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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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nahm ich ab. Die schwarze Perücke, die sich darunter versteckte, riss ich herunter. Zuletzt richtete ich mich zu voller Größe auf, einige Zentimeter mehr als zuvor.
    Viel war es nicht, aber ich vertraute darauf, dass es reichen würde. Ich war ganz einfach intelligenter als die Menschen, die mich beobachtet haben könnten. Das Risiko, Fiona die Tasche aus der Hand zu schlagen, hatte
ich nicht umgehen können, doch immerhin war mir bewusst gewesen, dass ich mich zusätzlich absichern musste. Falls sich irgendwer den Typen genauer angesehen hatte, der Fiona Raedale angerempelt und ihre Tasche vom Boden aufgesammelt hatte, falls sich tatsächlich eine ihrer Kolleginnen an den Kerl erinnerte und ihn mit den späteren Ereignissen in Verbindung brachte, würde sie sich eines eher kleinen, dunkelhaarigen Mannes mit Bartstoppeln auf dem Kinn entsinnen. Ich sah völlig anders aus.
    Also warten. Abwarten.Wann und wo?
    Wenn es nach mir ging, würde es nicht im Pub geschehen, doch natürlich war das keinesfalls auszuschließen. Vielleicht hatte sie allein der peinliche Sturz so sehr gestresst, dass sie zum Inhalator greifen musste. Natürlich wäre es nicht das Ende der Welt, wenn es dort drinnen passierte, zumindest nicht mein Ende. Außerdem wären die zahlreichen Zuschauer zweifellos ein Pluspunkt, denn ein solches Spektakel würde sich zwangsläufig auf den Titelseiten wiederfinden. Doch andererseits würde Fionas Tod viel zu dicht auf meinen Auftritt im Pub folgen. Nein, später wäre definitiv besser.
    Ich ging im Schatten weiter, einen Strudel von Möglichkeiten im Kopf, als ich hörte, wie ein Auto auf mich zuraste. Eigentlich war es weniger die Geschwindigkeit, die meine Aufmerksamkeit erregte, als das scharfe Abbremsen. So oder so hatte ich keine Chance, zu reagieren, keine Chance, die Flucht zu ergreifen. Im Nu waren drei Mann herausgesprungen. Die Türen ließen sie offen, den Motor laufen.

    Bevor ich irgendetwas tun konnte, hatten sie mich. Ein vager Schemen erwischte mich voll von links, ich krachte auf den Asphalt. Ein friedlicher Moment absoluter Stille, ein undeutliches Gefühl an den Seiten, als würden mich Füße berühren, dann lange nichts. Bald hatte mich der Schlaf übermannt.

42
    Als ich aufwachte, konnte ich mich weder bewegen noch etwas sehen. In völliger Dunkelheit um das Bewusstsein zu ringen, ist eine ganz spezielle Erfahrung.
    Nach und nach begriff ich, dass ich an Händen und Füßen gefesselt war. Mit den Fingern konnte ich ein bisschen herumtasten; auf diese Weise stellte ich fest, dass man mich an einen Stuhl gebunden hatte. Mein Kopf war vollständig verhüllt, nicht nur die Augen. Vielleicht eine Kapuze oder ein Kissenbezug.
    Ich horchte.
    Nichts. Keine Stimmen, kein Atmen, keine Bewegungen. Etwas später hörte ich jemanden reden, laut, aber aus einiger Entfernung, wie durch eine Mauer. Ich verstand kein Wort.
    Lange, sehr lange Phasen der Stille, die gelegentlich von einem fernen Schrei durchbrochen wurden. Es klang nach einer Beschwerde.
    Ich war ganz ruhig. Kalt. Ich wartete auf das, was kommen musste.
    Diese Situation war nicht Teil meines Plans, ganz und gar nicht. Aber ich würde damit klarkommen. Es war, wie es war. Also los, lasst mich nicht so lange warten.
    Ich schlief ein und wachte wieder auf, schlief ein und wachte wieder auf.
    So sehr ich mich dagegen wehrte, das Adrenalin wurde
einfach immer wieder von Müdigkeit und sogar Langeweile weggespült, so dass ich öfters für ein paar Minuten wegdämmerte. Hin und wieder kam ich zu mir und hörte die entfernten Schreie irgendwo hinter den Kulissen. Realität und Traumwelt verquirlten die Zeit zu einem undefinierbaren Brei. So döste ich mich durch einen Alptraum, den ich mir höchstwahrscheinlich selbst eingebrockt hatte.
    Eine laut knallende Tür, Schritte im Zimmer, ich war mit einem Schlag hellwach. Wie lange ich an den Stuhl gefesselt dagesessen war, konnte ich nicht einschätzen, aber nach meinen schmerzenden Knochen und abgestorbenen Gliedmaßen zu urteilen war es lang genug. Durch meine undefinierbare Kopfbedeckung drang kaum Licht, ich wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war.
    Ich sagte kein Wort, als sie mich packten und samt dem Stuhl über den Boden schleiften. Sie zerrten mich ein ganzes Stück weit, durch zwei Türen, die sich jeweils hinter uns schlossen. Schließlich kam ich wackelig zum Stehen. Zwei Hände legten sich auf meine Schultern, um mich unsanft zu stabilisieren. Ich atmete ein. Die Warterei ging

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