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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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außer wenn schwerwiegende Gründe dafür sprechen.
    Wenn Madame del Rio die Wahlen am nächsten Dienstag gewinnt und die Menschenrechtsdeklaration unterschreibt, wird sich keiner mehr für die Vorwürfe ihres geschlagenen Gegenkandidaten interessieren. Ohne Beweise wird sie niemand für glaubhaft halten. Und wie es im Augenblick aussieht, hat Alesso keine Chance, ihr den Wahlsieg abzujagen.«
    Sunday starrte hinüber zur Columbia. »Weißt du was, Henry? Ich würde gern noch eine Nacht auf der Jacht verbringen. Ich schlafe so gern an Bord. Oder hast du etwas dagegen?«
    Henry lächelte. »Ich nehme an, daß du mich dabeihaben willst. Und mir würde es auch Spaß machen, mich ein wenig vom Meer wiegen zu lassen, Liebling. Natürlich tun wir das. Vielleicht gibt die Columbia uns auch ihre Geheimnisse preis?«
    Bevor Lenny um neun seine Kabine verließ, richtete er sein Bett so her, daß es aussah, als läge er darin. Er hatte die vielen Schiffe rings um die Columbia beobachtet. Zufrieden hielt er sich vor Augen, daß sie lediglich Unbefugte am Betreten des Schiffes hindern konnten – er aber war schon hier!
    Er stand nun kurz davor, seinen Auftrag zu erfüllen, und seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Am gefährlichsten würde es sein, in Kabine A einzudringen. Wenn er erst einmal drinnen war, gab es keine Probleme mehr.
    Schließlich hatte niemand einen Grund, heute nacht noch das Schiff zu durchsuchen.
    Allerdings würde es schwierig sein, einen Teil der dicken Eichentäfelung herauszubrechen, ohne dabei Lärm zu machen. Reuthers hatte gesagt, er habe den Umschlag und die Tagebuchseiten in das für den Safe bestimmte Loch fallen lassen. Deshalb mußten sie auf dem Boden gelandet sein, und Lenny würde sie sicher hinter der Täfelung finden.
    Also wäre es am sinnvollsten, unten anzufangen, überlegte er. Wenn die Papiere zwischen den Wänden steckengeblieben waren, war es sicher leichter, nach oben als nach unten zu tasten.
    Mit einer Säge, einem kleinen Hammer und einem Bohrer bewaffnet, die er aus dem Werkzeugraum gestohlen hatte, schlich er sich vorsichtig aus der Mannschaftsunterkunft.
    Auf den ersten beiden Decks war niemand. Offenbar befanden sich die Wachen am Hafen oder in den Booten.
    Auf dem Oberdeck wäre Lenny fast einem Geheimdienstmann in die Arme gelaufen. Er stand am Fuß der Treppe, die zur Suite der Britlands führte.
    Personalverschwendung, dachte Lenny. Die beiden sind doch im Haus. Allerdings war ihm der Schrecken in alle Glieder gefahren. Befanden sich die Britlands wirklich in der Villa?
    Drei bange Minuten später hatte er Kabine A erreicht. Er wagte nicht, Licht zu machen. Doch zum Glück war die Nacht klar, und der Vollmond beleuchtete den ganzen Raum. Die Kabine war etwa zwanzigmal so groß wie der Verschlag, der ihm zugeteilt worden war. Sie enthielt ein Doppelbett mit Kopfbrett, einen eingebauten Schreibtisch und ebensolche Kommoden, ein Sofa und Stühle. Alles war so befestigt, daß auch bei rauher See niemand gefährdet wurde.
    Der Schrank war ziemlich geräumig. Lenny schlüpfte hinein und schloß die Tür. Dann erst knipste er die Taschenlampe an. Der Safe war in die hintere Wand eingelassen. Er war rund wie ein Bullauge, auf die Tür war ein ruhiges Meer aufgemalt. Das altmodische Kombinationsschloß ähnelte einem Kompaß und fesselte Lennys Aufmerksamkeit.
    Während er mit den Fingern darüberstrich, überlegte er, daß kein Schmuckstück, das man in diesen Safe einschlie

    ßen konnte, so wertvoll war, wie die Papiere, die sich darunter in der Täfelung verbargen.
    Er setzte sich auf den Boden und klopfte gegen das Holz, um festzustellen, wie dick es war. Ziemlich dick, sagte er sich. Verdammt dick! Um dieses Schiff zu bauen, hatten eine Menge Bäume dran glauben müssen. Lenny machte sich auf eine lange Nacht gefaßt. Mit einer großen Axt und einer elektrischen Säge wäre es sicher in kurzer Zeit geschafft gewesen – aber er hätte damit sämtliche Wachen und Seeleute an Bord alarmiert, und das kam nicht in Frage. Vorsichtig fing er an, ein paar Zentimeter oberhalb des Bodens ein Loch zu bohren.
    Alle fünfzehn Minuten legte er ein kleine Ruhepause ein.
    Als er etwa zwei Stunden später seine schmerzenden Arme reckte, glaubte er, ein leises Klicken zu hören. Er schaltete die Taschenlampe aus und öffnete die Tür einen Spalt weit.
    Vor Schrecken fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf.
    In dem stillen Raum stand, mit dem Rücken zu ihm und nur von der

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