Und verfluche ihre Sünden
in der Polizeischule?«
»Wir haben heute was über Tatorte gelernt, genau wie im Fernsehen. Ich habe mir vom Lehrer gelbes Absperrband für dich geben lassen.«
»Cool! Kommst du bald nach Hause?«
»So bald ich kann.« Im Rückspiegel sah sie Scheinwerfer. Sie beugte sich vor und verriegelte Fahrer-und Beifahrertür. Das war es, was das Polizistenleben aus ihr machte. Heutzutage vermutete sie in jedem Fahrzeug auf der Straße eine potenzielle Bedrohung. Im großen bösen L.A. war sie nicht so paranoid gewesen.
»Hallo, Honey, was ist los?«
Sie seufzte. »Mein Auto ist liegengeblieben. Kannst du jemanden anrufen, der mich abschleppt? Ich bin auf der Schuylerville Road, ungefähr eine Meile vor der Route 117.«
»Bist du in Ordnung? Was ist passiert?«
»Das weiß ich nicht. Alle Warnleuchten haben gleichzeitig geblinkt, und dann hat es irgendwie … den Geist aufgegeben. Mir geht’s gut, ich konnte noch an den Straßenrand rollen.«
»Hmpf. Rühr dich nicht vom Fleck. Ich stecke die Kinder ins Auto, und wir kommen dich abholen.«
»Nein, nein, nein.« Gott, nein. Ihr Großvater war fürchterlich nachtblind. Von den verschiedenen Medikamenten, die er nahm, ganz zu schweigen. »Es ist schon fast neun Uhr, und sie müssen morgen zur Schule. Ich will nicht, dass Hudson und Genny so lange aufbleiben. Ruf jemanden in der Stadt an. Ich warte hier beim Auto und lasse mich vom Abschleppwagen nach Hause mitnehmen.«
Sie diskutierten eine Weile hin und her, während Hadley im Geist jede dreißig Cent addierte, die sich in Luft auflösten. Schließlich musste sie ihm drohen, auszusteigen und zu Fuß zur Stadt zu laufen, sollte er mit den Kindern kommen. Das brachte ihn zum Schweigen, abgesehen von seinem Grummeln. Er versprach, einen Abschleppwagen zu rufen, und wollte gerade anfangen, ihr eine Reihe von Dingen aufzuzählen, die sie tun sollte, um ihr Auto zu überprüfen, als ihr die Einheiten ausgingen, mitten in »… Zündkerzen …«. Sie war fast dankbar.
Sie lehnte sich zurück, zum Warten verurteilt, und ließ sich in der abkühlenden Dunkelheit treiben. Sie versuchte, sich zu erinnern, wann sie zum letzten Mal Zeit gehabt hatte, einfach nur dazusitzen, nirgendwo hinzumüssen, nichts zu tun zu haben. Sie konnte sich an Zeiten aus der Schwangerschaft mit Hudson erinnern. Sie war immer so erschöpft gewesen, wenn sie von ihrer Arbeit als Rezeptionistin nach Hause kam, dass sie sich auf dem Sofa ausstreckte, ohne zu essen, ohne Fernsehbegleitung, ohne irgendetwas zu tun. Dylan kam dann von der jeweiligen Party nach Hause, bei der er gearbeitet hatte, und fragte, wie, zum Teufel, sie einen ganzen Abend mit Nichtstun verschwenden konnte. Sie dagegen hatte immer den Eindruck, sie täte etwas. Sie ließ ein Baby wachsen. Nicht, dass er darauf Rücksicht genommen hätte.
Jetzt kamen ihr Scheinwerfer entgegen. Sie setzte sich auf, um nachzusehen, ob es der Abschleppwagen war. Das Fahrzeug wurde langsamer, die hohen Scheinwerfer blendeten sie, dann kroch es vorbei, während ein Basslauf ihre Scheiben vibrieren ließ. Ein riesiger, frisierter Mein-Penis-ist-nicht-groß-genug-Humvee. Oder hießen die Hummer? Sie wusste es nicht mehr. Gott, nächste Woche hatte sie eine Prüfung in Fahrzeugerkennung. Sie würde mit Sicherheit durchfallen.
In ihrem Rückspiegel flammten rote Bremsleuchten auf, dann weiße, als der Geländewagen wendete und zurückkehrte. Sie setzte sich wieder auf. Er parkte auf dem gegenüberliegenden Seitenstreifen. Die Hecktür öffnete sich und gab den Blick in den Innenraum frei, in dem sie kurz vier Männer erblicken konnte.
Oh, Scheiße. Warum sie? Warum jetzt? Warum konnte es kein älteres Ehepaar auf dem Heimweg von einer Erweckungsversammlung sein?
Der Mann, der hinten ausgestiegen war, schlenderte über die Straße. Das Scheinwerferlicht umrahmte das geschmeidige Wiegen seiner Hüften. Hadley griff in ihre Tasche nach dem inaktiven Handy. Sie hielt es ans Ohr und begann, angeregt mit der toten Leitung zu plaudern. »Du wirst es kaum glauben, Schatz, aber gerade hat auf der anderen Straßenseite ein SUV gehalten. Ein junger Mann ist ausgestiegen. Ich glaube, er will mir helfen. Nein, nein. Ich sag ihm Bescheid, dass du gleich hier bist.«
Er war ein junger Mann, ungefähr in Flynns Alter, aber im übertriebenen Hip-Hop-Stil aufgedonnert, was ihm wesentlich besser gestanden hätte, wäre er siebzehn gewesen. Und schwarz. Und irgendwo anders als im Rinderland rund um Millers Kill.
Er beugte
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