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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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Opfer. Wie ein Babysitter in einem Horrorfilm.«
    »Nö. Die rennen die ganze Zeit herum und kreischen.«
    Sie sah ihn an.
    »’tschuldigung«, sagte er.
    »Ich bin Scheiß von Männern gewöhnt, weißt du? Sie sagen schmutzige Sachen zu mir, und ich zahle es ihnen direkt heim. Aber diese Typen … ich habe ihnen nicht mal gesagt, dass ich Polizistin bin. Weißt du, warum? Weil es nicht stimmt. Ich bin nur eine Frau, die fünf Tage die Woche in das Kostüm schlüpft und so tut, als wäre sie eine.« Sie beugte sich vor, schlang die Arme um die Knie, und er zog sofort seine Hand zurück. »Als Polizistin bin ich eine Katastrophe. Eine Katastrophe und ein Schwindel.«
    »Warum? Weil du nicht aus dem Auto gesprungen bist, um es mit vier Typen aufzunehmen? Das ist einfach intelligent. Teufel, wenn ich ohne Waffe und Funkgerät in diesem Auto gesessen hätte, hätte ich dasselbe getan wie du. Mich nicht gerührt und den Mund gehalten.«
    Sie schüttelte wieder den Kopf. »Du brauchst keine Waffe. Du hast das drauf, du weißt schon, diese Polizeinummer. Mit dem scharfen Ton und der Komm-mir-nicht-blöd-Haltung.« Sie sah ihn wieder an. Musterte seine Statur. »Du hast riesig gewirkt. Ich meine, du bist groß, aber nicht …« Sie ballte die Fäuste und riss die Arme in Siegerpose hoch.
    Er grinste. »Das ist ein Trick, den mir Lyle MacAuley beigebracht hat. Er macht seine Bomberjacke nicht zu und spreizt die Arme ein bisschen ab. Damit sieht er doppelt so breit aus.«
    Sie ließ es sich durch den Kopf gehen. »Es gibt Tricks? Wie bei Schauspielern?«
    Er drehte sich im Sitz um, damit er sie direkt ansehen konnte. »Sicher. Zum Beispiel die Dinge, über die du eben gesprochen hast. Stimme? Haltung? Ich kopiere einfach den Chief. Den scheißt keiner zusammen.« Er schwieg einen Moment. »Tja, abgesehen von Reverend Fergusson.« Er lächelte kurz. »Hör mal, als ich beim MKPD anfing, ging es mir genauso wie dir jetzt. Es war der Tag nach meinem einundzwanzigsten Geburtstag. Ich bin vereidigt worden, ehe ich meinen ersten legalen Schnaps getrunken habe. Und damals war ich noch dünner als heute, falls du dir das vorstellen kannst.« Er breitete die Arme aus, forderte sie auf, seine skelettartige Magerkeit zu betrachten. Sie sah nichts. Er war schlank, aber auf gesunde Weise, ein gesunder junger Mann, der noch Muskeln ansetzte.
    »Ich habe mich gefühlt wie ein kleiner Bruder, der versucht, bei den großen Jungs mitzuhalten. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet … ich weiß auch nicht, auf so eine Art Filmmoment, in dem ich mich schlagartig von Skinny Flynnie in den großen bösen Officer Flynn verwandeln würde.«
    »Skinny Flynnie?«
    Er wurde rot. »So haben sie mich in der Highschool genannt.«
    »Aha. Zu mir haben sie …« Sie unterbrach sich. »Egal. Die Highschool ist schlimm.«
    »O ja.« Er streckte den Arm aus und stellte die Heizung ein bisschen niedriger, und das aus seinem Ärmel ragende, knochige Handgelenk ließ ihn wie einen Teenager wirken. »Letztes Jahr hatte ich einen Fall, bei dem ich eine Zeugin befragen musste, und sie log mich an. Sie und ihr Mann. Ich musste zusammen mit dem Deputy noch mal hin und sie erneut befragen. Ich war echt stinkig, wenn ich daran dachte, wie sie mich an der Nase herumgeführt hatte, aber plötzlich erkannte ich, dass es meine eigene Schuld gewesen war. Denn hier oben« – er tippte sich an die Schläfe – »war ich immer noch Skinny Flynnie. Ich kannte alle Regeln und Vorschriften, hatte die Tricks gelernt, aber ich habe nicht daran geglaubt. «
    »Glauben.« Allmählich begann das Ganze sehr nach Kalifornien zu klingen. »An was, an dich?«
    Er schüttelte den Kopf. »An die Macht des Anzugs.«
    »Okay, das kapier ich nicht.«
    »Du kennst doch den Film, wo der Vater das Kostüm anzieht und sich in den Weihnachtsmann verwandelt?«
    » Eine schöne Bescherung? Ja klar, den kenn ich.« Hudson und Genny hatten ihn letzten Dezember annähernd achthundert Mal geschaut.
    »Gut. Das hier« – er machte eine weit ausholende Geste, die Computer, Mikro, die gesicherte Waffe im Ständer und seine Mütze auf dem Armaturenbrett umfasste – »ist der Anzug. Du ziehst den Anzug an und wirst ›der Mann‹.«
    Sie dachte einen Moment darüber nach. »Ich weiß nicht. Ich habe doch die Uniform und alles, doch ich fühle mich wie eine Hochstaplerin.«
    »Du musst dir Zeit lassen.«
    Sie schmunzelte. Weise Worte von einem …
    »Flynn«, fragte sie. »Wie alt bist

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