Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
werden?«
»Jeder Mensch ist anders, auch so etwas haben wir schon gesehen«, konstatierte Sandén, und Sjöberg musste ihm in diesem Punkt widerwillig recht geben. »Aber nachdem er seine Zeugen ermordet hatte, gab es doch nichts mehr, was uns irgendwie auf eine Verbindung zwischen ihm und Catherine Larsson gestoßen hätte?«
»Wir wären dahintergekommen«, sagte Sjöberg überzeugt. »Auch wenn Jamal keinen Verdacht geschöpft hätte, als er den Pullover sah, hätten wir sie irgendwann miteinander in Verbindung gebracht. Das Kindergartenpersonal hätte ihn doch wiedererkannt.«
»Wenn er im Ausland geblieben wäre, hätte ihn nie jemand identifizieren können.«
Sjöberg seufzte verzweifelt, während er herunterschaltete und von der Landstraße abbog, um die letzten vier Kilometer nach Solberga zurückzulegen.
»Spielst du jetzt den Advocatus Diaboli, Jens, oder bist du wirklich nicht meiner Meinung?«
»Ich meine, dass die Beweise für sich sprechen. Wenn Einars blutige Schuhe bei ihm zu Hause stehen, dann hat Einar sie auch getragen, als das Blut darauf kam.«
»Wissen wir wirklich, dass es Einars Schuhe sind?«, fragte Sjöberg optimistisch.
»Wir haben die Quittung gefunden.«
»Es wäre ein Leichtes gewesen, sich Einars Schuhe zu beschaffen, sie während der Morde zu tragen und sie anschließend wieder bei ihm abzustellen.«
»Vielleicht in einem Krimi von Agatha Christie«, erwiderte Sandén bissig. »Aber so geht es im wirklichen Leben nicht zu. Mörder sind übereilt, gestresst, chaotisch und vor allen Dingen meistens betrunken oder unter Drogen.«
»Aber nicht dieser, Jens! Das versuche ich doch die ganze Zeit zu sagen. Dieser Mörder ist eiskalt und systematisch. Die Morde wurden klinisch sauber durchgeführt, ohne jede Schlamperei.«
»Ja, du weißt jetzt jedenfalls, was ich denke.«
Sjöberg hatte das unangenehme Gefühl, dass Sandén nicht der Einzige war, den er gegen sich hatte. Vermutlich war er der Einzige, der noch Hoffnung auf Einars Unschuld hegte. Zum Glück war er derjenige, der das Sagen hatte, und das würde er ausnutzen.
*
Pontus Örstedt stand zwar nicht im Telefonbuch, aber das Einwohnermeldeamt brauchte nur wenige Minuten, um die Adresse für Hamad herauszusuchen. Noch vor zehn Uhr am Donnerstagvormittag stand er vor einer Tür in der Surbrunnsgatan im Stadtteil Vasastan und drückte auf die Klingel. Der Kerl war offensichtlich auf der Hut, denn Hamad wurde nicht eingelassen, bevor er nicht seinen Polizeiausweis vor das Guckloch gehalten hatte.
Der Wohnungsinhaber war ein paar Jahre jünger als er selbst und zeigte einen durchtrainierten Körper, als er ihm in Unterhosen und mit wirrem Haar die Tür öffnete.
»Nachteule?«, bemerkte Hamad.
»Bullenschwein«, konterte Örstedt. »Was zum Teufel ist denn los?«
»Deine Homepage. Amator6.nu. Ich hätte gerne, dass du ein paar von den Schweinereien löschst, die niemanden glücklich machen.«
Pontus Örstedt fuhr sich mit der Hand durch das Haar und lachte. Laut und aufrichtig.
»Ach so, die«, sagte er. »Diese Seite macht vielen Menschen Freude, das kann ich dir sagen.«
»Schon möglich. Aber nicht denen, die dort zur Schau gestellt werden.«
»Du weißt doch, wie die Seite heißt. Aus dem Namen geht hervor, dass es sich um Amateure handelt. Glückliche Amateure, die ihre Aufnahmen selbst an mich geschickt haben und nichts anderes wollen, als zur Schau gestellt zu werden.«
»Ich weiß zumindest von zwei Fällen, bei denen das nicht stimmt. Und von denen möchte ich, dass du sie entfernst.«
»Sonst?«
»Sonst werde ich dafür sorgen, dass du Probleme bekommst«, antwortete Hamad. »Große Probleme.«
»Oh, da bekomme ich aber Angst«, grinste Örstedt. »Willst du mir etwa drohen?«
»Nein, ich stelle nur fest.«
»Wofür willst du mich denn drankriegen?«
»Kupplerei«, schlug Hamad vor.
Örstedts Miene verdunkelte sich, was Hamad als gutes Zeichen deutete. In gewisser Weise zumindest.
»Ruf die Seite auf«, befahl er, worauf Örstedt die Tür hinter ihnen schloss und mit dem Polizisten im Schlepptau in die Küche ging, wo der Rechner auf dem Tisch stand.
Hamad schaute sich um und bemerkte, dass die Einrichtung schlecht zu dem jungen Mann passte, der dort wohnte.
»Wohnung zur Untermiete?«, tippte er. »Schöne Spitzengardinen.«
Örstedt antwortete nicht, hatte aber die Seite sofort aufgerufen.
»Welche willst du jetzt haben?«, fragte er mürrisch.
»›Lucy in the Sky‹ und ›Bad cop, good
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