Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
Vom Netzwerk:
möchte sehr gerne dein Freund sein«, fuhr er fort. »Du kannst zu mir kommen und mir erzählen, wenn jemand böse zu dir gewesen ist oder du dich verliebt hast, und wenn du einfach nur reden willst, dann werde ich dir helfen. Klingt das okay?«
    Jenny nickte und schien zufrieden zu sein. Hamad fiel auch nichts mehr zu diesem Thema ein, also tranken sie ihren Tee, aßen ein paar Brote und unterhielten sich über andere Dinge.
    »Was stimmt denn mit deinem Computer nicht?«, fragte Hamad, nachdem sie fertig gegessen hatten.
    »Er ist so langsam.«
    »Dann hast du wohl eine langsame Verbindung. Du meinst doch bestimmt, dass das Internet langsam ist?«
    »Ja«, bestätigte Jenny.
    »Wenn du Mails schickst oder solche Sachen?«
    »Nein, das geht gut. Aber wenn ich mir Filme angucke, dann bleiben sie immer wieder stehen. Ich will nicht immer so viel warten.«
    »Okay. Wir können probieren, die neueste Version vom Adobe Flash Player zu installieren. Sonst fällt mir auch nichts ein.«
    Sie standen vom Küchentisch auf und gingen in den kombinierten Wohn- und Schlafraum hinüber. Hamad setzte sich in den Sessel und schaltete das Notebook an, das auf dem Tisch stand. Jenny setzte sich neben ihm auf die Sessellehne und schaute zu, wie er Adobes Homepage aufrief und die neueste Programmversion herunterlud. Es ging durchaus zügig, mit der eigentlichen Breitbandverbindung schien es also keine Probleme zu geben.
    »Was möchtest du sehen?«, fragte Hamad rhetorisch. »Wollen wir auf YouTube gehen?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten rief er die Seite auf und klickte auf das beliebteste Video des Tages: einen Ausschnitt aus einem Champions League-Spiel. Sie konnten das ganze Video sehen, ohne dass es zwischendurch hängen blieb.
    »So schwer war das ja nicht!«, sagte Hamad, der sich selbst in keiner Weise für einen Computerspezialisten hielt, und wandte sich wieder Jenny zu.
    »Lass mich mal sehen, ob es mit einem anderen Video auch funktioniert«, sagte sie und stand auf.
    Auch Hamad erhob sich und machte ihr den Platz auf dem Sessel frei. Der Hauch eines wohlriechenden Parfums oder einer Seife streifte ihn, als sie sich bewegte. Sie klickte sich zu ihren Lesezeichen und wählte eines von ihnen aus. Während sie darauf wartete, dass die Seite erschien, drehte sie die Lautstärke auf, und Hamad beschloss, auf die Toilette zu gehen, bevor er sich auf den Weg machte. Aber er blieb gleich wieder stehen, als sich der Bildschirm plötzlich veränderte. Er wurde jetzt von einem Bild eingenommen, das ganz anders war, als er erwartet hatte. Mitten auf dem Bild prangte ein »Play«-Symbol, und bevor er reagieren konnte, hatte sie es angeklickt und der Film lief. Zu menschlichen Lauten und einem monotonen Geräusch, das an Musik erinnerte, vergnügte sich ein teilweise gepixelter, nackter Mann mit einem jungen Mädchen, das die Überschrift als »Lucy in the Sky« bezeichnete. In diesem Zeitalter der fast grenzenlosen öffentlichen Zurschaustellung wäre das allein nicht besonders aufsehenerregend gewesen. Wenn es sich bei dem Mädchen nicht um Jenny gehandelt hätte.
    Hamad trat der kalte Schweiß auf die Stirn. Warum hatte sie überhaupt einen solchen Film eingespielt? Warum hatte sie ihn ins Netz gestellt? Und warum zeigte sie ihn ihm? Die letzte Frage war am einfachsten zu beantworten. Sie hatte ganz offensichtlich kein Wort von dem begriffen, worüber sie sich eben noch unterhalten hatten. Großer Gott!
    Er beugte sich über sie und stellte den Bildschirm aus. Dann drehte er die Lautstärke auf null. Anschließend ging er zum Bett hinüber und setzte sich mit einem Seufzer. Jenny schaute ihn aus großen, erwartungsvollen Augen an, aber er schüttelte nur den Kopf, wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Mochtest du ihn nicht?«, fragte sie verunsichert. Sie spürte vielleicht, dass etwas verkehrt war.
    Er zögerte mit der Antwort, musste erst seine Gedanken sortieren, bevor er tief Luft holte und antwortete.
    »Nein, Jenny, ich mochte ihn wirklich nicht. Ich fand ihn schrecklich.«
    »Aber warum denn? Du hast doch gesagt, dass du mich süß findest.«
    »Du bist süß, wie du jetzt bist, Jenny! Angezogen und ... Ich möchte dich nicht so sehen wie in diesem Film! Was glaubst du, würde dein Papa dazu sagen, wenn er das wüsste? Er würde vollkommen durchdrehen!«
    »Aber du musst es ihm doch nicht erzählen ...?«
    »Darum geht es nicht. Alle anderen, die dich kennen, würden auch ... Warum hast du das getan, Jenny? Warum hast du

Weitere Kostenlose Bücher