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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gewählt worden.«
    Sunday sprang aus dem Bett, griff nach ihrem Morgenmantel und stieß Henry buchstäblich aus der Kabine. Die Tür fiel mit einem deutlichen Klicken ins Schloß.
    Auf dem Flur legte sie ihm die Hand auf den Mund, als er gerade zu der Frage ansetzte, was zum Teufel hier los war.
    »Ich habe unseren Mann erwischt«, flüsterte sie. »Er ist da drinnen im Schrank. Als du hereinkamst, hatte ich ihn eben bemerkt. Ich wette zehn zu eins, daß er die Papiere sucht, die damals verschwunden sind. Sicher sind sie irgendwo im Schrank. Wir warten, bis er sie für uns gefunden hat.«
    Eine Stunde später sägte Lenny noch immer an dem stetig größerwerdenen Loch in der Rückwand des Schrankes von Kabine A. »Reuthers hat sich das bestimmt nur eingebildet«, schimpfte er vor sich hin. Allmählich machte sich Panik in ihm breit. Die Papiere waren einfach nicht da!
    Mama! Meine Tanten! Tia Bianca, tia Concetta, tia Desdemona, tia Eugenia, tia Florina, tia Georgina, tia Helena, tia Iona …
    Tränen der Hilflosigkeit liefen ihm die Wangen hinab.
    Die Papiere existierten nicht, und man würde ihm dafür die Schuld geben. Er mußte einen Weg finden, seinen eigenen Hals und den seiner Familie zu retten. Aber jetzt war es dringend an der Zeit, in sein Bett zurückzukehren.

    Er verließ den Schrank, machte die Tür hinter sich zu, schlich auf Zehenspitzen durch den Raum und öffnete vorsichtig die Kabinentür, dann blieb er angewurzelt stehen.
    Er blickte in die kalten Augen des obersten Leibwächters Jack Collins.
    »Was haben Sie hier verloren?« fragte Collins drohend.
    Während zwei andere Agenten Lennys Arme festhielten.
    Da Collins darauf bestanden hatte, mußten Henry und Sunday, bewacht von vier kräftigen Beamten, am anderen Ende des Flurs warten. Als Collins ein Zeichen gab, trat einer von ihnen beiseite. »Wenn Sie möchten, Mr. President …«, sagte er.
    Collins stieß Lenny zurück in die Kabine. »Offenbar hat er etwas gesucht, Sir«, erklärte er und zeigte auf die aufgestemmte Rückwand des Schrankes. »Er arbeitet als Hilfsmatrose. Wir hätten ihn gründlicher überprüfen sollen.«
    »Schon gut«, unterbracht Henry. »Hat er die fehlenden Papiere gefunden?«
    »Er hat keine Papiere bei sich, Sir.«
    Lenny wußte, daß er nur eine Chance hatte, wenn er mit diesen Männern eine Abmachung traf, und zwar schnell.
    »Ich erzähle Ihnen alles, was Sie wollen«, flehte er. »Aber nur, wenn Sie verhindern, daß sie meiner Mama und meinen Tanten etwas antun.«
    »Wir werden uns bemühen«, versicherte Henry.
    »Reden Sie.«
    »Mr. President. Ihr Morgenmantel, Sir«, ließ sich da Sims vernehmen, der plötzlich in der Tür stand.
    Dieser Mann sieht sogar im Nachthemd würdevoll aus, dachte Sunday. Sims trug einen Morgenmantel über dem Schlafanzug, und dazu schwarze Seidensocken und schwarze Slipper.

    »Einen Moment, Sims.« Henry fixierte Lenny mit den Augen. »Ich sagte, reden sie!«
    »… und so hat Reuthers rausgekriegt, daß Sie das Boot auseinandernehmen wollen, um es zu renovieren. Und er weiß auch, daß es für Angelica del Rio aus ist, wenn Sie den Umschlag und die Seiten ihres Tagebuchs finden. Das Volk würde sie lynchen. Er hat behauptet, die Papiere steckten hinter der Schrankwand unterhalb des Safes. Aber das stimmt nicht. Vielleicht haben sie sich auch in Luft aufgelöst. Jedenfalls sind sie nicht da.«
    Sunday sah ihrem Mann an, daß er genauso enttäuscht war wie sie.
    »Ihr Morgenmantel, Sir«, drängte Sims. »Sie werden sich zu Tode erkälten.« Plötzlich fuhr er zusammen.
    »Oh, mein Gott, das ist wie ein déjà vu! Es erinnert mich an diese schreckliche Nacht vor zweiunddreißig Jahren.
    Nach dem Verschwinden des Premierministers brachte ich Ihnen Ihren Morgenmantel und begleitete Sie in die Suite Ihres Vaters …«
    »Moment mal!« rief Sunday aus. »Was haben Sie eben gesagt?«
    »Ich sagte, ich brachte Mr. Henry – so nannte ich ihn damals – seinen Morgenmantel und dann …«
    »Genau das meine ich«, unterbrach Sunday. »Sie haben ihm seinen Morgenmantel gebracht. Warum war er nicht in seiner Kabine?«
    Sims runzelte die Stirn. Dann erhellte sich seine Miene.
    »Natürlich, so muß es gewesen sein. Ich hatte Ihnen persönlich Milch und Kekse serviert, Sir, und mich vergewissert, daß alles in Ordnung war. Dabei bemerkte ich ein höchst unangenehmes Tropfen aus der Naßzelle von Kabine A und beschloß deshalb, Sie für eine Nacht in Kabine B zu verlegen.«
    Wieder runzelte Sims

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