Und verfluche ihre Sünden
machen.«
»Sie haben uns gerufen«, sagte Duane. »Das haben Sie getan.« Sein Partner griff nach dem Funkgerät und ratterte eine Reihe von Zahlen und Fachbegriffen herunter. »MI« war der einzige, den Clare erkannte.
»Wir sollen ihn nach Glens Falls bringen«, verkündete der Sanitäter.
»Okay.« Duane erhob sich. »Verfrachten wir ihn auf die Trage.«
»Ins Krankenhaus von Glens Falls? Warum nicht ins Washington County?« Es wurde ihr im Moment der Frage klar. Es stand schlecht. Zu schlecht für ihr kleines hiesiges Krankenhaus. Die schlimmen Fälle kamen immer nach Glens Falls.
»Er soll direkt zur Katheteruntersuchung in die Kardiologie. Wer sind die nächsten Angehörigen?«, fragte Duane.
»O Gott, seine Enkel.« Clare sah Elizabeth an. »Ich weiß nicht mal, wie man Hadley erreichen kann.«
»Sie holen die Kinder ab«, entschied Elizabeth. »Ich werde hinter dem Krankenwagen herfahren.«
»Gut.« Clare wollte nicht zusehen, wie die Sanitäter Hadley abtransportierten. Sie rannte in ihr Büro und schnappte sich Mantel und Schlüssel. »Lois«, rief sie, »rufen Sie im Polizeirevier an und stellen Sie fest, ob man Hadley Knox etwas ausrichten kann.« Sie blieb in der Tür zum Hauptbüro stehen und schlüpfte in ihren Mantel. »Mr. Hadley hatte einen Herzanfall. Er wird nach Glens Falls gebracht. Ich hole ihre Kinder ab und nehme sie mit hierher.«
»Bin schon dabei.« Lois griff nach dem Telefon.
Als Clare über den winzigen Parkplatz lief, der feucht vom Tauwasser der letzten hartnäckigen Schneehaufen war, hörte sie das Anschwellen der Krankenwagensirene; wie ein aufsteigender Vogel, der sang. Herr, sei mit ihnen, betete sie. Mit uns allen.
II
Hadley zupfte einen Fussel von ihrem Wollrock. Es war ein alter im A-Schnitt, den sie bei einem Weihnachtsbesuch bei ihrem Großvater im Schrank zurückgelassen hatte. Sie hatte damals einen Rock für die Mitternachtsmesse gebraucht und genug Geld gehabt, um sich einen zu kaufen, den sie nur ein Mal anzog. Nun, jetzt machte er sich bezahlt. Sie hatte ihn bei jedem Bewerbungsgespräch in den letzten zwei Monaten getragen. Schade, dass er ihr nicht mehr eingebracht hatte als ein paar lange Blicke auf ihre Beine.
Der Mann, der gerade eingehend ihre Unterlagen studierte, hatte sie mit Sicherheit gründlich gemustert, als sie durch Flur und Mannschaftsraum zu seinem Schreibtisch am anderen Ende gegangen war.
Sie hoffte, dass das keinen zukünftigen Ärger verhieß, sondern einfach daran lag, dass er Polizist war. Sie beäugte seinen Schreibtisch. Ein Becher mit Stiften. Ein Messingschild: LYLE MACAULEY, DEPUTY CHIEF. Kein Foto seiner Frau. Nicht, dass das immer etwas zu bedeuten hatte.
Eine gutaussehende Frau in einem männlich dominierten Bereich zu sein war nicht einfach. Sie war immer gut mit ihren Kollegen zurechtgekommen, aber wenn ein Vorgesetzter ein Auge auf einen warf, bedeutete das Ärger. Hier würde es allerdings keine Ungestörtheit geben; so wie es aussah, arbeitete die komplette Besatzung von diesem Raum aus. Fünf Schreibtische, ein paar Stühle und ein massiver alter Holztisch. Aktenschränke, Tafel und Karten, die eingeklemmt zwischen hohen eleganten Fenstern aus einem anderen Zeitalter hingen. Wir befinden uns nicht mehr in Kalifornien, Toto.
»Ihre Resultate sind ausgezeichnet.« Lyle MacAuley hielt die Ergebnisse ihres polizeilichen Eignungstests des Staats New York hoch.
»Danke.« Sie rutschte auf ihrem stabilen Metallstuhl herum.
»Ihr Zeugnis von der kalifornischen Gefängnisbehörde ist ebenfalls gut. Sie haben zwei Jahre dort gearbeitet?«
»Drei.« Sie wusste, was als Nächstes kam. »Ich bin aufgrund der Etatkürzungen entlassen worden. Wenn Sie meinen Lebenslauf lesen, werden Sie feststellen, dass einer meiner Vorgesetzten mir Referenzen gibt.«
»Hm.« Er blickte in die Unterlagen auf seinem Schreibtisch. Er hatte struppige graue Haare und buschige Augenbrauen, die aussahen, als gehörten sie zu einem Halloweenkostüm. »Zwischen dem Ende Ihrer Arbeit für die Gefängnisbehörde und heute besteht eine Lücke von zwei Jahren.«
»Ich bin eine Zeitlang als Vollzeitmutter bei den Kindern zu Hause geblieben.« Sie war eine Panisch-paddeln-um-sich-über-Wasser-zuhalten-Mutter gewesen. Die miesen Jobs, die sie anzunehmen gezwungen war – Eis verkaufen, Flugblätter verteilen, im Badeanzug auf hohen Absätzen bei einer Automesse herumstolzieren –, waren es nicht wert, schriftlich erwähnt zu werden.
»Warum bewerben Sie
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