Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
Vom Netzwerk:
ein bisschen bemüht in seiner eklektischen Vollkommenheit, und es trägt den überdeutlichen Stempel eines erstklassigen Designers, der mit peinlicher Sorgfalt eine erwartungsgemäß kultivierte Mischung aus Alt und Neu, Modern und Traditionell zusammengestellt hat. Mauras vorherrschendes Farbschema ist warm – gelbe Wände, kirschrote Polster, orangefarbene abstrakte Bilder –, und trotzdem erinnert mich ihr Haus immer an einen Ausstellungsraum. Man würde niemals vermuten, dass hier drei nicht einmal sechsjährige Kinder wohnen – trotz ihrer Porträts in Öl und der Fotos auf dem Stutzflügel. Meine Schwester ist stolz darauf, dass ihr Haus so kultiviert und elegant wirkt. Sie weist oft darauf hin, als wollte sie sagen: Man muss nicht in Chaos und Krümeln ertrinken, nur weil man Kinder hat .
    Da ist was dran, aber wie Ben immer sagte: Mit einer Flotte von Angestellten – darunter ein Kindermädchen, ein Gärtner, ein Poolpfleger, eine Privatsekretärin und eine im Haus lebende Haushälterin – kann man so ziemlich alles hinkriegen. Ich habe schon zugesehen, wenn sie Aufgaben an ihr Personal delegierte – in Designer-Sarongs oder Sweats von Juicy Couture, einen großen Starbucks in der Hand –, und dachte mir, obwohl sie ihren Job aufgegeben hat, führt sie eigentlich immer noch so was wie ein kleines Unternehmen. Und sie tut es makellos.
    Aber auch wenn Mauras Leben auf den ersten Blick vielleicht vermuten lässt, sie sei oberflächlich und verwöhnt, hat sie doch eine Menge Substanz. Sie ist eine ausgezeichnete Mutter und hält als solche viel von Jackie Onassis; oft zitiert sie ihr Idol mit den Worten: «Ich glaube, wenn du die Erziehung deiner Kinder verpatzt, ist es nicht mehr besonders wichtig, was du sonst noch tust.» Infolgedessen sind Mauras Kinder lieb, manierlich und – wider Erwarten – relativ unverwöhnt.
    «Wo sind die Kids?», frage ich eben, als Zoe, William und Patrick um die Ecke galoppiert kommen, aufgedreht und mit weit aufgerissenen Augen, als hätten sie schon jetzt zu viel Zucker konsumiert. Mit ihren blonden Haaren und der hellen Haut hat Zoe mehr Ähnlichkeit mit mir als mit ihren olivhäutigen, braunäugigen Eltern, und für mich ist das eine faszinierende genetische Fallstudie. Kürzlich hat Maura mich angerufen und mir erzählt, dass Zoe mit einem Foto von mir zum Friseur gegangen ist und gesagt hat, sie wolle auch so einen welligen Bubikopf, damit sie aussähe wie ihre Tante Claudia. Ich empfinde es unwillkürlich als wohltuend, dass meine Nichte mir gleicht, und ich erkenne darin den narzisstischen Drang, der viele überhaupt erst dazu bringt, Kinder zu bekommen.
    «Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Zoe!» Ich beuge mich hinunter und umarme sie kräftig. Sie trägt ein Ballettkostüm, denn «Kleine Ballerinas» ist das Thema ihrer Party. Blassrosa Trikot und Tutu und Ballettschuhe in Limettengrün sind Ton in Ton mit den rosa und grünen Ballons am Treppengeländer und der dreistöckigen Torte, umgeben von vielen Metern Tüll. «Ich kann nicht glauben, dass du schon sechs bist!»
    Ich muss daran denken, dass Ben und ich unser erstes Date eine Woche nach Zoes zweitem Geburtstag hatten. Ich frage mich, wie lange Ben für mich noch der Maßstab für vergangene Zeit sein wird.
    «Danke, Tante Claudia!», sagt Zoe mit ihrer dunklen, kehligen Stimme, die bei einem kleinen Mädchen so komisch klingt. Sie schiebt die Füße aus der zweiten in die dritte Position. «Der Tisch für die Geschenke ist im Wohnzimmer! Falls du daran gedacht hast, eins mitzubringen?»
    «Das könnte zufällig sein.» Ich öffne meine Schultertasche und lasse sie einen Blick auf das Päckchen werfen.
    William und Patrick, drei und zwei Jahre alt, strecken mir zwei gleich aussehende Apparate entgegen. «Guck mal, was wir gekriegt haben!»
    «Cool», sage ich, obwohl ich keine Ahnung habe, was sie mir da gerade gezeigt haben.
    Zoe informiert mich, ihr Dad habe den beiden diese neuen Roboter gekauft, damit sie nicht neidisch auf ihre vielen Geburtstagsgeschenke würden. Scott ist ein guter Vater, auch wenn bei ihm ein bisschen zu viel über Bestechungen und Drohungen läuft. Die beste seiner Drohungen war meiner Meinung nach: «Wenn ihr nicht aufhört zu quengeln, gibt’s kein Weihnachten.» Als Ben das hörte, lachte er und fragte, wie Scott denn dann vom vierundzwanzigsten zum sechsundzwanzigsten Dezember kommen wolle.
    Zoe nimmt mich strahlend bei der Hand und führt mich ins Wohnzimmer. Daphne

Weitere Kostenlose Bücher