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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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sich um die Stelle als Streifenpolizistin? Ich meine Polizeistreife. Ich hätte angenommen, Sie würden nach einer Stelle bei der New Yorker Gefängnisbehörde suchen. Die zahlen besser.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die nächstgelegene Strafanstalt, die auch weibliche Wachen einstellt, ist Dannemora. Ich muss hier in der Gegend bleiben.«
    »Wegen der Kinder?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Hören Sie, ich weiß, dass ich das nicht fragen sollte, und wenn Sie verärgert sind, melden Sie mich bei der Gleichstellungsbehörde, aber haben Sie darüber nachgedacht, was Sie als alleinstehende Frau mit Ihren Kindern machen sollen? Wir können Ihnen nicht garantieren, dass Sie freibekommen, falls etwas ist.«
    Er hatte recht. Er sollte sie das nicht fragen, und sie war verärgert. Sie bemühte sich, nichts davon in ihrer Stimme durchklingen zu lassen. »Wir wohnen bei meinem Großvater, Glenn Hadley. Er hat eine Teilzeitstelle mit flexibler Arbeitszeit.«
    Die Augen des Deputy Chiefs verengten sich zu Schlitzen. Hadley konnte beinah sehen, wie eine Reihe von Namen vor seinem inneren Auge vorbeiratterte. Er mochte aussehen wie ein abgehalfterter Dorftrottel, aber sie ging davon aus, dass es keine gute Idee war, MacAuley zu unterschätzen. Sie fragte sich, ob die unzulässige Frage nur ein weiterer Test gewesen war.
    »Glenn Hadley.« Er schlug die Augen auf. »Arbeitet für St. Alban’s?«
    »Ja. Er ist der Küster. So nennen sie dort den Hausmeister.«
    »Erwähnen Sie das nicht, wenn Sie mit dem Chief reden.«
    Die plötzliche Hoffnung – sie würde mit dem Chief reden! Sie war eine ernstzunehmende Bewerberin! – hätte beinah dazu geführt, dass sie MacAuleys seltsamen Rat überhörte. Beinah.
    »Was, dass Opa Hausmeister ist?«
    »Sprechen Sie einfach nicht über St. Alban’s oder irgendwas, das damit zu tun hat.«
    Sie runzelte die Stirn. »Er hat doch nichts gegen Christen oder so? Ich bin zwar nicht supergläubig, aber ich gehe zur Kirche.«
    »Nein, nein. Nein, nichts dergleichen.« MacAuley presste die Lippen zusammen. Dachte einen Moment nach. »Der Chief hat im vergangenen Januar seine Frau verloren.«
    »Davon habe ich gehört.«
    »Er war … mit der Pastorin von St. Alban’s zusammen, als es passierte. Nicht mit ihr zusammen, nichts Komisches oder so«, fügte er so hastig hinzu, dass sie sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass es doch irgendwie komisch gewesen war. »Er glaubt einfach, dass er seine Frau hätte retten können, wenn er nicht mit Clare – Reverend Fergusson – zusammen gewesen wäre. Deshalb ist es nicht gut, wenn man ihn an sie erinnert. An Clare. Reverend Fergusson. Verstehen Sie?«
    »Hm«, erwiderte sie. Sie verstand gar nichts. Es war ihr egal. »Ich werde St. Alban’s nicht erwähnen.«
    »Okay.« Er schob seinen Stuhl zurück. Erhob sich. »Gehen wir zum Chief.«
    Hadley stand auf und arrangierte den passenden Gesichtsausdruck. Bereit, willig, eifrig. Nicht verzweifelt. Verzweifelt zu wirken konnte sie sich nicht leisten. Die Strafanstalten waren zum Pendeln zu weit entfernt. Die privaten Sicherheitsdienste hatten sie abgelehnt. Es gab nur wenige Arbeitgeber, bei denen ein Highschool-Absolvent genug zum Leben verdiente, und keiner davon stellte ein. Wenn sie diese Stelle nicht bekam, hieß es kellnern in Lake George oder Saratoga, von Trinkgeldern leben und beten, dass keiner krank wurde oder sich ein Bein brach. Die Polizei von Millers Kill bot zahnärztliche Versorgung. Zahnärztliche Versorgung! Sie und die Kinder waren seit mehr als zwei Jahren nicht mehr beim Zahnarzt gewesen.
    MacAuley führte sie einen kurzen Flur entlang durch die Funkzentrale und klopfte dann an eine Tür mit Riffelglasscheibe, auf der in Goldbuchstaben CHIEF RUSSELL VAN ALSTYNE stand. »Herein«, sagte eine Stimme.
    Sie folgte MacAuley in ein unordentliches Büro. Stapel von Magazinen und Akten, die sich auf einer verschrammten Kredenz häuften, die Wände bedeckt von Postern, amtlichen Bekanntmachungen und einer riesigen Karte der drei Countys. Ein ausschießender Philodendron verdurstete auf zwei alten Aktenschränken.
    Der Chief telefonierte, eine Hand über der Sprechmuschel. »Warten Sie«, bat er. MacAuley warf ihre Akte auf einen ebenso unordentlichen Tisch. Sie sah zu, wie der Chief sie mit einer Hand aufhob. Lange, eckige Finger. Braune, blond-und graugesprenkelte Haare, ebenso ungepflegt wie der Philodendron.
    »Ja«, sagte er in den Hörer. »Okay. Setzen Sie uns auf die Liste, falls Sie

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