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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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du?«
    »Vierundzwanzig.«
    Von einem Jungen, der acht Jahre jünger war als sie. Sie kuschelte sich in den Sitz. »Ich glaube, du hast mehr Zeit als ich.«
    Auf der Straße vor ihnen erschienen wirbelnde gelbe Lichter, die sich als Abschleppwagen herausstellten. Sie rührte sich, bereit, auszusteigen, doch Flynns Hand hielt sie auf. »Gib mir den Schlüssel«, sagte er. »Ich kümmere mich darum.«
    Sie löste den Schlüssel vom Bund und ließ ihn in seine offene Hand fallen. Sie sah durch die Windschutzscheibe zu, wie er mit dem Fahrer sprach, dem Mann den Schlüssel reichte und ihm die Hand gab. Seltsam. Angesichts dessen, was ihr beinah mit den Geistesgestörten aus dem Hummer passiert war, sollte sie immer noch nervös sein, verstört, unruhig. Stattdessen war ihr genauso entspannt und wohlig zumute wie beim Haarewaschen im Schönheitssalon.
    Weil sich jemand um sie kümmerte.
    Huch.
    Kevin stieg wieder in den Streifenwagen und warf seine Mütze auf das Armaturenbrett. »Alles geregelt.« Er schaltete den Lichtbalken ab und legte den Gang ein. »Er bringt ihn zu Ron Tuckers Werkstatt. Der beste Mechaniker der Stadt. Der bescheißt dich nicht.« Er fuhr los. Sie ließ die wogenden Felder und Farmen an sich vorüberziehen, die in der Dunkelheit fast unsichtbar waren.
    »Flynn.« Die Frage fiel ihr unvermittelt ein. »Hast du das Kennzeichen der Typen überprüft?«
    Er grinste.
    »Was?«
    »Da haben wir’s. Du denkst wie ein Polizist.«
    »Hast du?«
    »Selbstverständlich. Als ich hinter dir geparkt habe. Der Hummer ist auf eine Josefina Feliciano, geboren am 25. 07. 61, wohnhaft Brooklyn, New York, zugelassen. Strafzettel wegen Behinderung eines Schulbusses, keine Vorstrafen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Hast du den Typ gesehen, der mich belästigt hat? Mit den drei Steckern in der Oberlippe? Der sah aus, als käme er von einer Sado-Maso-Konferenz.«
    »Vielleicht hängt Ms. Feliciano gern mit üblen Typen herum.«
    »Bist du sicher, dass der Wagen nicht geklaut war?«
    »Zumindest war nichts gemeldet. Vielleicht war einer von ihnen Felicianos Sohn?«
    »Gott. Kannst du dir das vorstellen? Falls mein Sohn sich jemals etwas anderes als die Ohrläppchen stechen lässt …« Sie stellte sich den SUV und die jungen Männer in ihren Stadtklamotten vor. »Was wollten sie überhaupt hier oben? Es ist ein bisschen abgelegen für eine Landpartie. Und noch zu früh im Jahr für Urlaub am Lake George.«
    »Wandern? Wildwasserfahren? Vögel beobachten?«
    Sie öffnete den Mund, um ihn abzukanzeln, dann bemerkte sie sein Grinsen.
    »Die Mexikaner und Jamaikaner kontrollieren den Handel mit Dope im North Country«, erklärte er. »Hauptsächlich Mexikaner. Sie importieren es aus der Karibik und Zentralamerika, schleusen es durch New York und verteilen es hier oben.«
    »Glaubst du, sie waren geschäftlich hier?«
    »Was denkst du?«
    »Ich denke, wir sollten nach dem Wagen fahnden lassen. Gib das Kennzeichen und die Beschreibung an die Polizeistellen in der Gegend weiter.«
    »Ich glaube, Sie haben recht, Officer Knox.« Er grinste wieder.
    »Was?«
    »Who’s the man? Du bist der Mann. Sprich mir nach. Who’s the man?«
    Sie murmelte.
    »Ich kann dich nicht hören.«
    »Ich bin der Mann! Idiot!« Sie schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster. Ihr Spiegelbild, angestrahlt von den Computerlämpchen, erwiderte ihren Blick. Möglicherweise lächelte es ein wenig.
    III
    Amado Esfuentes wischte sich den Schweiß von der Stirn, ehe er seine Arbeitshandschuhe wieder überstreifte. Er schulterte erneut die Kabelrolle, die er an den Zaunpfosten gelehnt hatte. »Fertig?«, fragte er Raul. Raul ächzte, als er die Eimer mit Porzellanleitköpfen und Unterlegscheiben wieder anhob.
    »Mit Stacheldraht wären wir jetzt schon fertig«, nörgelte Raul.
    »Wenn du genauso viel arbeiten wie meckern würdest, wären wir jetzt schon fertig.« Amado wünschte sich wie jeden Tag des Monats nach dem Unfall, sein kleiner Bruder würde neben ihm schuften. Octavio arbeitete härter und sprach weniger als jeder andere Mann des Trupps, und wenn er etwas zu sagen hatte, jammerte er nicht so wie Raul. Doch Octavio war in der Stadt, wo er für eine Pastorin putzte und polierte und auf den Namen Amado hörte. In der Zwischenzeit war Amado McGeochs Vorarbeiter »Octavio«, der stets gemeinsam mit Raul arbeitete, weil er keinem der anderen reinen Gewissens den faulsten Kerl der Farm zumuten konnte.
    »Kopf hoch!« Amado spulte das Stromkabel von der

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