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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Ben.
    Alle ignorieren meine Bemerkung. Ray schnappt sich seinen Sohn, packt ihn in den Autositz und läuft uns voraus die Treppe hinunter auf die Straße, wo er fast sofort ein Taxi bekommt. Ich hoffe, dass das Baby als fünfte Person gilt – oberhalb des gesetzlichen Limits für ein Taxi –, aber unser Fahrer protestiert nicht.
    Der Rest des Abends verläuft reibungslos. Raymond jr. schläft friedlich im Lärm des Restaurants. Unsere Unterhaltung ist normal und lustig, und fast vergesse ich, dass unter dem Tisch ein Säugling schläft. Als letzte Rettung hoffe ich, dass irgendwann eine unappetitliche Titte auf den Tisch kommt, aber Annie zieht ein diskretes Fläschchen aus ihrer Tasche und erklärt, sie habe entdeckt, dass Stillen nicht ihr Ding sei.
    Abgesehen von dem Wort «entzückend» habe ich also nichts gegen Annie oder Ray oder das Baby in der Hand.
    Auf dem Heimweg will Ben wissen, wie ich Raymond jr. finde.
    Wirklich niedlich, sage ich. Sehr süß.
    «Aber?», fragt Ben, denn mein Ton lässt ein Aber erwarten.
    Ich fange an, davon zu schwafeln, wie selten es vorkommt, dass ein Baby so viel schläft. Ich erinnere ihn daran, dass die Kinder meiner Schwester allesamt Koliken hatten und dass die meisten Babys selbst ohne Koliken sehr viel mehr Umstände machen als Raymond jr. Mein Monolog ist nicht gerade besonders subtil, aber Bens Erwiderung ist es auch nicht: Sie ist ein Reklamevortrag mit dem hehren und undurchführbaren Angebot, die «volle nächtliche Verantwortung» für unser Baby zu übernehmen, sollten wir aus irgendeinem Grund eins von der schwierigen Sorte produzieren. Es ist, als ob er glaubt, das Einzige, was mich daran hindert, Kinder zu bekommen, sei mein Wunsch nach ungestörten acht Stunden Schlaf. Dann folgt eine Rede über die großzügigen Elternurlaubsregelungen in seiner Firma und den Reiz des Lebens als Hausmann und Vater.
    «Hausmann und Vater?», sage ich. «Du liebst deinen Beruf.»
    Ben zuckt die Achseln. «Ich würde auch unser Kind lieben … Ich will nur sagen: Du würdest dein Programm überhaupt nicht ändern müssen, Claudia», sagt er. Und dann wiederholt er diesen Satz, mit der gleichen Betonung auf du und überhaupt .
    «Das hab ich schon beim ersten Mal verstanden», sage ich.
    Gegen drei Uhr in dieser Nacht bin ich plötzlich hellwach und mache mir Sorgen. Ich ziehe ernsthaft in Betracht, Ben zu schütteln und zu sagen: «Du bist dran mit dem Baby, Honey.» Darüber zu reden, mitten in der Nacht aufzustehen, ist schließlich die eine Sache. Es dann auch zu tun, wenn man eigentlich nur schlafen will, ist etwas ganz anderes.
    Aber ich entscheide mich gegen diese Taktik. So, wie es in letzter Zeit für mich gelaufen ist, würde Ben wahrscheinlich fröhlich pfeifend aufstehen und sich Baby-Namen ausdenken.

Drei
    Bens Baby-Kommentare grenzen an Bestechungsversuche, und in den nächsten Tagen kommen sie wie aus dem Maschinengewehr. Ich sage mir: Durchhalten, nicht aus der Haut fahren, einfach laufen lassen. Ich sage mir, ich sollte ihm wenigstens so viel Zeit geben, wie die Gitarrenphase gedauert hat; es könnte ja immer noch sein, dass Kinder nur eine vorübergehende Besessenheit sind. Vielleicht ist er auch nur ein bisschen rastlos oder gelangweilt und sucht etwas, um eine Leere auszufüllen. Das würde zu einer meiner Theorien darüber passen, warum Paare – auch diejenigen, die als Eltern völlig ungeeignet sind – Kinder bekommen. Die Theorie besagt, dass der Reiz eines Babys zum Teil etwas mit der gesellschaftlichen Fixierung auf das «erste Mal» zu tun hat, mit Marksteinen und Übergangsriten. Wir haben unseren ersten Kuss, unsere erste Beziehung, das High-School-Examen, das College, das College-Examen, den ersten Job, die Hochzeit, das erste eigene Heim. Ein Kind zu bekommen scheint einfach das zu sein, was im Laufe des Lebens dann übrig bleibt, der einzige bedeutsame Schritt, der noch getan werden kann. Vielleicht möchten diese Paare aber auch nur all diese großartigen ersten Male noch einmal stellvertretend durch ihre Kinder erleben. Die Höhepunkte noch einmal spüren, die Fehler auslöschen. Ich behaupte nicht, dass alle Leute aus diesen Gründen Kinder bekommen – die meisten wollen wirklich Eltern sein –, aber ich glaube, auf manche trifft es zu.
    Für den Fall, dass Ben zu dieser Kategorie gehört, bemühe ich mich, weniger zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass unser gemeinsames Leben so ausgefüllt und unterhaltsam wie möglich ist. Ich sorge

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