Und stehe auf von den Toten - Roman
hastig.
»Sieben?«
»Sieben Mädchen im Alter zwischen fünfzehn und achtzehn, zwischen fünfzehn und achtzehn sind im letzten halben Jahr aus meinem Rione verschwunden, verschwunden.«
»Die Namen.«
»Stronzio!«, brüllte der Präfekt. Es war, als ob der Sbirre an der Tür gelauscht hatte, er war auf jeden Fall unverzüglich zur Stelle.
»Hol die Liste der Entführungen des Teufels.«
»Des Teufels?«, echote Prospero.
»Ja, weil nur ein Teufel es fertigbringt, diese Töchter am helllichten Tag, am helllichten Tag unter der Aufsicht ihrer
Väter zu rauben. Marcello ist ein kräftiger und gewitzter Tischler, gewitzter Tischler. Keiner im Viertel würde es wagen, mit ihm auch nur den geringsten Strauß anzufangen, Strauß anzufangen. Weg, seine Tochter, einfach so von der Rechten ihres Vaters entführt, entführt. Und Claudio, ein ehemaliger Landsknecht, Landsknecht, meinen Sie, dass seine Tochter auch nur einer ungestraft anstarren durfte, anstarren durfte mit auch nur einem Funken Lust im Augenwinkel? Verschwunden. Und dabei war auch sie mit ihrem Vater unterwegs, unterwegs.« Cavalcanti schüttelte mit übertriebener Fassungslosigkeit den Kopf. »Ich bin kein Schwein, Monsignore, kein Schwein, nur weil ich keine Familie gegründet habe. Ich fühle mit den Vätern, mit den Familien mit, die dieser Fluch getroffen hat, Fluch getroffen hat.«
»Haben Sie ermittelt?«
»Sie wissen doch, dass es verboten...« Prospero schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab.
»Nun gut, erst ja, dann wurde ich gerüffelt, und schließlich wurde Alfredo viehisch umgebracht, viehisch umgebracht. Uns allen zur Warnung! Damit wurde allen Präfekten und Untersuchungsrichtern vorgeführt, was demjenigen widerfährt, der Untersuchungen in dieser Causa anstellt. Was glauben Sie? Wenn die Verbrecher sogar einen Mann wie Spigola ermorden können, wer ist dann noch sicher vor ihnen, sicher vor ihnen. Darum ging es. Um nichts anderes. Vielleicht hat er etwas in Erfahrung gebracht, vielleicht auch nicht. Das ist nicht wichtig. Er hat begonnen, in diesem Fall zu ermitteln, zu ermitteln. Darin bestand seine Schuld, das allein genügte, genügte.«
Prospero steckte die Liste, die Stronzo gebracht hatte, ein. Er fühlte sich auf einmal sehr allein. Er hatte keine
Fragen mehr, oder doch, eine noch. »Wer hat Alfredo Arcimboldo Spigola getötet? Er hatte an dem fraglichen Tag nur die Präfekten der Rioni einen nach dem anderen befragt, niemanden sonst. Nur sie wussten demnach, dass er Nachforschungen anstellte. Wer also?«
»Kein Präfekt.«
»Sicher?«
»Wer kann sicher sein, sicher sein, wenn der Teufel die Karten mischt?«
Prospero erhob sich. »Ach, wann haben Sie eigentlich zuletzt mit dem Auditor gesprochen?«
»Wir haben zusammen zu Mittag gegessen, gegessen, bei Rospoli.« Auch der Präfekt war aufgestanden. Prospero wandte sich zum Gehen. Cavalcanti hatte zu seiner alten Selbstbeherrschung zurückgefunden und rief ihm hinterher: »Wer immer Sie auch sein mögen, Signor, passen Sie sehr gut auf sich auf, auf sich auf!«
Prospero fragte sich, ob das eine Warnung oder eine Drohung war.
27.
E r wollte gerade aus der Tür in den strömenden Regen hinaustreten, da drückte eine kompakte Gestalt ihn in den Hausflur zurück. Der Fremde triefte vor Nässe. Schnell bildete sich eine kleine Lache um seine Füße. Erst jetzt erkannte Valenti Gonzaga den Rabbiner Tranquillo Vitali Corcos, dessen Gesicht von einem breitkrempigen Hut verschattet wurde.
»Sie? Bei diesem Regen? Ist etwas passiert?«
»Ich muss dringend mit Ihnen reden.«
»Kommen Sie!« Der Graf ging voraus und führte den unerwarteten Besucher in seine Wohnung. Er wies seinen Diener an, eine heiße Milch mit Honig für den Gast zuzubereiten. Dem Rabbiner wurde der nasse Mantel abgenommen und ein Tuch gereicht, mit dem er sich Gesicht und Hände abtrocknen konnte. Dann gingen sie in die Bibliothek des Grafen. Während Corcos sich mithilfe der heißen Honigmilch aufwärmte, schaute er sich neugierig um, was Valenti nicht ohne Stolz beobachtete.
»Eine schöne Bibliothek. Wie ich sehe, sind Sie mit Philo von Alexandria vertraut - über ihn sollten wir uns mal unterhalten.«
»Sind Sie deswegen gekommen?«
»Nein, obwohl mir der Anlass mehr Freude bereitet hätte.«
Dann fiel der würdige Mann plötzlich ohne Vorwarnung vor ihm nieder und hob bittend die Arme. »Ich beschwöre Sie...«
»Was tun Sie da? Erheben Sie sich!«, fiel ihm der Graf fassungslos ins Wort
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