Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
Name ist Alan«, sagte Meredith grob. »Und das weißt du ganz genau! Und ich habe nicht mit ihm ›herumgehangen‹, wie du es nennst!«
In der anderen Ecke des Büros lachte Polly auf. Meredith spürte, wie ihr Ärger verflog. Es war sinnlos, sich über irgendetwas aufzuregen, was Toby sagte oder tat. Toby war Toby, und die Osterferien standen vor der Tür, Herrgott noch mal.
»Dann hat es also keinen Sinn, wenn ich mir weiter Hoffnungen mache?«, fragte Toby. Er seufzte melodramatisch, und Polly kicherte.
»Du hattest noch nie einen Grund, dir Hoffnungen zu machen«, entgegnete Meredith. »Trotzdem, ich freue mich, dich zu sehen.«
»Ich konnte doch nicht ins Foreign Office kommen, ohne dich zu besuchen.« Toby stemmte die Hände auf den Schreibtisch und beugte sich vor. »Ich hatte überlegt, das heißt, falls du dich nicht nach Feierabend gleich in die Arme von Mister Recht und Ordnung wirfst, ob ich dich zum Mittagessen ausführen darf?«
»Nicht, wenn du ihn Mister Recht und Ordnung nennst!«
»’tschuldige. Komm schon, lass uns zusammen essen gehen. Ich verspreche, dass ich ihm keine respektlosen Namen mehr geben werde. Wir können uns unterhalten, über die alten Zeiten reden und …« Toby zögerte kurz. »Ich bin ziemlich froh, dass ihr noch zusammen seid, du und Markby. Weil ich nämlich ein Problem habe. Das heißt, nicht ich, sondern ein Freund von mir. Markby könnte ihm vielleicht einen Rat geben.«
Meredith schüttelte den Kopf. »Wenn dein Freund ein Problem mit dem Gesetz hat, dann sollte er sich vielleicht an einen Anwalt wenden. Alan ist keine Briefkastentante. Wenn es wirklich eine Polizeiangelegenheit ist, dann ist es noch einfacher. Dein Freund sollte zur nächsten Polizeistation gehen und dort mit jemandem reden. Alan kann sich nicht in fremde Zuständigkeitsbereiche einmischen. Wenn es eine Ermittlung wegen eines ernsten Verbrechens gibt, die außerhalb seines Gebiets stattfindet, dann muss er sich mit der lokalen Polizei arrangieren, aber das macht er bestimmt nicht wegen eines kleinen Problems, das ein Freund von einem Freund hat. Das weißt du ganz genau, Toby!«
»Ah«, entgegnete Toby unverzagt. »Aber das Problem liegt in Markbys Zuständigkeitsbereich. In eurer Ecke – deswegen ist er der ideale Ansprechpartner.«
Meredith seufzte. Toby war noch nie Alans Lieblingsbekanntschaft gewesen. Sie spürte instinktiv, dass eine Bitte, Toby zu helfen, auf taube Ohren stoßen würde. Doch Toby stand vor ihr und sah sie so voller Hoffnung an, und er war ein alter Freund. Man ließ alte Freunde nicht hängen. Sie musterte ihn. Ordnung war schon immer ein Fremdwort für ihn gewesen. Sein Anzug war so verknittert, dass es aussah, als hätte er den Flug von Peking nach London darin verbracht. Doch Toby gehörte nicht zu der Sorte von Leuten, die in einem Anzug reisten. Er hatte ihn wahrscheinlich in seinem Koffer zerdrückt. Der oberste Hemdenknopf war offen, und der Knoten seiner Krawatte hing fünf Zentimeter darunter. Plötzlich wurde Meredith bewusst, dass sie sich aufrichtig freute, ihn zu sehen.
»Natürlich gehe ich mit dir essen«, sagte sie.
Toby, der sich mental wahrscheinlich immer noch in Peking aufhielt, führte sie zu einem Restaurant in Chinatown. Es war voll, alle Tische besetzt, und die Kellner eilten hin und her. Die Aktivitäten und das Stimmengewirr ringsum bedeuteten, dass sie sich ungestört und vertraulich unterhalten konnten.
»Mal im Ernst«, sagte Toby, nachdem sie ihre Bestellungen aufgegeben hatten. »Meinen Glückwunsch und alles zu deiner bevorstehenden Heirat. Aber wieso hast du deine Meinung geändert? Ich weiß ja, dass er von Anfang an scharf darauf war, dich zu heiraten, aber ich hatte immer den Eindruck, dass du nicht wolltest.«
»Ich hab meine Meinung nicht geändert. Ich hab nur länger gebraucht, um mich zu entscheiden.«
Verdammt lange. Die Vorstellung zu heiraten, zur Ruhe zu kommen, hatte früher stets Panik in ihr aufsteigen lassen. Eigenartigerweise, nachdem sie sich endlich dazu entschlossen hatte, waren ihre Bedenken verschwunden.
»Das große Ereignis findet im Sommer statt, sagst du? Ich würde gerne auf deiner Hochzeit tanzen, aber mit ein wenig Glück hab ich bis dahin einen neuen Posten. Nein, sorry, das klingt, als wollte ich nicht kommen – du weißt, wie ich es gemeint habe. Wenn ich irgendwo in Europa bin, finde ich bestimmt einen Weg zu kommen – falls ich eingeladen bin, heißt das.«
»Selbstverständlich bist du eingeladen. Wir haben
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