Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
Vom Netzwerk:
darum, wer schrullig oder gescheit oder auf irgendeine schräge Weise sympathisch, sondern wer sexy ist.
    Einer der Vorteile meiner Freundschaft mit Michael besteht darin, dass ich jederzeit Einblick in die Listen der Männer habe, die gerade die Runde machen. Das war besonders interessant bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen ich darin enthalten war. Es funktioniert so: Michael erzählt mir, dass ich bei jemandem auf der Liste stehe, und daraufhin tue ich irgendwie verlegen, verblüfft oder verärgert, aber insgeheim fühle ich mich geschmeichelt. Wem ginge das anders? Selbst wenn es ein totaler Depp ist, auf dessen Liste man steht, es ist doch schön zu wissen, dass man überhaupt auf einer steht.
    Trotzdem frage ich: «Platz zwei?», denn ich will um keinen Preis verzweifelt oder eifrig erscheinen.
    «Du weißt schon. Er findet, dass du das zweitschärfste Mädel im Verlag bist», sagt Michael.
    «Wer?» Ich verdrehe die Augen. «Gerald aus der IT-Abteilung?»
    «Nein.»
    «Ich gebe auf.»
    «Richard Margo», sagt Michael selbstgefällig.
    Jetzt hat er meine volle Aufmerksamkeit. Richard Margo ist geschäftsführender Vice President und Chef der Presseabteilung, und er ist ziemlich bekannt im Hause – wegen seiner prestigeträchtigen Position, aber auch, weil er eine Saison in der Minor League Baseball gespielt hat und weil er so was wie ein Frauenheld ist. Keiner von der schmierigen Sorte, sondern der Typ «gewandter, nie verheiratet gewesener Intellektueller, der mit schönen Frauen in edle Restaurants geht». Er ist Ende vierzig, aber anders als viele andere Männer seines Alters, die von Glück sagen können, wenn man sie als «gutaussehend» oder «attraktiv» bezeichnet, kann Richard mit Fug und Recht als heißer Typ gelten. Er hat ein sehr eckiges Kinn, tiefliegende blaue Augen und eine etwas hohe Stirn – Eigenschaften, die in dieser Kombination den Eindruck eines gelassenen Selbstvertrauens erwecken. Sogar seine Nase – die aussieht, als wäre sie mindestens einmal gebrochen gewesen – ist sexy.
    Richard steht auf meiner Liste, seit ich bei Elgin Press arbeite, und nicht nur das: Er war seitdem durchgehend auf Platz eins, was ich aber nur Michael und ein paar guten Freunden gegenüber zugegeben habe (bei anderen druckse ich herum, tue so, als hätte ich über dieses Thema noch nie nachgedacht, und verkünde dann als Präambel: «Wohlgemerkt, die Reihenfolge hat nichts zu sagen», damit die ganze Übung weniger ernsthaft erscheint). Tatsächlich steht Richard nicht nur dauerhaft auf Platz eins meiner Büroliste. Als Jude Law mit seinem Kindermädchen im Bett erwischt wurde, war sein ganzer Appeal auf einen Schlag verflogen, und auf meiner Promi-Liste war ein Platz frei. Ein Platz, den ich Richard gegeben habe. Ben bestand damals darauf, dass ich die beiden Listen nicht vermischen dürfe, aber ich hielt ihm entgegen, Richard sei «berühmt» im Verlag. Dieses Argument war nicht besonders erfolgreich (Ben blieb beharrlich dabei, die ganze Theorie der Promi-Liste beruhe darauf, dass diese Leute unerreichbar seien). Also strich ich Richard und ersetzte ihn durch Ed Harris, der optisch Richards Bruder sein könnte.
    «Woher weißt du das?», frage ich Michael, und ein bisschen schäme ich mich, weil ich Herzklopfen habe. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich seit Monaten keinen Sex mehr gehabt habe.
    «Aus erster Hand.» Michael knackt stolz mit seinen Fingergelenken.
    «Du hast deinem Boss eine solche Frage gestellt?» Ich bewundere Michaels Fähigkeit, anderen Leuten und sogar seinen Vorgesetzten Informationen abzuluchsen, die ihn nichts angehen.
    Er zuckt die Achseln. «Ja. Na und? Jungs beim Lunch, weißt du? Phil Loomis und Jack Hannigan waren auch dabei. Auf Hannigans Liste stehst du übrigens auch.»
    «Und der verdammte Phil bringt mich um den Hattrick», sage ich.
    Michael lacht, und ich komme lässig auf Richard zurück. «Und wer ist Margos Nummer eins? Stacy Eubanks?»
    Stacy Eubanks, eine Sekretärin im Vertrieb, ist Beyoncés blonde, blauäugige Zwillingsschwester, und es wird gemunkelt, sie arbeite nebenher als Pornodarstellerin. (Michael behauptet, er habe sie mal in einem Video mit dem Titel Lesbo Maguire erkannt.)
    «Nein. Stacy hat’s nicht auf seine Liste geschafft.»
    «Das ist ein Ding.» Dadurch ist Richards Liste noch seriöser.
    «Ich weiß. Ich war auch schockiert.»
    «Und wer ist seine Nummer eins?», frage ich gelassen.
    «Diese neue französische Maus in der

Weitere Kostenlose Bücher