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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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gemeinsam mit einer langgliedrigen blonden Frau, die so sehr wie eine weibliche Ausgabe von Russ wirkte, dass sie seine …
    … Schwester sein musste. Oh.
    »Was willst du denn hier?«, knurrte Russ. »Ich dachte, ich hätte Knox und Kevin angewiesen, dich nach der Suche nach Hause zu bringen.«
    Sie verkniff sich die erste Antwort, die ihr in den Sinn kam. Du hast mir gar nichts zu sagen! »Mach ihnen keine Vorwürfe«, antwortete sie stattdessen. »Sie haben es versucht.«
    Die Tür zu den Behandlungsräumen öffnete sich. Ein Doktor im weißen Kittel kam herein und ging zu Altas Tresen. Er zögerte, als er Russ sah, und öffnete den Mund, aber der Polizeichef ging ohne einen Blick an ihm vorbei und blieb vor Clare stehen. »Oh, ihnen mache ich keinen Vorwurf, bestimmt nicht.«
    Als Priesterin führte Clare oft seelsorgerische Gespräche, und sie war gut darin. Sie erkannte die Waffen der Trauer: Zorn, das Bedürfnis, zu verletzen, die Welt auf Abstand zu halten. Sie kannte die Folgen von Schuldgefühlen: sich krümmen, wegducken, beinah alles tun, um sich nicht der schwärenden Wunde im Herzen stellen zu müssen. Sie erkannte sie. Sie wusste darum. Und es half ihr kein verdammtes bisschen, als sie jetzt Russ Van Alstyne gegenüberstand, der sich aufführte, als hätte sie ihm irgendwie unrecht getan.
    »Wenn du ein Problem mit mir hast, spuck’s aus«, blaffte sie. »Sonst lass mich in Ruhe.«
    »Ein Problem mit dir? Ein Problem mit dir? Wie wär’s damit, dass du dich wieder mal in Polizeiangelegenheiten einmischst, die dich überhaupt nichts angehen …«
    »Ich bin hier, um Schwester Lucia zu besuchen! Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun.«
    »… trotz der Tatsache, dass es beim letzten Mal, als du dich eingemischt hast …«
    »Wag es ja nicht!«
    »… zur Katastrophe gekommen ist, du …«
    »Ich habe dir das Leben gerettet, du …«
    »… idiotisches Weib.«
    »… eingebildeter Trottel.«
    Schwer atmend verstummten sie im selben Moment. Im Film wären sie einander jetzt in die Arme gefallen, doch Clares Bedürfnis, die Arme nach Russ Van Alstyne auszustrecken, war nie geringer gewesen, es sei denn, um ihn zu Boden zu schlagen.
    Jemand hüstelte.
    Oh, mein Gott. Sie sah, wie in seiner Miene der Zorn der Erkenntnis wich.
    Sie hatten die komplette Szene vor Publikum aufgeführt.
    »Chief Van Alstyne?«
    Russ schloss einen Moment die Augen, dann drehte er sich um. Der Arzt, der vorhin hereingekommen war, starrte sie an, eine Hand auf Altas Telefon. Zweifellos bereit, den Sicherheitsdienst zu rufen.
    »Dr. Stillman.« Clare konnte hören, wie er sich zwang, normal zu klingen. »Hi.«
    »Äh … hi. Wie geht’s dem Bein?«
    Russ sah an seinen antiken Jeans hinunter, als wäre ihm nie zuvor aufgefallen, dass dort unten etwas war, das ihn aufrecht hielt. »Prima. Einfach … prima.«
    »Großartig. Äh …« Der Blick des Orthopäden wanderte zu Clare. Er starrte sie an. »Reverend Fergusson? Sind Sie das?«
    Sie lächelte schwach. »Schön, Sie mal wieder zu sehen, Dr. Stillman.« Er ließ das Telefon los und kam zu ihr herüber, wobei er ihre Abzeichen auf dieselbe Weise musterte wie letztes Jahr die Röntgenaufnahmen von Russ. »Nationalgarde? Toll! Ich auch. Welche Einheit?«
    »Ähem … 142. Flugbataillon.«
    »Sind Sie die neue Geistliche?«
    Russ verdrehte die Augen.
    »Nein«, sagte sie. »Ich bin die neue Black-Hawk-Pilotin.«
    »Verzeihung.« Eine Stimme hinter ihr erschreckte Clare. Sie und Dr. Stillman drehten sich um. Eine sehr große und sehr aufrechte ältere Frau war aus dem Korridor, der zu den Aufzügen führte, aufgetaucht. Sie hatte einen silbergrauen Kurzhaarschnitt und die professionelle Ausstrahlung eines Menschen, der während der letzten vierzig Jahre anderen gesagt hatte, was zu tun war, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. »Ich bin Paula Hodgden von der Einwanderungs-und Zollbehörde.« In den Händen hielt sie ein Klemmbrett. Ihr abschätzender Blick erfasste das komplette Wartezimmer-Tableau. »Ist einer von Ihnen der betreuende Arbeitgeber der nicht ansässigen Ausländer?«
    »Oh!« Der Mann mit dem Schnurrbart riss sich von der Russ-und-Clare-Show los. »Das bin ich. Ich meine, ich und meine Frau.« Er stupste die Frau an seiner Seite an, die die beiden noch immer mit einem Ausdruck größten Vergnügens betrachtete.
    »Einwanderungsbehörde?«, wiederholte Russ. »Ich will ja nicht unhöflich sein, aber was wollen Sie hier?«
    »Und Sie sind …?«
    »Russell

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