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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Katze nicht gleich aus dem Sack zu lassen, sondern den Präfekten noch ein wenig hinzuhalten. »Weshalb war eigentlich der Herr von Poelschau im Stadtgefängnis?«, erkundigte er sich in beiläufigem Ton.
    »Poelschau?« Cavalcanti schien ehrlich verwirrt.

    »Ich weiß, dass er dort war, und ich weiß, dass Sie ihn herausgeholt haben.«
    Cavalcantis Mimik entspannte sich. »Das meinen Sie. Es war nichts von Belang, Belang. Sie kennen doch die Leute. Irgendein Neider hat ihn verleumdet, verleumdet.«
    »Womit denn?«, beharrte Prospero.
    »Er soll Mädchen auf offener Straße unsittliche Anträge gemacht haben, gemacht haben.«
    »Was für Anträge? Und was für Mädchen?«, fragte Prospero wie aus der Pistole geschossen.
    »Mit derlei Angelegenheiten beschäftige ich mich nicht, mich nicht!«, brauste der Präfekt auf. »Kommen Sie zur Sache. Was wollen Sie von mir?«
    »Sie wissen es.«
    Der Präfekt riss entnervt die Augen auf. »Was weiß ich?«
    »Der ehrenwerte Monsignore Spigola hat Ihnen doch gestern einen Besuch abgestattet.« Cavalcanti nickte.
    »Ich habe die gleiche Frage, die er gestellt hat.«
    »Der Kardinalvikar...«
    »... wird dir das Händchen halten, wenn du verbrannt wirst.«
    Der Präfekt erbleichte. Prospero konnte hinter seiner schwitzenden Stirn förmlich die Gedanken rattern hören. War Ganieri etwa in Ungnade gefallen, vielleicht schon verhaftet, und er wusste nur noch nichts davon? So etwas konnte in Rom schnell gehen. Die Gunst des Papstes erwies sich hier nicht selten als allzu flüchtiges Gut.
    Prospero dachte indes still bei sich, dass das doch ein wenig starker Tobak war, den er da aufbot. Was hatte Caprara gesagt: leise, geräuschlos... Na ja, das kam wohl nicht so ganz hin, vielleicht war es sogar eher das Gegenteil, aber man erfuhr nichts, wenn man nicht gehörig auf den Busch
klopfte. Er beschloss, noch etwas schärfer heranzugehen, und war selbst gespannt, wie weit er das Spiel würde treiben können.
    »Also Dreckskerl, erzähl mir von den Mädchen.« Prospero mochte die Ausdrucksweise zwar nicht, aber wenn er nicht wollte, dass sein Bluff aufflog, dann musste er den Präfekten immer weiter demütigen, so dass dieser erst gar nicht auf die Idee käme, ihn zu fragen, wer er war und was ihn überhaupt zu diesem Verhör berechtigte. Denn in dem Augenblick, in dem er eingestehen müsste, dass er nur Hilfsauditor war, bräche seine ganze Drohkulisse zusammen, und er würde nichts mehr erfahren. Vielleicht würde er sogar das Schicksal Spigolas teilen, denn welchen Präfekten der Rioni der alte Auditor zuletzt besucht hatte, wusste Prospero nicht. Er spielte in mehrfacher Hinsicht ein riskantes Spiel. Noch schien es zu funktionieren. Der Polizeipräfekt rutschte wie ein Verdächtiger unsicher auf dem Stuhl hin und her. »Es tut mir aufrichtig leid, was dem alten Alfredo widerfahren ist, widerfahren ist. Er war der Beste, der Beste. Das hat er nicht...«
    »Die Mädchen, Dreckskerl!«
    Cavalcanti wand sich wie eine Schlange, wobei seine Finger vor seinem Körper flatterten, als wären sie Insektenschwärme.
    »Gut, ich habe aber niemals offiziell darüber geredet, darüber geredet.«
    Prospero spürte, dass der Präfekt ihn einlullen wollte. Er beschloss, den Druck zu erhöhen, und sprang deshalb zum Schein so zornig auf, dass der Stuhl scheppernd zu Boden fiel.
    »Ich lass dich auf einen glühenden Sporn setzen, du verschwendest nur meine Zeit!« Er strebte auf die Flügeltür
zu und hoffte inständig, dass seine Finte Wirkung zeigen und der Präfekt ihn zurückrufen würde. Jetzt würde sich entscheiden, ob er etwas erführe oder unverrichteter Dinge wieder abziehen müsste. Heilige Jungfrau Maria, es ist nicht fein, aber bitte verzeih mir die Sünde und hilf mir, Madonna mia, betete er stumm.
    »Bitte, kommen Sie zurück«, kapitulierte der andere. Prospero atmete unhörbar auf. Nun wusste Cavalcanti, dass Prospero Lambertini das Verhörhandwerk beherrschte. In seinem Rücken vernahm Prospero Geräusche, die darauf schließen ließen, dass der Präfekt aufgestanden war und den umgestoßenen Stuhl wieder hinstellte.
    »Bitte!«, wiederholte Cavalcanti. Jetzt hatte er den Präfekten genau dort, wo er ihn haben wollte. Er kehrte gnädig zurück, ließ sich erneut auf dem Stuhl nieder und sah den Präfekten kalt und emotionslos an.
    »Wir haben die strikte Anweisung des Kardinalvikars...« Prospero deutete an, dass er aufstehen würde.
    »Sieben!«, rief der Präfekt

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