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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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sie etwas Falsches tun. Ich will das verhindern, ehe es passiert. Und sie in eine andere Richtung lenken, ehe aus einem kleinen ein großes Problem wird.« Er sah sie mit einer Miene an, die sie nicht deuten konnte. Sie klappte den Mund zu. Polizeiarbeit ist wie Mutter sein. Toll. Vielleicht sollte sie noch erwähnen, dass sie gern Schals stricken und Kakao kochen würde.
    »Wenn wir Sie einstellen, wären Sie die einzige Frau im Dienst. Genau genommen die erste Frau.« In seinem Ton schwang ein gewisses Unbehagen mit, aber sie konnte nicht sagen, ob es die Aussicht war, ein Mädchen in den Club aufzunehmen, oder Verlegenheit, weil bis jetzt in puncto Gleichstellung noch nichts passiert war. »Haben Sie darüber nachgedacht, wie Sie damit fertig werden wollen?«
    Er hatte gesagt, sie solle offen antworten. »Ist es sehr wahrscheinlich, dass man mit Ihren Männern fertig werden muss?«
    »Nein. Na ja« – er massierte seine Nasenwurzel unter der Stahlrandbrille –, »bei den meisten natürlich nicht. Ich dachte eher an den Job selbst. Das ist etwas anderes als Gefängnisaufseherin. Sie müssen Verkehrskontrollen durchführen, Typen voneinander trennen, die zu viel getrunken haben, in Häuser gehen, in denen Ehepaare aufeinander losgehen. Sie sind kleiner, leichter als die Männer hier. Wie gehen Sie damit um?«
    Auf diese Frage hatte sie sich vorbereitet. »Genau wie in der Zeit im Gefängnis. Der Trick ist, ihnen nie, absolut nie das Gefühl zu vermitteln, man wäre verwundbar. Was bedeutet, die Situation zu kontrollieren, und das beginnt hier.« Sie tippte gegen ihre Schläfe. »Es spielt keine Rolle, wie groß man ist, wenn man keine Kontrolle projizieren kann. Und falls es doch zu Gewaltanwendung kommt, habe ich einen Vorteil gegenüber Ihren übrigen Leuten. Die Besoffenen sehen die hier« – sie schob den Unterarm unter ihre Brüste und hob sie an, und natürlich folgte ihr sein Blick – »und sehen nicht, was ich hiermit tue.« Sie berührte seinen Kopf sanft mit einem Magazin, das sie mit ihrer freien Hand ergriffen hatte.
    Er lachte kurz. »Es ist nicht immer so einfach.«
    »Nein. Aber Männer neigen immer noch dazu, Frauen zu unterschätzen.«
    Sein Lächeln wurde irgendwie wehmütig. »Stimmt. Ich kenne – kannte – eine Frau, die diese Tatsache häufig zu ihrem Vorteil genutzt hat.«
    »Hat es funktioniert?«
    »Ja«, antwortete er. »Ja, das hat es …« Er riss sich zusammen. »Okay.« Sein Ton war wieder geschäftsmäßig. »Sie haben die Stelle, wenn Sie sie wollen.«
    »Ehrlich? Ich meine, toll! Ja! Ich will sie.«
    »Sie arbeiten auf Probe, bis Sie den Grundkurs in Polizeiarbeit abgeschlossen haben. Ich habe keine Lust, das Geld und die Zeit, die wir in Ihre Ausbildung stecken, zu verschwenden, also erwarte ich, dass Sie bestehen. Mit sehr guten Noten.«
    »Das werde ich. Ich komme unter die ersten zehn Prozent. Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
    »Zusätzlich werden Sie intensiv auf dem Schießstand trainieren.« Er tippte auf den Ordner, den er noch immer nicht aufgeschlagen hatte. »Die Ergebnisse Ihrer letzten Schießübungen sind viel zu schlecht.«
    »Unbedingt«, sagte sie. »Kein Problem.«
    Van Alstyne stand auf. Hadley stand auf. Er streckte die Hand aus, und sie ergriff sie. »Willkommen bei der Polizei von Millers Kill, Officer Knox.«
    Ein Klopfen an der Tür hinderte sie an überschwenglichen Dankesbezeugungen. Die Frau aus der Funkzentrale, vierschrötig, mit stahlgrauer Dauerwelle, steckte den Kopf herein. »Wenn Sie jetzt fertig sind, ich habe einen Anruf für Ms. Knox.«
    »Für mich?« Sie blickte Van Alstyne an.
    Er entließ sie mit einer Handbewegung. »Gehen Sie. Harlene sagt Ihnen, was an Papierkram zu erledigen ist.«
    Harlene schloss die Tür hinter ihnen und überraschte Hadley, weil sie sie statt in die Funkzentrale in den Flur zog. »Es ist eigentlich kein Anruf, sondern eine Nachricht. Von St. Alban’s.« Während sie sprach, schaute sie sich um, als wollte sie sich vergewissern, dass niemand sie belauschte. »Es geht um Ihren Großvater. Er ist mit einem Herzinfarkt ins Glens Falls Hospital eingeliefert worden. Reverend Fergusson holt Ihre Kinder ab und nimmt sie mit zur Pfarrei.«
    Hadley blieb einfach stehen. »Verzeihung. Haben Sie gerade gesagt …« Dann erfasste ihr Verstand die Bedeutung der Worte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »O Scheiße«, sagte sie. »Scheiße.«
    Harlene sagte irgendetwas über Glens Falls, dass das nicht

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