Und trotzdem ist es Liebe
dafür, dass wir alles tun, was wir immer getan haben, aber intensiver und häufiger. Ich reserviere Tische in neuen Restaurants, besorge Karten für tolle Konzerte und gehe mit Ben in fabelhafte Ausstellungen. Ich plane Wochenenden in den Berkshires und in den Hamptons.
Und das Wichtigste ist: Ich folge Jess’ Rat und halte unser Sexleben in Schwung. Jess ist felsenfest davon überzeugt, dass Sex ein Allheilmittel für jedes Problem ist. Deshalb ist sie so sicher, dass Trey seine Frau demnächst verlassen wird ( so gut ist sie, behauptet Jess).
Eines Abends ziehe ich meine besten Dessous an und leite ein Liebesspiel ein, das es wert ist, in den Film über die Highlights des Lebens aufgenommen zu werden. Die ganze Zeit spüre ich unsere verrückte chemische Verbindung, den Teil unserer Beziehung, der seit unserer Reise nach St. John irgendwie gefehlt hat. Ich bin sicher, damit werde ich das Blatt wenden.
Danach ist mein Kopf von seliger Leere erfüllt. Aber dann wandern meine Gedanken wieder zu Kindern zurück. Ich widerstehe dem Drang, auf das Naheliegende hinzuweisen – dass ein Kind unser Liebesleben in Gefahr bringen könnte. Dass wir nur noch wenig Zeit oder Energie für Sex übrig haben würden. Dass wir füreinander nicht mehr an erster Stelle stehen würden. Sicher denkt Ben das Gleiche, als er mich auf den Scheitel küsst und murmelt: «Ich liebe dich, Claudia … Träume süß.»
«Du auch», sage ich, und ich merke, dass ich einschlafe.
Da dreht Ben sich zu mir um und sagt: «Claudia, wenn wir dieses Baby haben – ich verspreche dir, du wirst die erste Frau in der Geschichte der Welt sein, die nicht eine Minute Schlaf verliert.»
Es ist nicht Bens Art, überhaupt zu reden, wenn wir miteinander geschlafen haben, und es ärgert mich ganz besonders, dass er ausgerechnet mit diesen funkelnden Worten gegen seine typisch männliche Gewohnheit verstößt. Ich spüre, dass alle meine Muskeln sich anspannen, als ich sage: «Herrgott, Ben. Wir reden doch nicht über einen Welpen .»
«Was soll denn das heißen?»
«Du tust, als wolltest du mir anbieten, mitten in der Nacht mit einem gottverdammten Beagle Gassi zu gehen! Wir reden von einem Kind!»
«Das weiß ich», sagt Ben.
«Von einem Kind, das mein Leben komplett verändern wird. Unser Leben!»
«Das weiß ich», sagte er wieder. «Aber unser Leben wird sich zum Besseren ändern. Das verspreche ich dir.»
«So etwas kannst du nicht versprechen. Das ist ein lächerliches und unmögliches Versprechen. Du hast keine Ahnung, was es aus uns machen wird, ein Kind zu haben. Außerdem gibt es viele, viele andere Gründe, weshalb ich keins haben will – abgesehen von meiner Liebe zum Schlafen.»
«Okay. Zum Beispiel?»
«Das haben wir alles schon durchgesprochen.» Ich habe keine Lust, meine Gründe wiederzukäuen oder sie überprüfen zu lassen. «Schon oft.»
Aber er bedrängt mich weiter, und deshalb fange ich mit einem einfachen, wenn auch oberflächlichen Grund an. Ich sage ihm, dass ich nicht schwanger sein will.
«Schwangere Frauen sind schön», sagt er.
Ich verdrehe die Augen.
«Außerdem wirst du nur neun Monate schwanger sein. Ein Pünktchen auf dem Radar des Lebens.»
«Du hast gut reden. Ich will nicht so in Besitz genommen werden, nicht mal für kurze Zeit … Außerdem treibe ich gern Sport.» Ich weiß, dass dieser Grund ziemlich lahm ist, zumal wenn man bedenkt, dass ich seit Wochen nicht mal mehr im Fitness-Studio gewesen bin.
«Das kannst du auch, wenn du schwanger bist», sagt er.
«Ja, klar. Ich habe diese Frauen gesehen, wie sie sich im Schnellgang auf dem Laufband abrackern. Elend sehen sie aus. Und du weißt, dass ich daran denke, beim New-York-Marathon mitzulaufen. Vielleicht nächstes Jahr. Das wollte ich schon immer», sage ich. Theoretisch ist es wahr. Beim Marathon mitzulaufen ist wirklich eins meiner Lebensziele. Aber bis heute bin ich nie über vier Meilen hinausgekommen. Ich bin von Natur aus nicht sehr sportlich, anders als Ben, der mühelos läuft und schwimmt. Trotzdem – wenn ich jedes Jahr sehe, wie alte und behinderte Leute über die Ziellinie laufen, denke ich mir, das kann ich auch. Eines Tages.
«Na ja, wir könnten auch ein Baby adoptieren», sagt er.
«Darum geht’s nicht, und das weißt du. Die Schwangerschaft ist das kleinste Problem.»
«Okay», sagt er. «Wir brauchen ja nicht sofort ein Kind zu bekommen. Ich meine, wir können ein paar Jahre damit warten. Ich muss es nicht sofort haben. Du
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