Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
Informationen liefern würde.
»Ein Paar Schuhe, genauer gesagt, Turnschuhe, passte zu den Spuren, die wir in der Wohnung und im Treppenhaus gefunden haben. Wir haben auch das Blut eines der Opfer auf ihnen gefunden.«
»Das von Catherine Larsson?«
»Ja. Gut oder schlecht?«
»Sowohl als auch. Kommt darauf an, wie man es sieht.«
»Das ist alles, was ich habe.«
»Danke, Bella.«
Missmutig beendete er das Gespräch und versank in Grübeleien. Er setzte den gesamten Handlungsverlauf zusammen und ging ihn im Kopf durch, während er fuhr. Einar war also wie an jedem anderen Samstag aufgestanden und hatte sich ins Auto gesetzt, um sich nach Fellingsbro zu begeben. Er war denselben Weg gefahren, den er selbst heute fuhr. Dann hatte er den Tag bei seiner kranken Frau im Pflegeheim verbracht, sich am Abend wieder in den Wagen gesetzt und war nach Hause gefahren. Irgendwann nach elf Uhr dort angekommen, hatte er das Auto geparkt und war zu Catherine Larssons Wohnung gegangen. Oder zu Kate, wie er sie bestimmt genannt hatte. Wahrscheinlich hatte sie ihn ohne Weiteres eingelassen. Wenig später hatte er ihr im Badezimmer die Kehle durchgeschnitten, um kurz darauf dasselbe mit ihren zwei schlafenden Kindern zu machen. Anschließend hatte er die Wohnung am Trålgränd 5 verlassen, war zurück zur Eriksdalsgatan gegangen, hatte die Schuhe gewechselt und war geflohen.
Einar Eriksson. Ein Polizist mit tadelloser Vergangenheit. Sein Kollege seit vielen Jahren. Ein Mann, der nie viel Aufhebens um sich gemacht hatte, ein mürrischer Typ zwar, aber ohne große Macken. Warum um alles in der Welt hätte er sich die Mühe machen sollen, zwischendurch die Schuhe zu wechseln? Und zu allem Überfluss noch die blutigen Schuhe in seiner Wohnung zurücklassen, als wollte er seinen Kollegen beweisen, dass er die schrecklichen Morde wirklich begangen hatte? Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass sie ihn mit Catherine Larsson in Verbindung bringen würden, und vielleicht hätten sie es auch tatsächlich nie getan, wenn Hamad nicht an diesem Pullover gerochen hätte. Und dennoch, man hatte – obwohl Einars Fingerabdrücke praktisch überall in der Wohnung zu finden waren – festgestellt, dass sie sowohl auf der Klinke zur Wohnungstür als auch auf dem Griff des Wasserhahns fehlten; die einzigen Gegenstände, von denen man mit Sicherheit wusste, dass der Mörder sie mit seinen Händen berührt haben musste.
Irgendetwas stimmte hier nicht. Einars Verschwinden und seine Verwicklung in diesen Fall waren der entscheidende Punkt in den Ermittlungen, aber war er wirklich der Mörder? Sjöberg redete sich ein, dass das nicht sein konnte. Aber wie war es dann gewesen? Hatte Einar einfach nur im Weg gestanden und war damit zur Zielscheibe für die brutalen Launen eines anderen geworden? Eines Menschen, der aus irgendeinem Grund eine Rechnung mit Catherine Larsson offen hatte und der darüber hinaus die Gelegenheit nutzte, den Verdacht der Polizei auf einen der ihrigen zu lenken.
Aber mehr als alles andere fragte er sich, wie die beiden armen Kinder ins Bild passten. Die Gewalt, der die beiden schlafenden Kleinen, zwei und vier Jahre alt, ausgesetzt worden waren, passte nicht einmal zu einem Amok laufenden Junkie, geschweige denn zu einem altgedienten Polizisten wie Einar. Da blieb nur noch ein ehemaliger kongolesischer Kindersoldat oder ein ähnliches Kaliber, dachte Sjöberg resigniert. Aber so einer war ihnen im Laufe der Ermittlungen noch nicht untergekommen, und auf den Philippinen hatten die Leute wohl andere Probleme. Die Kinder mussten also Zeugen gewesen sein: Sie hatten den Mord an ihrer Mutter gesehen (was nicht sein konnte, da sie geschlafen hatten), sie hatten den Mörder am selben Abend am Tatort gesehen oder etwas ganz anderes, was der Polizei noch unbekannt war.
Das galt natürlich nur, wenn das Motiv nicht Rache war, eine Möglichkeit, die sie zu Beginn der Ermittlungen schon einmal in Erwägung gezogen hatten. Die Rache hätte sich in diesem Fall entweder gegen die Mutter der Kinder gerichtet, wäre dann aber wenig geglückt gewesen, da sie vor den Kindern starb; oder gegen den Vater – was auch wenig schlüssig wirkte, da sein Interesse an den Kindern schon längst erloschen war. Oder, fiel Sjöberg plötzlich ein, die Rache hatte auf Einar gezielt, der doch von den bestialischen Morden am härtesten getroffen worden war. Auf ihn dann auch noch den Verdacht der Polizei zu lenken, bedeutete zusätzliches Salz in die
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