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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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halbem Weg im Mittelgang. Sie wirkten unwahrscheinlich weit weg. Links von ihm klirrte es, und als er den Kopf herumriss, fand er sich Auge in Auge mit einer Färse mit Kulleraugen und feuchter Schnauze, die ihn gleichmütig anstarrte, während sie ihr Futter wiederkäute.
    Sein Schwager lachte. »Sieh ihn dir an. Starr vor Staunen.« Er breitete die Arme aus. »Ganz schön beeindruckend, oder?«
    Nein, es erinnert mich ziemlich an den Kuhstall, in dem ich vor zwei Monaten beinahe erschossen worden wäre. Wo der beste Mensch, den ich kenne, ein soziopathisches Ungeheuer töten musste, um mein Leben zu retten.
    Es erinnert mich daran, wo ich war, als meine Frau starb.
    Er hätte das am liebsten ausgesprochen, damit sie eine Vorstellung davon bekamen, wer er war und was in seinem Kopf vor sich ging. Aber er konnte es nicht. Seine Mutter würde sich ängstigen, und seine Schwester würde den Rest des Abends eine gezwungene Fröhlichkeit zur Schau tragen. Damit »er sich besser fühlte«. Sie wollten diesen Mist nicht wissen.
    Clare würde ihn verstehen.
    Wie immer in diesen Tagen wurde der Gedanke an sie von einer Woge des Verlangens begleitet, gepaart mit einem Gefühl von Verlust und Schuld und Selbstverachtung. Dieses eine Mal begrüßte er die ätzende Mischung. Sie vertrieb den Nebel der Angst und verwandelte diese Scheune in eine ganz normale Scheune, nur ein weiterer Ort, an dem er sich aufhalten musste, ehe er ins Bett klettern und sein tiefstes Bedürfnis stillen konnte: totale Bewusstlosigkeit.
    Seine Verwandten blickten ihn erwartungsvoll an. »Ja«, sagte er. »Beeindruckend.«
    Janet und Mike strahlten sich an. »Ich wusste, dass du das sagen würdest«, meinte Janet. »Es gehört uns.«
    »Na ja, uns und Mom.« Mike legte den Arm um seine Schwiegermutter.
    Margy grinste. »Überraschung!«
    »Was?« Russ starrte sie an. »Euch?«
    »Die Petersons wollten verkaufen und sich zur Ruhe setzen«, erklärte Mike. »Es war die perfekte Gelegenheit, unsere Farm zu erweitern.«
    »Wir haben unsere Herde um zweihundertvierzig Tiere vergrößert«, sagte Janet. »Plus die zusätzlichen fünfzig Hektar mit Heuwiesen …«
    »Wir können den größten Teil von unserem Futtermais selbst anbauen«, unterbrach Mike sie.
    »Und pro Jahr anderthalb Millionen Liter mehr produzieren.«
    Russ hob die Hände. »Wartet einen Moment, wartet mal. Ich bin kein Farmer, aber sogar ich weiß, dass eine Verdopplung eurer Herde wesentlich größere Ausgaben bedeutet. Ich will nicht neugierig sein, aber wie wollt ihr das schaffen?«
    Sein Schwager grinste. »Tja, erst wollten wir in den Drogenhandel einsteigen und Gras anbauen, aber dann dachten wir, mit dir als Polizeichef und so wäre das vielleicht keine so gute Idee. Deshalb haben wir bei Mom einen Kredit aufgenommen.« Er legte den Arm um Margys Schultern und drückte sie.
    »Nicht nur bei Mom«, ergänzte Janet. »Wir haben auch eine Hypothek auf unser Haus aufgenommen.«
    »Ich bin Partner.« Seine Mutter strahlte. »Es ist eine Geldanlage.«
    »Eine Geldanlage?« Russ starrte das Trio mit offenem Mund an. »In eine Milchfarm? In den letzten zwanzig Jahren musste in dieser Gegend mindestens eine pro Jahr dichtmachen!« Er drehte sich zu Janet um. »Hältst du das für eine sichere Geldanlage für eine Frau von fünfundsiebzig Jahren, die von ihren Zinseinkünften lebt?«
    »Russell!« Seine Mutter klang erschrocken.
    »Mom, ich kann einfach nicht glauben, dass du so was Unverantwortliches tust.«
    »Es ist mein Geld«, sagte sie, während Janet im selben Moment schimpfte: »Für was hältst du dich, Mom zu sagen, was sie tun oder lassen soll?«
    »Ich mache mir Sorgen um ihre Zukunft. Und wenn du ein bisschen mehr an sie und weniger an dich denken würdest …«
    »Oho!« Janet trat auf ihn zu, ihre Augen – die gleichen Augen, die er von seinem Vater geerbt hatte – sprühten blaues Feuer. »Die ganzen Jahre, in denen du mit der Armee in der Weltgeschichte herumgezogen bist, wer hat sich da um sie gekümmert? Ich! Ich war diejenige, die in Millers Kill geblieben ist und jahrein, jahraus jeden Sonntag mit ihr verbracht hat, während sie von dir nichts anderes bekommen hat als Postkarten.«
    »Und das gibt dir das Recht, sie in diese idiotische – autsch!«
    Janet gab einen ähnlichen Schmerzenslaut von sich. Margy hatte hochgelangt – hoch, weil sie beide außerdem die Größe ihres Vaters geerbt hatten – und hielt sie mit festem Griff an den Ohrläppchen.
    »Au! Au, Mom,

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