Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
der Post bekommen, seit sie nach Schweden gezogen war. Von ihrem Leben mit Christer Larsson existierten keine Bilder. Die Briefe und Postkarten, die sie besaß, stammten alle von den Philippinen und waren in einer für ihn unbekannten Sprache verfasst. Er würde sie übersetzen lassen.
Sjöberg sah hastig den Inhalt des Schuhkartons durch und legte alles, was mit Catherine Larssons wirtschaftlicher Situation zusammenhing, auf einen besonderen Stapel: Quittungen, Rechnungen, Kontoauszüge und Steuerbescheide. Als er sich ihnen zu widmen begann, fehlte ihm immer noch ein Anhaltspunkt, in welche Richtung er weiterermitteln sollte.
Er musste sich die Beine vertreten, stand auf und ging in den Flur hinaus. Er warf einen Blick in Einar Erikssons Büro. Immer noch leer. Sjöberg fluchte bei dem Gedanken, dass er jetzt selbst die Art von Nachforschungen anstellen musste, die normalerweise Erikssons Job waren: Telefonanrufe bei Behörden, die Suche in Datenbanken und andere Dinge, in denen er keine Routine hatte.
Widerwillig machte er sich an die Arbeit und hatte nach ein paar Stunden immerhin eine gewisse Struktur in Catherine Larssons wirtschaftlichen Aktivitäten entdeckt: Die Wohnung war von ihr selbst bezahlt worden, am ersten Juni 2006, als eine Summe von 2 115 000 Kronen von ihrem Konto bei der SEB auf das des Verkäufers überwiesen worden war. Ein paar Wochen zuvor hatte eine Anzahlung von 235 000 Kronen auf die gleiche Weise den Besitzer gewechselt. Das Geld war in bar auf ihr Konto eingezahlt worden, und zwar in Posten von 20 000 Kronen über ein halbes Jahr verteilt, von ihr persönlich in verschiedenen Stockholmer Filialen der Bank. Seit sie in die Wohnung eingezogen war, wurden darüber hinaus jeden Monat 5000 Kronen auf ihr Konto eingezahlt. Während er mit den verschiedenen Bankfilialen telefonierte, konnte Sjöberg ein paar Personen ausfindig machen, die glaubten, sich an einige dieser Transaktionen erinnern zu können, und alle stimmten darin überein, dass tatsächlich sie selbst diese Einzahlungen vorgenommen hatte. Die Frage war nur, woher dieses Geld eigentlich gekommen war.
Auch in jeder anderen Hinsicht hatte sie sich selbst um ihre finanziellen Belange gekümmert. Über die 5000 Kronen hinaus wurde auch das Kindergeld jeden Monat auf ihr Konto überwiesen. Abgesehen davon hatte sie keine staatlichen Leistungen erhalten. Ihre Rechnungen wurden pünktlich bezahlt, einmal im Monat und von ihr selbst. Das Geld auf dem Konto deckte ziemlich genau die festen Ausgaben, die sie hatte. Die laufenden Ausgaben schien sie mit laufenden Einnahmen beglichen zu haben.
Mithilfe eines Kollegen von der Finanzpolizei konnte sich Sjöberg auch ein Bild von Christer Larssons wirtschaftlicher Situation machen, und es gab nicht den geringsten Hinweis darauf, dass Catherine Larssons Geld von ihm gekommen sein könnte. Auch er hatte ein Konto bei der SEB, sodass er, wenn er es wollte, Geld von seinem eigenen auf ihr Konto hätte bewegen können, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Was er aber offensichtlich nicht getan hatte, denn von irgendwelchen Unterhaltszahlungen gab es keine Spur.
Hatte es in Catherine Larssons Leben einen mysteriösen Wohltäter gegeben? Und wenn ja, wer hätte das sein können? Jemand, der sie liebte? Jemand, der sie auf irgendeine Art ausnutzte, aber trotzdem dafür bezahlte? Jemand, der ihr etwas schuldete? Oder war es tatsächlich ihr eigenes Geld – das zweifellos auf nicht ganz saubere Weise verdient worden, aber immerhin ihr eigenes war?
Sjöberg nahm das Telefon und rief absurderweise die Auskunft an, um sich mit der Telia verbinden zu lassen. Nach ein paar Versuchen landete er an der richtigen Stelle, und nach vielem Hin und Her gelang es ihm, eine Liste der ein- und ausgehenden Gespräche auf Catherine Larssons Anschluss für die vergangenen sechs Monate anzufordern. Er sollte sie innerhalb von zwanzig Minuten zugefaxt bekommen.
Dann schnitt er die oberste Aufnahme aus dem Fotoautomaten ab, klebte sie auf ein weißes Papier und malte mit dem Kugelschreiber einen Kreis um die fremde Frau. Sauber und gut leserlich schrieb er darunter: »Wer kennt diese Frau? Die Polizei in Hammarby muss im Rahmen einer Mordermittlung möglichst schnell Kontakt zu ihr finden. Rufen Sie uns bitte unter folgender Telefonnummer an ...« Schließlich zog er sich die Jacke über und lief mit dem flatternden Papier durch den Flur und die Treppen hinunter.
Eine Viertelstunde später befand er sich in der
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