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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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ins Maul stopfen und runterschlucken, um auf seine Kosten zu kommen.
    Reines, flüssiges Nikotin wird verwendet, um den Leuten das Rauchen abzugewöhnen. In Fionas Fall hatte diese Strategie ganz besonders überzeugende Ergebnisse geliefert. In jedem dieser pfiffigen Nikotininhalatoren versteckt sich ein Fläschchen flüssiger Tod, ganze einhundert Milligramm davon. Diese 100 Milligramm gibt der Inhalator nun Zug um harmlosen Zug ab, um die Gier des Rauchers durch verschwindend geringe Dosen Nikotin zu stillen. Ich hatte zwei dieser Inhalatoren geöffnet, die Nikotinfläschchen überaus vorsichtig entfernt und ihren Inhalt ebenso vorsichtig in einen stinknormalen Inhalator umgefüllt, der äußerlich Fionas bevorzugtem Modell bis ins Letzte glich.
    Sie wusste bestimmt sofort, dass irgendetwas nicht stimmte oder zumindest anders war als sonst. Aber da war es schon zu spät. Nichts mehr zu machen.
    Natürlich bestand die vage Möglichkeit, dass sie für genau so einen Notfall Mecamylamin bei sich hatte. Nur eine rasche Dosis davon kann einen dann noch retten. Aber ich glaubte nicht, dass etwas Derartiges zwischen ihren Zigaretten und Lippenstiften zu finden war, und in der Apothekenabteilung von Tesco auch nicht. Falls sie also keine Standleitung zu den Labors von Philip Morris oder Imperial Tobacco unterhielt, war es das. Von Anfang an war klar gewesen, dass ihre Abschiedsvorstellung, egal wann und wo sie stattfand, ebenso unappetitlich wie kurz ausfallen würde.
    Fiona Raedale büßte die Kontrolle über ihre Gliedmaßen
ein. Sie klatschte auf den Boden, ein einziger verschreckter Fettklops. Verwirrung und Übelkeit machten sich bemerkbar, aber das war nur der Anfang. Bald hatte sie ihre Gedärme und ihre Blase nicht mehr im Griff: Alle beide ließen los, was auch immer sie in sich trugen, eine Sturzflut aus Scheiße und Pisse verschaffte sich Luft. In mächtigen Stößen kotzte sich Fiona aus, sie leerte ihre Eingeweide, bis sie nur noch Luft würgte. Dann kamen die heftigen Krämpfe, ein letztes, keuchendes Zucken, und schon sank sie ins Koma, gefolgt vom plötzlichen Atemstillstand.
    Ein abstoßender, würdeloser Tod – aber was sollte man schon erwarten, wenn man vor einer Schlange wartender Kunden abtrat? Derjenige, der die Tiefkühlgerichte und sonstigen lebensnotwendigen Vorräte gekauft hatte, tat mir durchaus leid, ebenso die anderen Unglücklichen, die Fionas Anblick und vor allem ihren widerwärtigen Gestank ertragen mussten. Ganz besonders die Reinigungskraft, die umgehend vom Saftregal zum Ort des Geschehens beordert wurde, um die Sauerei wegzuräumen. Was soll’s. Wo gehobelt wird, fallen Kollateralschäden an und so weiter.
    Aber der eigentliche Höhepunkt des ganzen Horrortrips war die Tatsache, dass flüssiges Nikotin in der toxikologischen Untersuchung nicht zutage tritt. Sollten die Cops oder der Gerichtsmediziner beschließen, auch den Urin zu analysieren, würden sie zwar Nikotin feststellen, aber möglicherweise nicht groß Verdacht schöpfen. Natürlich hatte eine Kettenraucherin wie Fiona etwas Zigarette im Pipi, war ja klar.

    Aller Wahrscheinlichkeit nach würde man das schreckliche Ende der fetten Fiona als Tragödie einstufen, als Rätsel, als medizinisches Wunder. Außer, ich sorgte für Aufklärung.
    Was ich mir natürlich nicht nehmen ließ. Einen Tag zuvor hatte ich zwei Eilbriefe verschickt, die an jenem Samstagmorgen auf zwei verschiedenen Schreibtischen im Zentrum von Glasgow eingetroffen waren. Ein Brief ging an Rachel Narey, einer an Keith Imrie. Meinetwegen hatte die Chefetage DS Narey die Leitung entzogen, aber mir konnte sie noch lange nicht vorschreiben, mit wem ich Kontakt aufzunehmen hatte.Weder in dem einen noch in dem anderen Brief befand sich ein Finger. Stattdessen enthielten sie jeweils einen Kassenzettel vom Tesco in der Maryhill Road.
    Anfangs war sich Imrie wohl nicht ganz sicher, was er da in den Händen hielt, aber er wusste zweifellos, wer der Absender war und was es vermutlich zu bedeuten hatte. Außerdem half ihm ein kleiner Zettel auf die Sprünge, der mit drei Worten bedruckt war: »Reines, flüssiges Nikotin.«
    Auch Narey dürfte den Umschlag sofort erkannt haben. Wahrscheinlich hatten die Alarmglocken geläutet, sobald er in den Briefkasten in der Stewart Street eingeworfen worden war. Und vielleicht tasteten schon die Kollegen, die meine Post überbrachten, den Brief kurz ab, um sich zu vergewissern – doch eigentlich hatten sie es alle auf den ersten

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