Und so verlierst du sie
verabredest du dich wie ein Irrer, und jedes Mal, wenn nichts daraus wird, bist du überzeugt, du hättest Probleme mit Mädchen in deinem Alter. Ihretwegen.
Jedenfalls sprichst du nicht darüber. Bis zum letzten Collegejahr, als du die mujerón deiner Träume kennenlernst, das Mädchen, das seinen moreno-Freund für dich verlässt, das dein Herz in beide Hände nimmt. Ihr vertraust du endlich. Ihr erzählst du es.
Diese irre Schlampe gehört verhaftet.
So war das nicht.
Die sollte noch heute eingebuchtet werden.
Trotzdem tut es gut, jemandem davon zu erzählen. Insgeheim hast du gedacht, sie würde dich hassen – alle würden dich hassen.
Ich hasse dich doch nicht. Tú eres mi hombre, sagt sie stolz.
Als ihr zusammen zu dir fahrt, spricht sie deine Mutter darauf an. Doña, es verdad que tu hijo taba rapando una vieja?
Deine Mutter schüttelt angewidert den Kopf. Er ist genau wie sein Vater und sein Bruder.
Dominikanische Männer, was, Doña?
Die drei sind schlimmer als die anderen.
Danach bringt sie dich dazu, bei Miss Loras Haus vorbeizugehen. In ihrer Wohnung brennt Licht.
Ich werde mal ein Wörtchen mit ihr reden, sagt die mujerón.
Bitte nicht.
Doch, werde ich.
Sie hämmert gegen die Tür.
Negra, bitte nicht.
Mach die Tür auf!, ruft sie.
Niemand öffnet.
Danach redest du wochenlang nicht mehr mit der mujerón. Eine eurer dramatischen Trennungen. Aber irgendwann seid ihr beide bei einem Konzert von A Tribe Called Quest, und sie sieht dich mit einem anderen Mädchen tanzen und winkt, und das reicht. Du gehst zu ihr und ihren fiesen Freundinnen aus der Studentinnenverbindung. Sie hat sich wieder den Schädel rasiert.
Negra, sagst du.
Sie zieht dich mit in eine Ecke. Es tut mir leid, dass ich mich nicht beherrschen konnte. Ich wollte dich nur beschützen.
Du schüttelst den Kopf. Sie schmiegt sich an dich.
15
Die Abschlussfeier: Es überrascht dich nicht, sie dort zu sehen. Nur, dass du es nicht vorhergesehen hast. Eine Sekunde, bevor du dich mit der mujerón der Prozession anschließt, siehst du sie in einem roten Kleid allein dastehen. Sie hat endlich etwas zugenommen; es steht ihr. Später entdeckst du sie, als sie allein den Rasen vor dem Verwaltungsgebäude überquert, in der Hand einen Doktorhut, den sie aufgehoben hat. Deine Mutter hat sich auch einen geschnappt. Hat ihn zu Hause an die Wand gehängt.
Es endet damit, dass sie aus London Terrace wegzieht. Die Preise steigen. Die Bangladescher und Pakistaner ziehen her. Ein paar Jahre später zieht auch deine Mutter weg, hoch zur Bergenline.
Als es mit der mujerón vorbei ist, tippst du ihren Namen in den Computer ein, aber sie taucht nirgendwo auf. Bei einer Reise in die DR fährst du nach La Vega und fragst herum. Du zeigst sogar ein Foto, wie ein Privatdetektiv. Es zeigt euch beide bei eurem einzigen Ausflug zum Strand, in Sandy Hook. Ihr lächelt beide. Und ihr blinzelt beide.
LIEBE FÜR FREMDGÄNGER
Jahr 0
Deine Freundin erwischt dich beim Fremdgehen. (Na ja, eigentlich ist sie deine Verlobte, aber he, bald ist das so was von egal.) Sie hätte dich mit einer sucia erwischen können oder mit zweien, aber weil du ein völlig bescheuerter cuero bist, der seinen Gelöscht-Ordner nie leert, erwischt sie dich mit fünfzig! Gut, verteilt auf sechs Jahre, aber trotzdem. Unfassbare fünfzig Mädchen? Ver
dammt
nochmal. Wärst du mit einer supertoleranten blanquita verlobt, hättest du es vielleicht überlebt – aber du bist nicht mit einer supertoleranten blanquita verlobt. Deine Freundin ist eine knallharte salcedeña, die nicht viel von Toleranz hält, und das Einzige, vor dem sie dich gewarnt hat, von dem sie geschworen hat, sie würde es dir nie verzeihen, ist fremdzugehen. Ich zerhacke dich mit einer Machete, hat sie dir versprochen. Und natürlich hast du geschworen, du würdest es nicht tun. Du hast es geschworen. Du hast es geschworen.
Trotzdem hast du es getan.
Ein paar Monate wird sie noch bleiben, weil ihr lange zusammen wart. Weil ihr zusammen viel durchgestanden habt – den Tod ihres Vaters, den Irrsinn um deine Festanstellung, ihr Juraexamen (das sie im dritten Anlauf bestand). Und weil man Liebe, wahre Liebe, nicht einfach so abstreift. Im Laufe von qualvollen sechs Monaten fliegt ihr in die DR , nach Mexiko (zum Begräbnis eines Freundes), nach Neuseeland. Ihr geht am Strand spazieren, an dem
Das Piano
gedreht wurde, was sie sich schon seit einer Ewigkeit wünscht, und jetzt gibst du voll reumütiger Verzweiflung
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