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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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nachdenklich die Stirn. »Ja, jetzt erinnere ich mich ganz genau. Ich breitete Ihren Pyjama in Kabine B aus, deckte das Bett auf und stellte die Milch und die Kekse dort bereit. Da ich wußte, daß Sie wahrscheinlich noch etwas in Ihr Tagebuch schreiben würden, holte ich dieses und auch einen Stift, und legte beides auf den Schreibtisch in Kabine B.«
    »Aber natürlich!« rief Henry aus. »Die Tür stand offen, Sie waren da, und in meiner Benommenheit fiel mir gar nicht auf, daß ich mich inzwischen in Kabine B befand.«
    Sunday wandte sich an Jack Collins. »Jack, nehmen wir eine Axt und brechen wir die Rückwand des Schrankes nebenan auf.«
    Eine Viertelstunde später blickte der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten von den vergilbten Seiten auf, die er gerade studiert hatte. »Es ist alles da«, meinte er bewegt. »Jack, holen Sie mir das Spezialtelefon. Ich muß sofort mit Präsident Ogilvey sprechen.«
    Kurz darauf hatte Henry seinen Amtsnachfolger am Apparat und las ihm die letzten Worte von Garcia del Rio vor:
    Schweren Herzens ordne ich die Verhaftung meiner Frau, Señora Angelica del Rio, und ihres Vaters, Generalissimo José Imperate, wegen des Vorwurfs des Verrats und der Unterschlagung an.
    Ich habe erfahren, daß am nächsten Dienstag ein Attentat auf mich verübt werden soll. Der Informant ist nicht sicher, ob es auf der Fahrt vom Palast zum Kongreß oder später bei dem Bankett geschehen wird, das ich für die führenden Politiker meiner Partei gebe. Der neue Koch, den meine Frau eingestellt hat, plant vielleicht, uns alle zu vergiften. Außerdem haben meine Frau und ihr Vater vermutlich für meine Wehrlosigkeit gesorgt, indem sie die guten und ehrlichen Männer, die mich schon seit Jahren bewachen, unter verschiedenen Vorwänden entlassen haben. Sie wurden durch bezahlte Mörder ersetzt. Als ihr Anführer fungiert ein Mann, von dem ich weiß, daß er ein entfernter Verwandter von Angelica ist. Er heißt Congor Reuthers und wuchs in England auf.
    Weiterhin klage ich meine Frau des Verbrechens der Unterschlagung an. Sie hat den Wohltätigkeitsorganisationen, denen sie vorsteht, viele Millionen Dollar gestohlen, die für die Armen unseres Lande bestimmt waren. Die folgende Liste von Konten in der Schweiz soll meine Behauptung beweisen.
    »Da steht es schwarz auf weiß, Des«, meinte Henry abschließend. »In meinem Tagebucheintrag heißt es, daß Garcia del Rio heimlich seinen Teller mit dem seiner Frau vertauschte, als mein Vater aufstand, um seine Rede zu halten. Wahrscheinlich war er immer wachsam, obwohl er nicht damit rechnete, in dieser Nacht vergiftet zu werden.
    Außerdem war mir aufgefallen, daß die Crème brûlée irgendwie nach Medizin schmeckte. Madames persönlicher Koch, der sie überall hin begleitete, hatte sie zubereitet.
    Vermutlich wurde uns allen ein Betäubungsmittel verabreicht, damit niemand del Rio zu Hilfe kommen konnte.
    Ich bemerkte, daß Madame del Rio ihre Nachspeise nicht anrührte. Doch da sie darauf bestand, kostete ihr Mann einen Löffel voll von ihrem Teller.«
    Seufzend hielt Henry inne. »Offenbar wurde er überwältigt, obwohl er kaum etwas davon zu sich genommen hatte. Und nun, mein Freund, sind Sie dran.«

    Er reichte Jack Collins das Telefon und drehte sich zu Sunday um. »Es ist vorbei, Liebling.«
    »Es ist wirklich ein Glück«, sagte Sunday gerührt, als sie und Henry eine Woche später zusahen, wie der neu gewählte Premierminister Miguel Alesso in Costa Barria dem jubelnden Volk zuwinkte.
    »Er wird sein Land gut regieren«, stimmte Henry zu.
    »Und er wird Garcia del Rios Traum verwirklichen –
    Menschenrechte, Demokratie, eine gesunde Wirtschaft und Bildung für alle.«
    Sie saßen in der Bibliothek in Drumdoe vor dem Fernseher, wo nach den Elf-Uhr-Nachrichten eine Sondersendung über die Wahlen lief.
    Sunday griff nach Henrys Hand. »Bist du jetzt überzeugt, daß du nichts hättest tun können, selbst wenn du in jener Nacht mit del Rio an Deck gegangen wärst?«
    »Ja«, stimmte Henry zu. »Ich bin nur froh, daß er im letzten Moment einer spontanen Eingebung gefolgt ist und mir den Umschlag zugesteckt hat. Ansonsten hätten wir die Wahrheit nie erfahren.«
    »Wenigstens müssen Angelica und ihr Cousin jetzt für ihre Verbrechen bezahlen«, sagte Sunday. »Ich glaube, lebenslängliche Haft wird der Dame gar nicht schmecken.«
    »Da bin ich ganz sicher.« Henry lächelte. »Sollen wir noch einmal mit der Columbia rausfahren, bevor die

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