehmen in Glasgow geführt wurde. Cammy war Army-Veteran. Er kümmerte sich um sich und seine Fahrer, und manchmal musste er dafür eben ein paar Leuten wehtun. Aber nur weil er hin und wieder den Baseballschläger schwang, war Cammy noch lange kein schlechter Kerl. Jedenfalls verglichen mit anderen.
    Bakschisch und Schmiergeld, Drohungen und Lügen, abgeworbene Kunden, heruntergerissene Werbezettel, das gehörte einfach zum Geschäft. Das musste man mitmachen, wenn man überleben und einen kleinen Profit einfahren wollte. Deshalb war man noch lange kein Gauner. Jedenfalls verglichen mit anderen.
    Cammy hatte mit einem einzigen Wagen angefangen. Er hatte sich selbst hinters Steuer gesetzt. Die alteingesessenen Taxiunternehmen wollten ihn aus dem Geschäft drängen, aber das ließ er sich nicht bieten. Cammy stattete ihnen ein paar nächtliche Besuche ab, um seiner Haltung Nachdruck zu verleihen.
    Dann kaufte er zusätzliche Autos und stellte weitere Fahrer ein. Am Schluss besaß er eine Flotte von acht Fahrzeugen und verdiente nicht schlecht.
    Für Cammy zu arbeiten, war eine gute Sache. Du konntest dir Schichten aussuchen, die beiden Seiten
passten, und er war immer offen und ehrlich mit dir. Du musstest dir keine Sorgen machen, dass das Geld nicht vollständig eintreffen oder der Chef gegen dich Partei ergreifen könnte. Warst du fair zu Cammy, war er fair zu dir. Aber vor allem wusstest du: Wenn du einen Auftrag von Cammy annahmst, saß später immer ein Fahrgast im Taxi. Klingt wie das Normalste von der Welt, aber anderswo, bei anderen Firmen, war das längst nicht immer der Fall. Viele führten sogenannte Lieferungen durch.
    Der Fahrer bekam einen Anruf, holte aber keinen Fahrgast ab, sondern ein Paket, das er abzuliefern hatte. Keine Plauderei von der Rückbank, kein Trinkgeld. Dafür durfte man Drogen von Tür zu Tür kutschieren. Großartig. Cammys Wagen hatten noch nie für Lieferungen hergehalten. Was Drogen anging, fuhr er einen harten Kurs, damit wollte er

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