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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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nicht zugeben will, dass meine Mutter mir wichtig ist.
    «Warum erzählst du mir das?», frage ich sie.
    «Wegen der Entscheidungen, die du in letzter Zeit für dein Leben getroffen hast.»
    «Was ist damit?», frage ich. Ich weiß, sie redet von Ben und von Kindern, aber ich weiß nicht genau, was das alles mit diesem Kompliment aus heiterem Himmel zu tun hat.
    Sie sieht versonnen aus, als müsse sie ihre Worte sorgsam abwägen. «Ich bin nicht die beste Mutter der Welt … das war ich nie», sagt sie langsam. «Aber denk immer daran, Claudia: Du bist nicht ich. Du bist vieles, für viele Leute. Aber du bist absolut nicht wie ich.»

Zwölf
    Ich habe nie gedacht, dass ich in irgendeiner Hinsicht wie meine Mutter sei, und ich habe auch nie geglaubt, sie sei der Hauptgrund dafür, dass ich keine Kinder haben will. Trotz ihrer Absicht hat die Rede meiner Mutter deshalb nicht bewirkt, dass ich meine Ansichten über das Kinderkriegen änderte.
    Trotzdem lag in den Worten meiner Mutter etwas, das mir vorkam wie eine Offenbarung. Vielleicht, weil es das erste Mal war, dass meine Mutter sich für irgendetwas bei mir entschuldigt hat. Vielleicht, weil jeder möchte, dass seine Mutter stolz ist – und bis zu einem gewissen Grad können wir nicht umhin, uns selbst zu sehen, wie unsere Mutter uns sieht. Vielleicht auch, weil es eine Erinnerung an all das war, was ich in meinem Leben trotz allem habe. Ich habe meine Karriere, natürlich. Aber, wichtiger noch, ich habe erfüllte Beziehungen, die mir viel wert sind. Ich bin eine gute Schwester, Tochter, Freundin. Mein Leben hat einen Sinn, und das wird weiter so sein, auch ohne Ben.
    Insofern war es meine Mutter, die mir, wenn auch unwissentlich, geholfen hat, die nächste Ebene der emotionalen Genesung zu erreichen. Den postkatastrophalen Lichtschimmer zu sehen, der mir sagt, dass das Leben weitergeht. Ich fange sogar an, wieder an Dates zu denken. Nicht so sehr, weil mir danach ist, sondern weil neue Dates immer das beste innere und äußere Zeichen dafür sind, dass du nach einem großen Bruch wieder nach vorn schaust und weitergehst. In mancher Hinsicht, denke ich, ist es die einzige Möglichkeit weiterzugehen.
    Und als Michael eines Tages in mein Büro spaziert kommt und sagt: «Rate mal, bei wem du auf Platz zwei stehst?», werde ich ein bisschen aufgeregt. Ich weiß genau, was er mit «Platz zwei» meint. Ob man Versicherungsgutachter in Iowa ist, Lehrerin in Florida oder Lektorin in Manhattan, man ist überall vertraut mit der Praxis, sich am Trinkwasserspender zu versammeln (oder in unserem Fall am Kaffeeautomaten) und darüber zu diskutieren, wer von den geschätzten Kollegen am attraktivsten ist. Diese Übung entspringt großenteils der Langeweile endloser Bürostunden, aber trotzdem betreibt man sie mit ungeheurer Ernsthaftigkeit. (Gleichwertig sind nur die Listen, die von Paaren zusammengestellt werden: «Promis, mit denen ich meinen Lebensabschnittsgefährten betrügen dürfte.» Natürlich ist diese Liste bei mir null und nichtig – ich kann jetzt ausnahmslos tun und lassen, was ich will, aber auch das bringt mich leider nicht ins Bett mit (1) Sting, (2) Colin Firth, (3) Johnny Depp, (4) Tom Brady oder (5) Ed Harris.)
    Das Problem bei diesem Ranking-Spiel besteht in den meisten Verlagen darin, dass die Auswahl für Frauen gering ist. Zum einen liegt das Verhältnis von Männern und Frauen in der Verlagsbranche bei ungefähr eins zu drei, und außerdem sind ungefähr siebzig Prozent der Männer schwul. Folglich kommt auf zehn Frauen ein heterosexueller Mann. Zu allem Überfluss arbeitet hier – von ein paar hervorstechenden Bereichen wie der Presseabteilung abgesehen – ein hoher Prozentsatz an ehemaligen Freaks (mich eingeschlossen), die den größten Teil ihrer Jugend zu Hause über ihren Büchern verbracht haben. Über meine Freundin Jacqueline zum Beispiel wurde in der Lokalzeitung in North Carolina berichtet, weil sie mehr als fünfhundert Bücher im Jahr las. Sie war damals fünf. Nicht dass ich das Maul aufreißen sollte – mein größter Erfolg als Kind war die Teilnahme am staatsweiten Buchstabierwettbewerb, wo ich in der Endrunde an dem Wort Rheumatismus scheiterte. Das soll nicht heißen, dass alle ehemaligen Freaks unattraktiv sind. Im Gegenteil, ich finde, wir sind ein wunderbarer Menschenschlag – ein bisschen schräg, gescheit und viel interessanter als durchschnittliche Ex-Cheerleader oder Sportskanonen. Aber bei dieser Liste geht es nicht

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