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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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sich vor und lächelte sie durch die Scheibe an, und sie erkannte, dass er Latino war. In seiner Oberlippe saßen drei Stecker, und eine Sekunde lang vergaß Hadley ihre Angst, während sie dachte: Wie, zum Teufel, kann man damit essen?
    »Ärger mit dem Wagen?« Dumpf, mit schwachem Akzent, drang seine Stimme durch das Glas.
    »Alles bestens«, sagte sie laut. »Ich telefoniere gerade mit meinem Mann, er wird gleich hier sein.« Sie lächelte idiotisch.
    »Machen Sie die Haube auf, ich sehe mal nach.«
    »Nein, nein, alles in Ordnung …« Er schlenderte zur Haube ihres altersschwachen Wagens. Ihr Blinklicht ließ ihn im Dunkel verschwinden, wieder erscheinen, verschwinden.
    »Öffnen Sie die Haube!« Er lächelte, während er brüllte. Er erinnerte sie an Dylan und die Art, wie er gebrüllt hatte. »Was ist mit dir los? Wir haben jede Menge Spaß, verdammt noch mal.«
    Sie setzte ihre beste Hilfloses-Frauchen-Miene auf und zuckte die Achseln. Er lächelte einfach wieder, fischte etwas Langes und Flaches aus der geräumigen Tasche seiner Cargohose und beugte sich über die Haube. Das Auto neigte sich. Hadley hörte ein metallisches Klirren, und die Haube sprang auf und verdeckte den Stechertyp, der ihres Wissens soeben dabei war, den Motor auseinanderzunehmen.
    Zum ersten Mal, seit sie ihre Dienstwaffe erhalten hatte, wünschte sie, sie hätte sie bei sich. Zwei Monate lang war sie ihr zu schwer gewesen, zu fremd, zu beängstigend. Jetzt wünschte sie, sie könnte sie aus dem Safe unter dem Fahrersitz holen, damit gegen die Scheibe klopfen und den Gesichtsausdruck dieses Kerls genießen. Nicht, dass sie die Waffe jemals benutzen würde, trotz der wild entschlossenen Gespräche mit ihrem Schießlehrer über »Ihren besten Freund«.
    Aber, oh, wie sie sich im Moment nach ihr sehnte. Dann hätte sie vielleicht nicht so viel Angst.
    Der Stechertyp spazierte zurück zur Fahrertür, ohne sich die Mühe zu machen, die Haube zu schließen. »Ich sag’s nicht gern, aber es sieht nicht gut aus. Der Keilriemen ist gerissen.«
    Sie hatte keine Ahnung, ob er sie verscheißerte.
    »Kommen Sie, wir bringen Sie, wohin Sie wollen. Ein hübsches Mädchen wie Sie sollte hier draußen nachts nicht allein sein.« Bei seinem Lächeln überlief sie eine Gänsehaut.
    Sie hielt das nutzlose Handy hoch. »Danke, aber mein Mann ist schon unterwegs.«
    Er klopfte mit seinem wie ein Schädel geformten Silberring gegen die Scheibe. Er streckte ihn ihr entgegen, als ob sie ihn bewundern sollte. Auf seinen Knöcheln waren Buchstaben eintätowiert. Gefängnistattoos, mit angespitztem Stift und selbstfabriziertem Hammer in die Haut gestochen. Scheiße. Sein Lächeln wurde breiter. »Wenn Sie verheiratet sind, wieso tragen Sie dann keinen Ring?«
    Seine Finger glitten nach unten, außer Sicht, dann hörte sie das Klicken des Türgriffs.
    Sie ließ die Kleine-Hausfrau-Maske fallen. Sprach in scharfem Ton. »Ich werde Sie nicht begleiten. Ein Abschleppwagen ist unterwegs … und mein Lebensgefährte weiß, wo ich bin.« Sie dachte daran, ihm zu sagen, dass sie Polizistin war, ging aber davon aus, dass sie das ohne Beweise nur verängstigt und verzweifelt wirken lassen würde.
    Er lächelte weiter. Er ließ den Türgriff los und seine Finger über die Scheibe gleiten, malte Figuren. Plötzlich wurde ihr klar, dass er so tat, als würde er sie anfassen. Ihr wurde übel. Mit der anderen Hand winkte er in Richtung Hummer. Auf der anderen Straßenseite schwangen Türen auf, und Männer stiegen aus.
    Scheiße, dachte sie. Scheiße, Scheiße, Scheiße.
    »Wir müssen nirgendwo hinfahren«, sagte der Stechertyp. »Sie können doch einfach zu uns in den Truck kommen.« Ein kurzer, breiter Latino presste sich neben dem Stecher ans Fenster. Er hatte ein nervöses Wieselgesicht, mit dem er aussah wie Peter Lorre.
    Klick-klick. Klick-klick. Er wollte die hintere Tür öffnen. Aus dem Augenwinkel sah sie zwei weitere dunkle Schatten an der Beifahrerseite.
    Klick-klick.
    »Ihnen muss da drin doch langsam kalt werden«, sagte Stecher fröhlich. »Kommen Sie zu uns. Wir wärmen Sie auf.« Einer der Kerle auf der anderen Seite des Autos machte eine Bemerkung, und alle lachten.
    »Feiern Sie gern?«, fragte Stecher. »Wir machen eine Party. Danach geht es Ihnen prima.« Er sagte etwas über das Dach hinweg, das sie nicht verstand, und einer der Schatten löste sich von ihrem Wagen und lief über die Straße. Zurück zum SUV. Er riss die Fahrertür auf und griff unter

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