Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson

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weiter.
    In diesem Zimmer war ich nicht allein, selbst abgesehen von denen, die mich reingebracht hatten. Mit ziemlicher Sicherheit waren die anderen Gäste ebenfalls gefesselt. Kaum hatten sie mich reingeschleppt, erhob sich ein Gewirr von wütenden, flehenden, rechthaberischen Stimmen. Irgendetwas Hartes knallte gegen irgendetwas anderes Hartes, und der Lärm verstummte.
    »Maul halten! Kein Wort mehr.«

    Zu meiner Linken ertönte eine Stimme. »Fick dich!«
    Ein scharfer Luftzug, ein Krachen, ein Schmerzensschrei. Danach wurde nicht mehr geredet. Kein Wort.
    Einige Minuten lang saßen wir schweigend beieinander. Wahrscheinlich dauerte es gar nicht so lang, wie es uns vorkam, doch offenbar wollte man uns schmoren lassen. Unsere Vorfreude steigern.
    Dann wurde die Stille von Schritten auf dem Holzboden zerrissen. Sie hallten von den Wänden wider, als befänden wir uns in einem großen, leeren Raum. Nach drei schnellen Schritten blieb die Person stehen. Ein paar Sekunden später war ein Keuchen zu hören, gefolgt von einem harten Schlag. Und wieder Stille.
    Weiter. Wieder genau drei Schritte. Aber diesmal kein Keuchen. Da hatte jemand seine Lektion gelernt. Es wiederholte sich noch zweimal, immer exakt drei Schritte.
    Die Schritte kamen näher. Sehr nahe. Er war wieder unterwegs. Drei Schritte. Echo, Echo, Echo. Diesmal blieb er direkt vor mir stehen.
    Als ich vier Sekunden gezählt hatte, wurde die Kapuze um meinen Kopf gelockert und runtergezogen. Ich musste blinzeln, so hell war es plötzlich. Dann sah ich ihn: Vor mir stand Alec Kirkwood und durchbohrte mich mit den Augen. Ich stellte sicher, dass mein Gesicht eher verwirrt als schockiert wirkte. Das Gesicht eines verängstigten, aber unschuldigen Mannes. Das war zumindest die Idee.
    Natürlich war es Kirkwood. Es kamen nur zwei Personen infrage, und obwohl der Strathclyde Police durchaus der ein oder andere handgreifliche Verstoß gegen die
Dienstvorschriften zuzutrauen war, sah mir diese Aktion nicht nach Nareys Handschrift aus. Also musste es Kirkwood sein. Klare Sache. Ging gar nicht anders.
    Ich blickte mich um. Sieben weitere Typen, jeweils an einen Stuhl gefesselt, jeweils mit einer Kapuze über dem Kopf, die jeweils mit einem Strick gesichert war. Wer auch immer wir waren, wir sollten uns nicht miteinander bekanntmachen. Wir waren aufgereiht wie die Mastschweine vor der Schlachtbank, und ich war Nummer fünf von sieben. Unter einem meiner Nachbarschweine hatte sich eine gelbliche Pfütze gebildet. Weit oben an der Wand entdeckte ich ein kleines Fenster. Es war helllichter Tag.
    Kirkwood stülpte mir wieder die Kapuze über, ohne den Blickkontakt auch nur für eine Sekunde gebrochen zu haben. Die Dunkelheit hatte mich zurück. Dann marschierte er weiter, drei schnelle Schritte zu meinem Nebenmann, blieb kurz stehen und machte danach mit Nummer sieben weiter.
    Ich hatte keine Angst. Hätten sie mich als Einzigen hierherverschleppt, hätte es vielleicht anders ausgesehen, aber die übrigen Kapuzenträger konnten nur bedeuten, dass Kirkwood im Trüben fischte. Eine innere Stimme wollte einwenden, dass man nicht nach Schweinen fischen konnte, da musste man sich schon entscheiden, entweder fischen oder Schweine, beides ging nicht. Ich befahl der Stimme, still zu sein.
    Wenn ich allein hier gewesen wäre, hätte ich nicht daran gezweifelt, dass mich Ally McFarland verpfiffen hatte. Dann wäre ich selbstverständlich ein toter Mann
gewesen. Aber Angst hätte ich vielleicht trotzdem nicht gehabt. Einen Toten konnte Kirky nicht umbringen, sondern bestenfalls ein bisschen foltern. Das konnte ich ab. Vielleicht hatte ich es sogar verdient.
    Nein, ich hatte keine Angst, zumindest nicht vor Kirkys Spielchen. Höchstens davor, nicht weitermachen zu können, so kurz vor dem Ziel gestoppt zu werden. Ich hatte es angefangen, und ich wollte es zu Ende bringen. Ich musste.
    Auf einmal waren eine ganze Menge Schritte zu hören, da waren mindestens drei, vielleicht vier Leute unterwegs. Aber sie wollten nicht zu mir, sondern gingen die Reihe entlang zu Mastschwein Nummer eins. Stuhlbeine kratzten über den Boden, eine dumpfe Beschwerde, ein weiterer Schmerzensschrei. Dann entfernten sich die Schritte in eine neue Richtung, den Stuhl und ein zusätzliches Paar Füße im Schlepptau.
    Eine Tür schloss sich, es war wieder still. Nur aus der Ferne drang Lärm zu uns herüber, zwar gedämpft durch Holz und Ziegel, doch die anklagenden Stimmen und das erstickte Brüllen waren