Und verfluche ihre Sünden
folgte ihrem Blick und sah natürlich Opa, wen sonst, der sich stapfend zu der Suchtruppe gesellte, als ob Wandern durch den Wald bei dreißig Grad Celsius sich nicht sonderlich von der Bewegung auf dem Laufband bei seinem Therapeuten unterschied.
»Mr. Hadley!«, rief Clare, während Hadley gleichzeitig »Großvater!« brüllte. Sie liefen hinüber und kreisten ihn ein, eine Frau auf jeder Seite.
»Großvater, das darfst du nicht«, schimpfte Hadley. »Sieh dich doch an, du bist schon ganz rot und verschwitzt.« Sie legte ihm die Hand auf die Stirn. »Du bist überhitzt. Du musst dich in den Schatten setzen und was Kaltes trinken.«
»Ich bleibe garantiert nicht auf meinem Allerwertesten hocken, wenn ein kleines Kind allein im Wald herumstreunt«, wehrte er mürrisch ab, obwohl er schwer atmete.
Reverend Clare ergriff das Wort. »Mr. Hadley, wir brauchen hier jemanden, der die Verantwortung übernimmt und die Freiwilligen der Rettungsmannschaft empfängt. Könnten Sie die Rolle des Koordinators übernehmen? Sie müssen ihnen sagen, dass wir in einer einfachen Linie voranschreiten und keine Pfeifen oder andere Signalgeräte dabeihaben.«
Er fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel. Beäugte sie beide. »Gut. Okay, Father. Wenn Sie mich hier brauchen.«
Hadley warf der Pastorin einen dankbaren Blick zu. Sie bugsierte ihren Großvater in einen Stuhl neben der Eistruhe, ermahnte Hudson und Genny, sich zu benehmen, und trabte dann zu der Menschenkette, die mittlerweile von einem Ende von Muster Field zum anderen reichte.
Reverend Clare hob die zum Trichter geformten Hände an den Mund und schritt die Linie ab. »Langsam gehen«, rief sie und lenkte ihre Stimme so, dass sie von den Grabsteinen widerhallte. »Verlieren Sie nie den Sichtkontakt zu denjenigen links und rechts von Ihnen. Auf diese Weise kann uns nichts entgehen! Wenn Sie den Jungen finden, geben Sie die Nachricht in der Kette weiter und kehren Sie nach Muster Field zurück. Trennen Sie sich unter gar keinen Umständen von der Gruppe und laufen allein los! Wir wollen nicht, dass sich zwei Leute im Wald verirren.«
Mit dem Ende ihrer Ansprache hatte sie das Ende der Reihe erreicht. Ein Kommando lief die Linie entlang. Die Frau neben Hadley sagte: »Los.« Hadley gab es nach links weiter, und sie stiegen gemeinsam mehr oder weniger gleichzeitig über die niedrige Steinmauer.
Im Vergleich zu der letzten Suchaktion in den Wäldern, an der sie teilgenommen hatte, war diese primitiv, aber trotz des Fehlens von topographischen Karten, Taschenlampen, Funkgeräten und Pfeifen war es praktisch dasselbe – in einer Reihe gehen, die Anspannung, wenn man menschenähnliche Formen entdeckte, Enttäuschung und die Erkenntnis, dass ein Stück Wald dem anderen verdammt ähnlich sah. Die Leute riefen »Cody!« statt »No soy del I-C-E!«, und die Sonne färbte das Licht unter den Bäume grün, aber ansonsten war es wie an jenem Abend im April. Hadley hoffte, dass sie diesmal mehr Erfolg hatten.
Die Reihe dünnte aus, als die Männer und Frauen sich aufgrund der Größe des Waldes so weit wie möglich voneinander entfernten, um ein größtmögliches Gebiet abdecken zu können. Sie schwankte und geriet aus dem Lot, weil die unterschiedlichen Geländeformationen – offen, Unterholz, dichter Wald – einige Teilnehmer zwangen, langsamer zu gehen, während andere Geschwindigkeit aufnehmen konnten. Hadley blieb stehen und hielt die Frau zu ihrer Rechten auf, als sie bemerkte, dass der Mann links von ihr verschwunden war. Sie stand gerade im Begriff, die komplette Reihe zum Stillstand zu rufen, als er hinter einer Gruppe junger Kiefern wieder auftauchte, die Hand am Reißverschluss, einen verlegenen Ausdruck im Gesicht.
Sie liefen an Birken und Eiben vorbei, an gewaltigen Ahornstämmen und Eichen. Sie teilten die schweren schwarzgrünen Quirle der Hemlocktannen, um darunterzuschauen, und sie beäugten und stocherten in umgestürzten, halb verrotteten Weymouth-Kiefern. Die Kiefernnadeln und der Waldboden unter ihren Füßen, das tock-tock-tock der Spechte und das Surren der Moskitos, das gebrochene Licht – sie gingen immer weiter voran, nichts veränderte sich. Hadley begann ihr Gefühl für Zeit und Entfernung zu verlieren. Wieder und wieder sah sie sich nach ihren Nebenleuten um, um sich zu vergewissern, dass sie sie nicht verloren hatte. Eigentlich hatte sie nie begriffen, wie man sich im Wald verirren konnte, weil sie immer davon ausgegangen war, dass man auf
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