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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Schreibtischlampe erleuchtet, eine schlanke Gestalt im Nachthemd. Kongreßabgeordnete Sandra O’Brien Britland schüttelte die Bettdecke auf. Während Lenny entgeistert zusah, kletterte sie ins Bett und knipste das Licht aus.
    Henry hat mal wieder recht, dachte Sunday seufzend, als sie versuchte, es sich im Bett gemütlich zu machen. Ihr Mann schlief tief und fest in ihrer Suite ein Deck höher.
    Zu viel Kaffee. Ihre Gedanken überschlugen sich. Doch das konnte nicht nur am Koffein liegen. Irgend etwas, das Henry ihr über jene Nacht vor zweiunddreißig Jahren in dieser Kabine erzählt hatte, wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf. Was war es nur gewesen?
    Wenn man diese Papiere nur finden könnte, überlegte sie. Falls Alessos Bericht stimmt, hat eine Frau auf dieser Jacht ihren Mann ermordet, und das Beweisstück ist wahrscheinlich vom Schreibtisch in diesem Raum entwendet worden.
    An Schlaf war nicht mehr zu denken. Sonst war Henry immer derjenige, der noch stundenlang las, wenn sie schon längst eingeschlafen war. Heute nacht jedoch war er sofort eingedöst.
    Da das so selten geschah, hatte Sunday beschlossen, sich leise ins Wohnzimmer zu schleichen, anstatt sich herumzuwälzen und ihn möglicherweise zu wecken. Dann aber war ihr die Idee gekommen, hinunter in diese Kabine zu gehen.
    Henry hatte ihr etwas Wichtiges erzählt, was sich in del Rios Todesnacht ereignet hatte. Aber was? Sicher handelte es sich um eine scheinbare Belanglosigkeit, die damals niemand aufgefallen war.
    Vielleicht würde es ihr einfallen, wenn sie die Nacht in dieser Kabine verbrachte. Zuvor hatte sie Henry noch einen Zettel geschrieben und ihn auf ihr Kopfkissen gelegt.
    Er macht sich zu viele Sorgen um mich, hatte sie dabei gedacht und den Drang unterdrückt, ihm die Decke über die Schultern zu ziehen. Er wäre dadurch nur wach geworden und hätte sie möglicherweise zurückgehalten.
    Art, der Leibwächter am Fuß der Treppe, war überrascht gewesen, sie zu sehen, aber als sie ihm erklärt hatte, wohin sie wollte, hatte er bloß genickt.
    Hoffentlich glaubt er jetzt nicht, Henry und ich hätten uns gestritten, schmunzelte sie. Ein Streit zwischen ihnen war einfach unvorstellbar. Hin und wieder führen wir vielleicht eine heftige Diskussion, doch dabei geht es nur um Inhalte. Wir liegen uns nie in den Haaren.
    Sunday gab den Versuch einzuschlafen auf und knipste das Licht wieder an. Sie setzte sich, strich sich das Haar aus dem Gesicht und schüttelte die Kissen in ihrem Rükken auf. Sims hatte gesagt, die Einrichtung des Schiffes sei seit damals nicht verändert worden. Sie stellte sich vor, wie Henry am Tisch saß und einen detaillierten Bericht schrieb, obwohl er, wie er ihr erzählt hatte, so müde war, daß er kaum die Augen offenhalten konnte.
    Ich frage mich, ob man, wenn man sehr müde ist, nicht ganz automatisch schreibt, ohne dabei viel nachzudenken, überlegte Sunday. Aber das brachte sie auch nicht weiter.
    Sie beschloß, es noch einmal mit dem Schlafen zu versuchen, und machte das Licht wieder aus. Es war so still!
    Henry sagt, er könne sich nicht mehr richtig an jene Nacht erinnern. Es seien vielmehr unzusammenhängende Eindrücke: Jemand, der durch den Raum schleicht und sich über sein Bett beugt. Wir wissen, daß sein Vater noch einmal nach ihm gesehen hat. Ist noch jemand dagewesen?
    Hat er mir sonst etwas erzählt, das ich vergessen habe?
    Warum habe ich so ein merkwürdiges Gefühl?
    Die Stille wurde durch ein Knarzen unterbrochen, als das Schiff heftiger zu schaukeln begann. Dann ertönte ein weiteres Knarzen, diesmal jedoch ganz in der Nähe, Sunday blickte zur Schranktür.
    Sie hörte, wie etwas den Boden entlangglitt. Das Geräusch kam offenbar aus dem Inneren des Schrankes. Es klang, als wäre jemand darin. Sunday war sich ganz sicher.
    Vorsichtig streckte sie die Hand nach dem Alarmknopf auf dem Nachttisch aus, aber in diesem Moment öffnete sich die Tür der Kabine. Das Licht ging an, und sie sah das besorgte Gesicht ihres Mannes.
    Der Mensch, der sich im Schrank versteckt hat, hat sicher nicht mit mir gerechnet. Er sucht etwas, dachte sie.

    »Sunday!« rief Henry aus. »Wie konntest du nur …«
    »Ach, Liebling«, unterbrach sie ihn mit unnatürlich hoher Stimme. »Ich komme sofort wieder nach oben. Hier kann ich auch nicht einschlafen.«
    »Ich habe dir ja gesagt, du sollst nicht so viel Kaffee trinken«, meinte Henry tadelnd.
    »Ich weiß, Henry, du hast immer recht. Deshalb bist du auch zum Präsidenten

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