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Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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selbst viele Male vorgelesen, als seine eigenen Kinder noch klein waren. Sie saß auf einem Berg aus weichen Kissen und hatte auf jedem Knie ein Kind sitzen. Ein drittes Kind lag mit dem Daumen im Mund direkt neben ihr. Als Sandén den Raum betrat, hielt sie inne und schaute mit einem erstaunten Lächeln zu ihm auf.
    »Jens Sandén, Kriminalpolizei«, sagte er und wurde sich plötzlich bewusst, dass er mit seinen nassen Winterstiefeln direkt in die Kuschelecke der Kinder hineinmarschiert war. »Ich müsste mit Ihnen reden, aber lesen Sie die Geschichte ruhig zu Ende. Ich ziehe mir in der Zwischenzeit die Schuhe aus.«
    Sie machte ein besorgtes Gesicht und folgte ihm mit den Blicken, als er den Raum verließ.
    »Ich wische meine Spuren wieder weg!«, rief Sandén noch aus dem Flur zurück, bevor sie mit ihrer Geschichte fortfuhr.
    Er stellte seine Schuhe an der Eingangstür ab, machte die Personaltoiletten ausfindig und riss einen meterlangen Streifen Toilettenpapier von der Rolle ab. Dann wischte er sorgfältig seine nassen Fußspuren auf, spülte das Papier in der Toilette hinunter und schlich auf Socken zu den Kindern und ihrer Erzieherin zurück.
    »So, den Rest lesen wir morgen!«, sagte die Erzieherin und schlug das Buch mit einem Knall zu, um anzudeuten, dass die Fortsetzung der Geschichte geradezu unerträglich spannend werden würde. »Ich muss ein paar Worte mit dem netten Polizisten wechseln, der gerade zu Besuch gekommen ist. Helft mir bitte noch, die Stifte auf dem Tisch zusammenzuräumen, dann dürft ihr euch danach die letzte Banane teilen.«
    Die Kinder taten bereitwillig, was sie ihnen aufgetragen hatte, was sie, so vermutete Sandén, nicht getan hätten, wenn ihre Eltern sie darum gebeten hätten.
    Mit dem Anlass, den sein Besuch hatte, fühlte er sich nicht gerade wie ein besonders netter Polizist. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er nicht nur hier war, um Informationen zu sammeln, sondern dass sein Auftrag tatsächlich auch darin bestand, eine schreckliche Todesnachricht zu überbringen, und zwar einer Person, die den beiden Kindern nach der Mutter vielleicht am allernächsten stand.
    »Margareta Norlander«, sagte sie und reichte ihm die eine Hand zum Gruß, während sie ihn mit der anderen Hand aus dem Raum winkte. »Wir gehen woandershin, damit wir uns ungestört unterhalten können. Worum geht es?«
    Er folgte ihr durch den Flur in die Küche, ohne auf ihre Frage einzugehen.
    »Setzen wir uns«, sagte Sandén und deutete auf ein paar Stühle, die um einen Tisch herumstanden.
    Mit offensichtlicher Beunruhigung begegnete sie seinem Blick, setzte sich aber ihm gegenüber an den Tisch und legte die Hände vor dem Mund zusammen.
    »Ich glaube nicht, dass ich das jetzt hören möchte«, sagte sie ängstlich.
    »Nein, aber es hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun«, versuchte Sandén sie zu beruhigen. »Es hat mit Ihrer Arbeit zu tun.«
    Er hörte selbst, wie bürokratisch das klang, fuhr aber mit demselben Ernst fort:
    »Tom und Linn – stimmt es, dass sie in diese Gruppe gehen?«
    »Ja, aber sie sind diese Woche nicht da gewesen und wir haben nichts von ihnen gehört.«
    Sie schlug sich die Hände vors Gesicht, und Tränen traten ihr in die Augen, bevor er fortfahren konnte.
    »Kate passt doch immer so gut auf ...«
    »Mit Kate meinen Sie Catherine?«
    Sie antwortete mit einem Nicken.
    »Alle drei wurden heute Vormittag tot aufgefunden«, sagte Sandén so neutral er konnte. »Sie lagen nebeneinander zu Hause in ihrem Bett. Sie sind zusammen gestorben, und die Kinder haben wahrscheinlich gar nicht gemerkt, was mit ihnen geschah.«
    »Und was ist mit ihnen geschehen?«
    Margareta Norlander konnte ihr Weinen nicht unterdrücken, die Tränen rannen in einem steten Strom ihre Wangen hinunter, und ihre Stimme versagte.
    »Für mich ist es auch sehr schwer«, entschuldigte sich Sandén, der selbst Schwierigkeiten hatte, seine Tränen zurückzuhalten.
    Er nahm ihre Hände und fuhr fort:
    »Sie wurden ermordet. Jemand hat ihnen die Kehle durchgeschnitten.«
    »Haben Sie sie gesehen?«, fragte sie schluchzend.
    »Ja«, antwortete Sandén. »Aber ich kann Ihnen versprechen, dass die Kinder nichts gemerkt haben, und es hat friedlich ausgesehen, wie sie alle drei zusammen auf dem Bett lagen.«
    »Und die arme Kate?«
    »Die Untersuchung des Tatorts ist noch nicht abgeschlossen, aber das meiste deutet darauf hin, dass sie bei Bewusstsein war, als es passierte. Aber mit größter Wahrscheinlichkeit musste sie

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