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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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ruhigste Sonntagabend, den ich bisher erlebt habe. Ich glaube, die Leute bleiben wegen dem Cossayuharie-Killer daheim. Oder sind in Saratoga. Paul hat ein paar Strafzettel auf der Schuylerville Road verteilt.«
    »Das wird Jim Cameron gar nicht gefallen.«
    »Was, Strafzettel? Aber sicher doch. Paul schreibt nur Auswärtige auf. Die Wähler bleiben verschont.«
    »Ich meine, dass die Leute ihr Geld nicht in Millers Kill ausgeben.«
    »An einem Sonntagabend?« Lyle schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Das Einzige, wofür man in dieser Stadt Geld ausgeben kann, sind die blöden Videospiele im Alltechtronik und ein paar Unzen Gras. Man muss bis Glens Falls, um auch nur Bingo spielen zu können.«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, Geraldine Bain hat eine florierende Canasta-Runde laufen. Ein Penny den Punkt.«
    Lyle lachte. Russ grinste. Sie standen nebeneinander, beobachteten die Tänzer, und einen Moment lang war es wie früher. Die Musik glitt geschmeidig in einen neuen Song, die Stimme des Bandleaders weich und melancholisch. I can see, no matter how near you’ll be, you’ll never belong to me …
    »Wer ist denn der Typ bei Reverend Fergusson?«
    Russ zwinkerte. »Hugh Parteger. Vierzig. Single. Investmentbanker aus der City. Ausländer mit ständiger Aufenthaltserlaubnis. Einmal Trunkenheit am Steuer, hat es runtergehandelt auf Fahren mit zu hoher Geschwindigkeit. Keine anderen Einträge.«
    Lyle sah ihn von der Seite an. »So genau wollte ich es eigentlich gar nicht wissen.«
    Russ spürte, wie sein Gesicht heiß wurde, und hoffte, dass das Licht der Straßenlaternen nicht hell genug war, um ihn zu verraten. »Der Typ kommt alle paar Monate ohne erkennbaren Grund in meine Stadt, warum sollte ich ihn nicht überprüfen? Gewarnt ist gewappnet, oder wie das Sprichwort heißt.«
    »Hm.« Lyle drehte sich zurück zu den Tänzern. Anne Vining-Ellis und ihr Mann versperrten die Sicht auf Clare, aber als die beiden Ellis aus dem Weg wirbelten, konnte Russ sie sehen, eng an Hugh geschmiegt. Der herausgeputzte Mistkerl ließ seine Hand über ihren halbnackten Rücken gleiten.
    »Sieht aus, als hätte er einen verdammt guten Grund, die Stadt zu besuchen.«
    Aber ich darf doch träumen, oder?
    »Warum gehst du nicht rüber und bittest sie um einen Tanz?«
    Er fuhr zu Lyle herum. »Warum kümmerst du dich nicht um deinen eigenen Kram?« Er drehte sich wieder zu Clare und ihrem Partner um, entschlossen, das Messer noch ein wenig tiefer in die Wunde zu treiben. »Du bist der letzte Mensch, der mir Ratschläge geben sollte.«
    Lyle schwieg einen Moment. »Du hast recht«, sagte er schließlich. »Ich habe jede Beziehung, die ich jemals hatte, in den Sand gesetzt. Einschließlich unserer Freundschaft. Aber weißt du was? Das bedeutet, dass ich erkennen kann, wenn jemand einen arschblöden Fehler macht.« Er wartete, als wollte er Russ einladen, ihm zuzustimmen. Russ hielt den Mund. »Wie auch immer.« Lyle seufzte. »Ich mach jetzt die Runde um den Park und kontrollier dann mal Kevin. Bis dann.«
    Der Song endete unter rauschendem Applaus. Russ drehte auf dem Absatz um und marschierte, ohne aufzublicken, die Church Street hinunter zu seinem Truck, der auf einem Parkplatz gegenüber St. Alban’s stand. Er schloss auf und nahm seinen Gürtel ab, ließ das ganze Ding in den Safe fallen, zusammen mit der Schrotflinte und dem Revolver. So. Offiziell nicht mehr im Dienst.
    Er kletterte hinter das Steuer und ließ den Truck an. Überlegte, ob seine Mutter noch bei Cousine Nane war. Vermutlich nicht. Er wünschte, er hätte einen Ort, an dem er allein sein konnte.
    Wie wäre es mit deinem Haus?
    Er schüttelte den Kopf. Er war seit Lindas Tod einige Male in dem Haus an der Peekskill Road gewesen, aber ihm wurde klar, dass er niemals wieder eine Nacht dort verbringen würde.
    Was sollte er tun? Es verkaufen? Und dann? Ein anderes Haus zu kaufen schien sinnlos. Weiter bei seiner Mutter wohnen? Plötzlich hatte er eine Vision seiner selbst, wie er in zehn Jahren, sechzig Jahre alt, das Haus seiner fünfundachtzigjährigen Mutter betrat. Die Frauen von ihrer Seite der Familie wurden alt, er hegte nicht den geringsten Zweifel, dass sie dann noch gesund und munter sein würde. Wie er kohlehydratarmes Essen aß, im Fernsehen verfolgte, wie die Yankees die Red Sox verdroschen. Nichts hatte sich geändert, alles war genauso wie heute. Wie es seit Lindas Tod gewesen war. Das hatte er gewollt, nicht wahr? Die Zeit anhalten. Sie niemals gehen

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