Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
Vom Netzwerk:
ehe er die Wörter und Vorstellungen herauspickte, die er für sie ins Englische übertragen konnte. Er erzählte ihr von dem Geruch, wie er auf dem Weg zum Hof in seiner Nase zu haften schien. Er erzählte ihr von seiner Überraschung, als er die Priesterin seines Bruders Octavio sah, von Mrs. McGeochs Beinahzusammenbruch und davon, wie er die Männer versammelt hatte – wieder –, und von ihren Klagen über die Hitze und Langeweile in dem alten Farmhaus, in dem sie eingesperrt waren. Er erzählte ihr davon, wie er sich bis zum letzten möglichen Moment im Wald versteckt hatte, bis er den schwarzen Lieferwagen anrollen sah, der zwei policia ausspuckte.
    Sie hörte die ganze Zeit aufmerksam zu, obwohl er bezweifelte, dass sie mehr als eines von zehn Wörtern verstand. Und als er fertig war, neigte sie den Kopf zur Seite, sah ihn an, als wüsste sie genau, was er durchgemacht hatte, und sagte: »Das tut mir leid. Lo siento. «
    Er holte tief Luft. »Ich toten Mann finden«, sagte er auf Englisch. »Am Wasser.«
    Isobel erstarrte. Keine Überraschung. Kein Entsetzen. Stattdessen wurden ihre Augen, normalerweise braun wie starker Kaffee, ausdruckslos. Als würde sie nach innen blicken statt nach außen. »Am Wasser«, wiederholte sie. »Wo? ¿Donde es? «
    Er kannte die richtige Vokabel nicht, deshalb machte er schlängelnde Wellenbewegungen. »El arroyo.« Er wölbte seine Hand, deutete den Berg an, dann den Wasserlauf an der unsichtbaren Grenze des Besitzes.
    Sie zog die Knie an und senkte den Kopf. Ihr Gesicht verschwand hinter einem Vorhang aus Haar. »¿La policia?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Ja.« Bei dem Gedanken, sie könnte etwas mit dem aufgedunsenen Ding zu tun haben, das er heute Morgen gesehen hatte, wurde ihm übel, aber er musste seine Hände zu Fäusten ballen, um sich daran zu hindern, sie an den Schultern zu fassen und an sich zu ziehen. Sie sah zu ihm auf. In ihren Augen schimmerten Tränen. Sie sagte etwas, leise und hastig, das er nicht verstehen konnte, und ihm wurde bewusst, dass es nicht darauf ankam, was sie getan hatte, er würde ihr auf jede mögliche Weise helfen.
    »Ich helfe dir«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Bitte«, sagte er.
    Sie lächelte, nur ganz kurz, und diese Änderung ihres Gesichtsausdrucks löste die Tränen in ihren Augen, die ihre Wangen hinunterrannen. Sie sagte noch etwas – er verstand das Wort »Mann« und das Wort »gut« –, dann streckte sie die Arme aus und ergriff seine Hände.
    Er drückte ihre. »Ich helfe dir«, beharrte er.
    Sie sah ihn einen langen Moment an. Schließlich nickte sie. »Okay.«
    Sie stand auf und zog ihn mit sich. Sie gab seine Hand frei, hob die leere Tüte auf und lief über die Ballen zum offenen Eingang. Sie sprang mit leichter Anmut hinunter, und er folgte ihr, als sie um die Ecke schlüpfte. Sie blieb stehen, ließ die Tüte ins Gras fallen und glitt mit der Hand über die Kanten der Holzschindeln, die an dem Steinfundament verschraubt waren.
    Isobel zog an einem der abblätternden Bretter. »Hilf mir«, sagte sie. Er stand neben ihr, steckte die Finger in die schmale Lücke zwischen zwei Schindeln und zog. Einmal, zweimal, ein meterlanges Brett löste sich, und er stürzte nach hinten. Sie griff in den schmalen dunklen Schlitz. Es war seltsam, Raum, wo nichts anderes hätte sein dürfen als ein paar Zentimeter bis zum Lattenwerk, aber ehe er nahe genug herantreten konnte, um sich die Sache anzusehen, zog sie die größte, hässlichste Pistole heraus, die er jemals gesehen hatte, und drückte ihm den Griff in die Hand.
    Er ließ sie fallen. »¡De qué joder!«
    Sie wühlte weiter in dem Loch herum. Er starrte schreckerfüllt die Waffe an. Sie zog etwas aus dem Inneren und drehte sich zu ihm um. In Händen hielt sie ein Notizbuch mit festem Einband und ein Handy. Sie folgte seinem Blick zur Waffe. Ihre Augen wurden groß. Was immer sie sagte, war für ihn unverständlich, aber er begriff den Kern. Er griff unbeholfen nach dem Ding, bemüht, weder Abzug, Lauf noch Griff zu berühren. Letzten Endes hielt er sie zwischen zwei schweißfeuchte Finger geklemmt, als trüge er eine achtpfündige tote Ratte. Er ließ die Pistole in den Beutel fallen. Er hatte keine Ahnung, ob sie gesichert war. Wusste nicht einmal, wie man überprüfte, ob sie geladen war.
    Sie ließ das Notizbuch ins Gras fallen. Betrachtete das glatte, flache Handy in ihrer anderen Hand. Schließlich steckte sie es in die Hosentasche. Mit einem weiteren Griff

Weitere Kostenlose Bücher