Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
federleichten Tritten auf der Matte konnte er plötzlich hören, wie die Tür geöffnet wurde und gleichzeitig Bachs Badinerie als Klingelton aus derselben Richtung erklang. Er hoffte, dass den Misshandlungen damit ein Ende gesetzt würde, aber er irrte sich. Westman fuhr mit unverminderter Kraft fort, ihn weiter zu malträtieren, bis sein Rettungstrupp überhaupt begriff, was sich hier abspielte und ihm zu Hilfe eilte. Von hinten ergriffen sie Westmans schweißnasse Arme und zogen sie von ihm weg, während er auf die Matte sank und sich zusammenkrümmte.
Sobald er sich ein wenig erholt hatte und die Augen aufschlug, sah er, dass sich Holgersson mit bedeutungsschwerer Miene über ihn beugte und ihm das Gesicht mit einem nassen Handtuch abtupfte. Hamad wollte sich einen Überblick über die Situation verschaffen, und mit verschwommenem Blick schaute er zur Tür hinüber. Dort stand Roland Brandt, der Polizeidirektor, mit dem Handy in der Hand und betrachtete ihn mitleidig. In der hintersten Ecke des Raums entdeckte er schließlich Petra, und diesen Anblick sollte er noch lange im Gedächtnis behalten.
Mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht hatte sie sich – die Hände noch immer in den Handschuhen, zurückgelehnt, als würde sie in einer richtigen Ringecke sitzen. Der stellvertretende Polizeidirektor Gunnar Malmberg hatte sich über sie gebeugt, links und rechts von ihrem Gesicht mit den Händen an die Wände gestützt, und redete leise auf sie ein. Offensichtlich war er derjenige gewesen, der Hamad von der durchdrehenden Amazone befreit hatte. Jetzt versuchte er wahrscheinlich, sich ein Bild davon zu machen, was passiert war, und ermahnte sie diskret.
Hamad wusste nicht, ob er nur Sekunden oder ganze Minuten mit herumwirbelnden Gedanken auf dem Boden gelegen hatte, aber die seltsame Stimmung war im selben Augenblick verflogen, als Malmbergs Telefon klingelte. Ein sehr bekanntes Musikstück, dessen Name Hamad in seinem dämmerigen Zustand nicht einfiel, klang durch den Raum, und dadurch wurde alles auf eine seltsame Weise wieder in einen Zustand versetzt, der an Normalität erinnerte. Holgersson streckte eine Hand aus und half ihm, auf die Beine zu kommen. Brandt schüttelte den Kopf, drückte mit dem Daumen auf seinem Handy herum, hielt es dann an sein Ohr und verließ den Raum. Malmberg trat einen Schritt zur Seite, um Petra Platz zu machen, die sich, immer noch lächelnd, an ihm vorbeidrückte und Hamad einen nichtssagenden Blick zuwarf, als sie auf dem Weg nach draußen an ihm vorbeikam. Holgersson gab ihm einen Klaps auf den Rücken und verließ ebenfalls das Trainingslokal. Hamad machte ein paar unsichere Schritte und bückte sich, um sein Handtuch und die Wasserflasche aufzuheben, während Malmberg den Anruf beantwortete.
»Aha? Ja. Nein, das weiß ich nicht.«
Ihre Blicke begegneten sich, als Hamad sich in der Tür noch einmal umdrehte, aber Malmberg war mit seinen Gedanken ganz woanders.
»Sprich mit Lu ... oder mit diesem neuen Mädchen. Jenny. Klar. Kein Problem.«
Hamad gab sich jedenfalls alle Mühe, möglichst dankbar auszusehen, und nickte ihm zu, bevor er Richtung Umkleidekabine davontrottete.
Er saß eine Viertelstunde in der Sauna, um seine steifen und schmerzenden Glieder zu entspannen, nahm eine lange Dusche und fühlte sich trotz allem einigermaßen in Form, als er in sein Büro zurückkehrte, um noch eine Weile zu arbeiten. Um eine Gehirnerschütterung schien er herumgekommen zu sein, und mit ein paar blauen Flecken würde er leben können. Aber mit der Seele war es schlimmer. Dass er sich vor den Augen des Polizeidirektors und seiner Umgebung lächerlich gemacht hatte, war schlimm genug, aber wie sollte er in Zukunft mit Petra umgehen? Wie konnten sie weiter zusammenarbeiten, wenn sie ganz offensichtlich bereit war, ihn totzuschlagen, sobald sich die Gelegenheit dazu bot?
Eine Entschuldigung erwartete er nicht – und er brauchte sie auch nicht –, aber er musste zusehen, dass er eine vernünftige Chance bekam, mit ihr zu reden, er musste ihr Vertrauen wiedergewinnen. Und zwar so schnell wie möglich; schließlich befanden sie sich mitten in einem komplizierten Fall, der ihnen alles abverlangte. Interne Konflikte waren das Letzte, was sie jetzt brauchten. Vielleicht war es ja das Beste, Sjöberg um Hilfe zu bitten, als eine Art Vermittler? Nein, der hatte selbst genug Sorgen, galt doch einer seiner Männer als Hauptverdächtiger für einen Dreifachmord. Und dann arbeitete Sandén
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