Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
Vom Netzwerk:
das Armaturenbrett. Die Heckklappe sprang auf. Sie dachte an den praktischen Haubenöffner, den Stecher aus der Tasche gezogen hatte, und wusste mit der grauenhaften Gewissheit eines Menschen, der immer Pech hatte, dass der Typ auf der anderen Straßenseite ein Brecheisen aus dem Kofferraum holen würde und sie gefickt war. In jeder Hinsicht.
    Sie zog den Schlüssel aus der Zündung und umklammerte ihn so, dass die Schlüsselspitze zwischen ihren Fingern hervorragte. Falls sie so tat, als würde sie mitspielen, und sich ängstlich und hilflos gab – was ihr weiß Gott nicht schwerfallen würde –, standen ihre Chancen, Stecher unvorbereitet zu erwischen, ihrer Ansicht nach recht gut. Die Schlüssel gegen seine Kehle, das Knie in die Eier, dann mit dem Fuß gegen seine Kniescheibe. Falls sie ihn zu Boden schlug – mit voller Wucht, so dass er nicht wieder hochkam –, würden die anderen vielleicht abhauen. Sie schluckte. Legte ihre Hand auf die Türstütze.
    Im Rückspiegel sah sie das rot-weiße Wirbeln eines Streifenwagens.
    O Gott, danke. Gott, ich danke dir.
    Der Streifenwagen hielt dicht hinter ihrem Fahrzeug, flutete den Innenraum mit dem blendend weißen Licht der Jupiterlampen. Sie konnte nicht erkennen, ob es ein State Trooper war oder jemand vom MKPD, aber wer auch immer, sie betete darum, dass er groß war, haarig und schwer bewaffnet. Stecher und sein Wieselfreund traten von der Scheibe zurück, und der Typ auf der anderen Seite verschwand in Richtung Kühlerhaube ihres Autos. Einen Moment später wurde die Haube zugeschlagen.
    Durch das Glas hörte sie das Knirschen von Stiefeln auf Kies. »Was ist hier los?«, fragte eine Männerstimme, misstrauisch und autoritär. Sie konnte seinen Umriss im Rückspiegel sehen, groß, kräftig, eine Hand auf dem Griff seiner Dienstwaffe.
    Stecher hob beschwichtigend die Hände. » Nada, nada. Wir haben nur angehalten, um zu fragen, ob die Lady Hilfe braucht.«
    »Ja? Nun, die hat sie jetzt. Verzieht euch.«
    Der kleinere, wieselige Typ schoss über die Straße, doch Stecher zögerte.
    »Entweder setzt du dich in dein Auto, oder du liegst mit dem Gesicht im Dreck, meinen Stiefel im Nacken. Deine Entscheidung. Du hast zehn Sekunden.«
    Stecher sah flüchtig zu dem Typ, der noch immer knapp außer Reichweite vor ihrem Wagen herumlungerte, dann zeigte er auf den Hummer. »Wir wollen keinen Ärger«, erwiderte er lächelnd. Seine Lippenpiercings glitzerten im kalten weißen Licht des Streifenwagens. Er sah zu Hadley. »Bis später, Süße.«
    Sie zwang sich, den Blick abzuwenden, und konzentrierte ihn auf ihre Hände. Die ihre Schlüssel hielten. Ihre Knöchel waren weiß. Sie hörte das Schlagen der Türen, und dann sprang der Hummer dröhnend an, zog in einem Kieselhagel auf die Fahrbahn und verschwand.
    Die Stiefel knirschten zu ihr hinüber. Der Officer kauerte sich hin. »Hey«, sagte Kevin Flynn, »alles in Ordnung mit dir?«
    II
    »Dein Großvater hat im Revier angerufen.« Sie saßen bei voll aufgedrehter Heizung in Kevins Streifenwagen. Flynn hatte über die Kälte geklagt, als er sie hochdrehte, aber sie wusste, dass er es wegen ihres Zitterns tat. Sie schien nicht aufhören zu können. Er hatte unermüdlich geplaudert, während er sie zum Streifenwagen führte, ihr Notebook und ihre Gesetzestexte holte, die beiden Taschen mit Lebensmitteln herüberschleppte, die sie in Sam’s Club in Albany eingekauft hatte. Es war fast so, als würde sie ihm im Revier zuhören, außer dass er ihr die ganze Zeit verstohlen kurze Blicke zuwarf, wenn er glaubte, sie würde es nicht bemerken. Ihre emotionale Temperatur maß.
    »Die Funkzentrale ist natürlich in den meisten Nächten nicht bemannt. Befraut? Ich wette, Harlene würde befraut gefallen. Tja, sein Anruf ist jedenfalls nach Glens Falls weitergeleitet worden, und die haben mich angefunkt, und hier bin ich.«
    »Danke.« Sie klang wie Hudson, wenn sie ihn nötigte, sich bei seiner kleinen Schwester zu bedanken. Sie atmete tief ein – was ihr immer leichter fiel, je länger sie in der abgeschlossenen kleinen Welt des Streifenwagens saß – und versuchte es noch einmal. »Ehrlich. Ich danke dir. Sie … ich hatte …« Sie schüttelte den Kopf.
    Seine Hand berührte ihre Schulter, so zögernd, dass sie es sich auch hätte einbilden können. »Du musst nichts sagen«, erwiderte er. »Und du musst dich nicht bei mir bedanken.«
    »Du verstehst nicht«, sagte sie. »Ich habe nichts – ich habe einfach dagesessen. Wie ein

Weitere Kostenlose Bücher