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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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meine Hose gemacht», sagt er.
    Ich muss lächeln. «Was ist an deiner Hose auszusetzen?»
    « Genau! Nichts ist daran auszusetzen, oder?»
    «Absolut nichts», sage ich, aber bei genauerem Hinsehen stelle ich fest, dass er eine Anzughose mit Aufschlag zu einem Polohemd trägt. Das ist ein Verstoß, den meine Mutter nicht hinnehmen kann. Trotzdem muss ich mich fragen, warum sie seine modischen Fauxpas immer noch so persönlich nimmt. Was kümmert sie das? , denke ich immer.
    «Ist Dwight mit ihr gekommen?», frage ich.
    «Nein. Er hatte heute Vormittag eine Golfpartie.» Mein Dad schaltet den Blinker ein. «Aber ich bin sicher, er wird nachher noch seinen großen Auftritt haben.»
    «Das haben die beiden gemeinsam», sage ich.
    «Ja. Sie tänzelt schon den ganzen Morgen herum», sagt er. Ich sehe meine Mutter vor mir – den Kopf zurückgeworfen und die Nase keck in die Luft gestreckt wie ein stolzes Zirkuspony.
    «Ja. Alles dreht sich um sie », sage ich.
    Meine Mutter will immer auffallen. Sie wird ganz sicher overdressed sein, sie wird Zoe wahrscheinlich das größte und teuerste Geschenk machen, und sie wird ständig eine Schar von Bewunderern um sich haben. Das hat sich nicht geändert, seit meine Schwestern und ich klein waren – unsere Freunde beten unsere Mutter an. Sie nennen sie «schräg» und «zum Schreien» und finden, sie ist ein «Kumpeltyp». Aber tief im Innern, glaube ich, sind sie alle froh, dass sie nicht ihre eigene Mutter ist.
    «Nimm’s nicht so schwer mit ihr, Dad», sage ich.
    Mein Dad lächelt, als lege er im Geiste einen anderen Gang ein. «Und wo ist Ben?», fragt er.
    Ich wusste, dass die Frage kommen würde, aber ich fühle trotzdem einen schmerzhaften Stich in der Seite. Ich atme tief durch und bringe einen unbekümmerten Tonfall zustande. «Er musste arbeiten.»
    «Ist sonst nicht seine Art, ein Familienfest zu versäumen.»
    «Ja. Er ist ein richtiger Familienmensch.» Das ist sarkastisch gemeint, aber ich sehe plötzlich, dass es tatsächlich stimmt: Er ist ein Familienmensch.

    Gleich darauf biegen wir in die hufeisenförmige Zufahrt meiner Schwester ein, und ich betrachte ihre Vier-Millionen-Dollar-Villa (Maura besteht darauf, dass ihr Haus keine Villa ist, aber für mich ist jedes Haus mit mehr als sechs Schlafzimmern eine Villa, und ihres hat sieben) mit der üblichen Mischung aus Bewunderung und Geringschätzung. Meine Missbilligung richtet sich nicht auf das atemberaubende Ausmaß ihres Reichtums – denn so etwas ist immer relativ. Nein, mir gefällt nicht, wie Scott sein Geld verdient hat – nicht durch harte Arbeit oder Intelligenz, sondern dadurch, dass er zur richtigen Zeit am richtigen Platz war. Er war Finanzchef eines kleinen Software-Start-up-Unternehmens, das während des Technologie-Booms zu einem lächerlichen Preis gekauft wurde. Tatsächlich hat er so viel Geld, dass ich gehört habe, wie er Leute mit einem geringeren Vermögen als «Penny-Millionäre» bezeichnete.
    Mein Dad parkt hinter einem großen weißen Lieferwagen mit der Aufschrift «Endive Catering». Maura ist für ihre Partys nichts zu teuer; selbst die ihrer Kinder sind extravagante Veranstaltungen, und so bin ich nicht überrascht, als ich das Haus betrete und den Trubel der Vorbereitungen in letzter Minute sehe – als ginge es hier um einen Hochzeitsempfang und nicht um einen Kindergeburtstag.
    «Hallo! Hallo!», sagt Maura und umarmt mich kurz und flüchtig, bevor sie sich wieder einer gigantischen Vase mit exotischen Blumen zuwendet, die von kunstvoll dekorierten Tüten mit Party-Geschenken umgeben ist. Ich sehe, dass sie nervös ist – wie immer bei solchen gesellschaftlichen Anlässen. Maura ist eine typische Erstgeborene: eine Perfektionistin in jeder Hinsicht. Ich denke immer, das müsse sehr anstrengend für sie sein. Ich kann auch pedantisch sein – wenn es um meine Arbeit geht –, aber Maura ist es bei allem . Ihrem Haus, ihrem Garten, ihren Kids, ihrem Aussehen. Eigentlich ist es gut, dass sie ihren Turbojob im Personalwesen aufgegeben hat, als sie das erste Kind bekommen hatte, denn ich kann mir gut vorstellen, wie groß die Belastung für sie wäre, wenn sie in ihrem Perfektionsdrang auch noch eine Karriere zu bewältigen hätte.
    Sie runzelt die Stirn, legt den Kopf zur Seite und fragt: «Sehen diese Blumen hier okay aus? Sind die Proportionen … richtig?»
    Es sieht schön aus, sage ich. Mauras Heim ist schön, auch wenn es nichts Entspanntes oder Behagliches hat. Es wirkt

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