Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
Vom Netzwerk:
etwas finden.« Er legte die Akte wieder hin, ohne sie aufzuschlagen. »Nein, aber schicken Sie uns die Abdrücke. Wir lassen einen Vergleich laufen, wenn wir im August die Basisrecherche durchführen.« Wenn man Russ Van Alstyne betrachtete, fiel es schwer, sich den August vorzustellen. Sein Gesicht war winterbleich, tiefe Falten zu beiden Seiten seines Mundes. Eisblaue Augen. Sie schätzte, dass er ungefähr so alt wie ihr Vater war, doch er strahlte eine gewisse Festigkeit aus, die ihr Vater, der König der Erwachsenenkopien, nie besessen hatte.
    Van Alstyne legte den Hörer auf. »Chief, das ist Hadley Knox«, erklärte MacAuley. Der Chief nickte ihr zu. »Worum ging’s denn?«, wollte MacAuley wissen.
    »Um den Mietlaster.« Er sah Hadley an, schloss sie in die Unterhaltung ein. »Jemand hat letzte Woche einen Laster in einem Unterstand einer hiesigen Farm abgestellt, der im Winter nicht genutzt wird.« Er sah Lyle an. »Er wurde in Kingston gestohlen, Wir kriegen Kopien aller Abdrücke, die die CADEA findet.«
    »Kadea?«
    Beide Männer sahen Hadley an. Auweia. Hätte sie wissen müssen, was das war?
    »Capital Area Drug Enforcement Association. Eine Art regionaler Zusammenschluss von Ermittlern aller Dienststellen im gesamten Gebiet.« Der Chief reichte MacAuley einen Ordner. »Ihr Labortechniker teilt deine Ansicht, dass die Ballen eingeschweißt waren. Sie haben weder Pflanzenspuren noch THC auf den Oberflächen gefunden.«
    MacAuley tippte gegen seine beachtliche Nase. »So was hat eben nicht jeder.«
    »Hm. Vielleicht sollten wir dich vermieten.«
    »Worum geht es denn eigentlich?«, fragte Hadley. Mitgefangen, mitgehangen, dachte sie. »Ich meine, im Laster?«
    »Marihuana«, antwortete MacAuley.
    »Dope?« Sie wollte nicht so ungläubig klingen, aber Dope? Wen scherte das?
    »Im Wert von zehn Millionen Dollar.« Van Alstyne tippte auf die Akte auf seinem Tisch. »Falls der Laster voll beladen war.«
    »Heilige Scheiße!« Im selben Moment hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Fluchen beim Vorstellungsgespräch. Genial. »Entschuldigung«, sagte sie.
    MacAuley wirkte amüsiert. »Ich lass euch beide jetzt allein, ja?«
    »Danke, Lyle«, sagte Van Alstyne. MacAuley verließ das Büro und ließ die Tür offen. »Nehmen Sie Platz, Ms. Knox.«
    Es gab nur einen Stuhl, auf dem sich nichts häufte. Sie nahm ihn.
    Er musterte sie eine Weile. Bei einem anderen Mann wäre in ihr das unangenehme Gefühl aufgestiegen, das durch unwillkommenes sexuelles Interesse erzeugt wird. Aber Van Alstyne musterte sie nicht, wie ein Mann eine Frau ansieht. Eher so wie ein Arzt, der Röntgenbilder betrachtet. Diagnostisch.
    »Sie stellen Fragen«, sagte er.
    War das eine Kritik? Ein Kompliment? Sie schluckte. »Ich habe zwei Kinder, denen ich immer wieder sage, es gibt keine dummen Fragen. Ich schätze, das hat auf mich abgefärbt.«
    »Warum wollen Sie Polizistin werden?« Seine Frage traf sie überraschend. Verdammt, sie hatte sich doch vorbereitet. Was hatte sie sagen wollen?
    »Ich habe in Kalifornien drei Jahre als Gefängnisaufseherin gearbeitet.« Sie wies mit dem Kopf auf den Ordner, der noch immer ungeöffnet auf dem Tisch lag. »Ich habe die Arbeit als herausfordernd und befriedigend …«
    »Warum wollen Sie Polizistin werden?«
    Sie saß da, den Mund halb geöffnet, weil er sie in ihrer vorgefertigten Antwort unterbrochen hatte.
    »Sagen Sie einfach, was Ihnen durch den Kopf geht.«
    Sie schloss den Mund. »Ich muss eine Familie ernähren. Ich brauche eine gutbezahlte Stelle hier in Millers Kill. Ich habe keinen College-Abschluss, aber meine Ausbildung in Kalifornien qualifiziert mich als Ordnungshüter auf Probe, wenn ich in die Grundausbildung zur Polizistin übernommen werde.«
    »Was ist damit: Für Recht und Ordnung sorgen, die bösen Kerle von den Straßen holen und hinter Gitter verfrachten?«
    Sie stieß die Luft aus. »In meiner Zeit als Gefängnisaufseherin habe ich eine Menge Typen getroffen, die behauptet haben, sie wären unschuldig. Ich weiß es nicht. Ich schätze, für Recht und Ordnung sorgen sollte lieber jemand anders. Was das Fangen von …äh … bösen Kerlen …« Sie verstummte. »Ich nehme an, das will jeder.«
    Er neigte den Kopf zur Seite und bedeutete ihr, fortzufahren.
    »Es tut mir leid, Sir. Wenn Sie nach Robocop suchen, bin ich nicht die Richtige. Ich schätze, Polizeiarbeit ist in gewisser Weise so was wie Mutter sein. Ich will meine Kinder nicht dabei erwischen, dass

Weitere Kostenlose Bücher