Und tot bist du
Renovierungsarbeiten anfangen?«
»Das wäre schön«, antwortete Sunday.
»Aber diesmal bleibst du bei mir in der Kabine. Ich mag es nicht, wenn ich mitten in der Nacht nach dir suchen muß.«
»Ich werde mich nicht von der Stelle rühren. Schließlich weiß man nie, was man in den Schränken auf einer Jacht so alles findet«, entgegnete Sunday mit einem Lächeln.
Fröhliche Weihnachten – Joyeux Noël
»Legt Holz nach, schürt das Feuer ein, doch mag es noch so frier’n und schnei’n, wird uns’re Weihnacht fröhlich sein.«
Die Kongreßabgeordnete Sandra O’Brien Britland blickte auf und betrachtete ihren Mann, den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, der gerade dieses Gedicht zitierte. Er stand an der Tür ihres gemütlichen Arbeitszimmers in Drumdoe, dem Landsitz der Britlands in Bernardsville, New Jersey.
Sie lächelte ihm liebevoll zu. Selbst in Rollkragenpullover, Jeans und abgetragenen Stiefeletten wirkte Henry Parker Britland IV. wie ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle.
Nur an den nachdenklichen Stirnfalten und den grauen Strähnen im dunkelbraunen Haar war zu erkennen, daß er bald seinen fünfundvierzigsten Geburtstag feiern würde.
»Heute wird also Tennyson zitiert«, stellte sie fest und stand von der Couch auf, wo sie gewaltige Aktenstapel und Gesetzesentwürfe studiert hatte. »Darf ich annehmen, daß mein Traumprinz etwas im Schilde führt?«
»Das war nicht Tennyson, Liebling, sondern Walter Scott. Und wenn du mich noch einmal Traumprinz nennst, hänge ich dich an den Daumen auf.«
»Die Zeitschrift People hat dich jetzt schon zum fünftenmal hintereinander zum Mann des Jahres gewählt.
Wenn das so weitergeht, werden sie dich zum Ehrenadonis wählen und dich aufs Altenteil schicken, damit andere auch mal eine Chance haben.«
Als Sunday Henrys gespielt drohende Miene bemerkte, fügte sie hastig hinzu: »Schon gut, war nur ein Witz.«
»Ihre Säge, Mr. President.« Sims erschien, eine blitzende, neue Säge auf den ausgebreiteten Handflächen. Er überreichte Henry das Werkzeug so ehrfürchtig, als wären es die Kronjuwelen gewesen.
»Was hast du denn vor, um Himmels wissen!« rief Sunday aus.
»Was denkst du, Liebling?« entgegnete Henry und musterte die Säge eingehend. »Gut, Sims. Ich glaube, damit müßte es ausgezeichnet klappen.«
»Willst du mich in zwei Teile zersägen?« fragte Sunday.
»Orson Welles und Ria Hayworth hatten mit diesem Trick auf der Bühne ja ziemlichen Erfolg. Nein, nein Schatz, du und ich, wir gehen jetzt in den Wald. Als ich heute morgen ausritt, habe ich einen wunderbaren Baum entdeckt, der sich großartig für unseren ersten Weihnachtsbaum eignet. Er steht am nördlichen Ende des Grundstücks hinter dem See.«
»Möchtest du ihn etwa selbst fällen?« protestierte Sunday. »Henry, du brauchst mir nicht bei allem zu beweisen, daß du der Größte bist.«
Henry unterbrach sie mit einer Handbewegung.
»Keine Widerrede. Ich habe dich vor ein paar Wochen sagen hören, eine deiner schönsten Kindheitserinnerungen sei, als du mit deinem Vater den Weihnachtsbaum kaufen gegangen bist. Dann habt ihr ihn nach Hause getragen und ihn zurechtgestutzt. Und dieses Jahr fangen du und ich mit unserer eigenen Familientradition an.«
Sunday schob sich eine störrische Haarlocke hinters Ohr.
»Du meist es tatsächlich ernst.«
»Das kannst du Gift drauf nehmen. Wir werden durch den Schnee in die Wälder stapften, den Baum fällen und ihn gemeinsam zurückschleppen.«
Henry strahlte über beide Backen. »Morgen ist Heiligabend. Wenn wir es heute schaffen, den Baum aufzustellen, können wir ihn sofort zurechtschneiden. Sims holt die Schachteln mit dem Christbaumschmuck aus dem Abstellraum, und du kannst dir aussuchen, was dir gefällt.«
»Wir haben eine ziemlich große Auswahl, Madam«, verkündete Sims. »Im letzten Jahr haben wir wie immer die Dekorationsfirma Lanning beauftragt, die den Baum in Blau und Silber geschmückt hat. Wunderschön! Das Jahr davor hatten wir weißes Dekor. Es kam auch sehr gut an.«
»Lanning hat bestimmt einen Herzanfall gekriegt, als er erfuhr, daß du ihn dieses Jahr nicht brauchst«, meinte Sunday, legte Akten und Notizblock weg und stand auf.
Sie ging auf Henry zu und legte die Arme um ihn. »Ich durchschaue dich. Du tust das nur für mich.«
Er umschloß ihre Wangen mit den Händen. »Die vergangenen Wochen waren schwer für dich. Ich finde, Weihnachten sollte genau so werden, wie du es dir
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