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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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sahen den jungen Mann, über den sie gesprochen hatten, über den Hof auf sich zulaufen, eine kleine Reisetasche in der Hand.
    »Hier lang, Señor Esfuentes.« Clare zeigte auf ihr kleines Auto, war im Aufbruch, verließ ihn schon. »Tut mir leid«, rief sie über die Schulter. »Ich darf nicht zu spät zur Mittagsandacht kommen. Grüß deine Mutter von mir.« Und dann war sie fort, glitt in ihren Subaru und ließ den Motor an, ehe der Junge auch nur die Tür zugeschlagen hatte. Erpicht darauf, ihn stehenzulassen. Woraus er ihr keinen Vorwurf machen konnte.
    Der Scout hupte. Knox ließ das Fenster herunter. »Kommen Sie, Chief?«
    Er nickte. Es war besser so. Er stieg hinten ein. »Fahren wir«, sagte er.
    VI
    Sie hatte Angst davor gehabt, nicht zu wissen, was sie tun musste. Angst davor, den Fundort zu kontaminieren. Sie hatte Angst gehabt, wie ein blutiger Anfänger dazustehen, mit nichts als einem achtwöchigen Kurs als Feigenblatt, um ihre Blöße zu bedecken.
    Wovor sie hätte Angst haben sollen, war ihr Frühstück.
    »Alles in Ordnung?« Der Chief klopfte ihr auf den Rücken.
    Als Reaktion entleerte ihr Magen den Rest auf die Farne und das Gras am Bachufer. O Gott.
    »Kein Grund, sich zu schämen«, versicherte er. »Das haben wir alle durchgemacht.«
    Aus ihrem Blickwinkel sah Hadley Turnschuhe und Jeans näher kommen. »Er kotzt jedes Mal«, verkündete Mrs. McGeoch. Jetzt, da Hadley zusammengeklappt war, schien die Schwester des Chiefs wesentlich gelassener. »Hier. Wasser aus dem Wagen. Es ist sauber.« Hadley goss sich eine Tasse voll in den Mund. Es war heiß und schmeckte nach Kunststoff. Sie beugte sich wieder vor und spuckte es in den Bach.
    »Tue ich nicht«, sagte der Chief über ihrem Rücken.
    »Doch, tust du wohl. Du kotzt, wenn du gestresst bist.«
    »Wenn ich bei Stress jedes Mal kotzen würde, käme ich nie länger als zehn Minuten am Stück aus dem verdammten Badezimmer heraus.«
    Hadley richtete sich auf. »Entschuldigung«, krächzte sie.
    »Machen Sie sich keine Gedanken«, erwiderte der Chief. Sie hörte Schritte im Unterholz knacken und dann Scheelers Stimme.
    »Wenn wir uns im ersten Jahr des Medizinstudiums nicht fünf-oder sechsmal übergeben haben, hatten die Professoren das Gefühl, sie hätten etwas falsch gemacht.«
    Hadley wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab und drehte sich zu dem Pathologen um, den Blick starr auf ihn gerichtet, um die aufgeblähte, von Fliegen bedeckte Leiche nicht ansehen zu müssen.
    »Ich kann mich noch an einen alten Kauz erinnern«, fuhr er fort. »Er ließ uns immer Urin trinken. Wir sollten in der Lage sein …«
    Der Chief musterte ihre Miene. »Ich halte dieses Thema im Augenblick für nicht besonders glücklich.«
    »Oh. Klar. Nun, dann lassen Sie uns über unseren John Doe reden. Vielleicht sollten wir ihn lieber Juan Doe nennen.«
    »Es ist eine Schusswunde, oder?«, fragte der Chief.
    Scheeler nickte. »Der okzipitale Eintritt wurde zwar durch animalische Einwirkung vergrößert« – Hadleys Magen bäumte sich erneut auf, während sie sich sein Fachchinesisch mit Tiere haben sein Hirn gefressen übersetzte –, »doch es besteht kein Zweifel. Angesichts der Minimalinvasion würde ich ein kleines Kaliber vermuten. Wahrscheinlich ein zweiundzwanziger.«
    »Knox.« Die Stimme des Chiefs, an sie gerichtet, zwang sie zuzuhören. »Sagen Sie mir, was Sie aus dem schließen können, was Dr. Scheeler uns erzählt hat.«
    »Äh …« Sie holte tief Luft. Alle Oberflächen schienen halluzinogen zu leuchten: Die Sonne wurde von den Uniformknöpfen des Chiefs reflektiert, die rasiermesserscharfen Ränder des Weidenlaubs schleiften über den Boden. »Eine Zweiundzwanziger. Geringe Durchschlagskraft. Wer immer ihn getötet hat, muss sehr dicht bei ihm gewesen sein.«
    »Glauben Sie, es könnte sich um einen Jagdunfall handeln?«
    »Jagt man mit Zweiundzwanzigern?«
    Scheeler schnaubte.
    »Ja«, erwiderte der Chief in geduldigem Ton.
    »Äh … nein. Ein Jagdunfall würde bedeuten, dass man ihn aus der Ferne mit einem Tier verwechselt hat oder dass die Waffe aus Versehen aus kurzer Distanz abgefeuert wurde. Ein Schuss in den Hinterkopf passt in beiden Fällen nicht.«
    »Gut.«
    Überrascht stellte sie fest, dass es ihr besserging.
    »Ich bezweifle, dass der Mann ein Farmarbeiter war, nicht mit diesen teuren Turnschuhen und der schicken Jacke. Was aber hat er dann hier draußen gemacht?«
    »Flynn hat mir erzählt, dass die Mexikaner hier oben das meiste

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