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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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Dunkelheit die Tür.
    Hinter sich hörte er, wie sie die Küche betrat.
    Er atmete tief ein. Er war ein Trottel, aber nicht trottelig genug, um zu gehen, ohne sich ihr zu stellen. Er drehte sich um.
    Sie sah so elend aus, wie er sich fühlte. Großartig. Er war hergekommen, um sich zu vergewissern, dass es ihr gutging. Stattdessen hatte er ihr eine Kopfnuss verpasst und ihr die Zähne eingeschlagen. Und immer noch – immer noch – begehrte er sie. Wenn sie die Arme öffnete, würde er sie ohne jede Frage direkt hier auf dem Küchenboden nehmen. Gott, er war Abschaum.
    »Wie hältst du mich nur aus?«, fragte er. »Den größten Teil der Zeit kann ich mich selber kaum ertragen.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie öffnete den Mund. Schloss ihn wieder. Schüttelte den Kopf.
    Die Kehle wurde ihm eng, so dass er nicht sicher war, ob er etwas herausbringen würde. »Es tut mir leid. Ich habe dich nie verletzen wollen.«
    Sie nickte. Wischte sich mit dem Handrücken die Augen ab. »Ich habe gewusst, worauf ich mich einlasse, erinnerst du dich?« Sie schenkte ihm ein gebrochenes Lächeln. »Ich habe gesagt, wir würden einander das Herz brechen.«

 
    Trinitatis
Der letzte Tag der Pfingstzeit
    26. Mai
    I
    Sie hätte nicht zum Gemeindepicknick gehen sollen. Sie lag mit ihrem Lesepensum für den Kriminologiekurs zurück. Das Haus war eine einzige Schande, und sie musste noch mindestens vier Ladungen Wäsche waschen. Als Krönung stand jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, ein munteres Mitglied der episkopalen Gemeinde hinter ihr und versuchte, sie kennenzulernen. Sie vermisste die riesige Kirche der Christian Community, zu der sie die Kinder in L.A. immer mitgenommen hatte. Sie war so groß, dass man darin verschwinden konnte.
    Hadley angelte noch eine Coke aus der mit Eis gefüllten rot-weißen Kühltruhe und rollte die tropfende Dose über ihren Nacken, ehe sie den Verschluss knallen ließ. Was sie alles für die Kinder und ihren Großvater auf sich nahm. Zumindest war die Aussicht spektakulär. Muster Field erstreckte sich eine gute Viertelmeile über einen der Hügel, die so typisch für Cossayuharie waren. Auf der anderen Seite der zweispurigen Landstraße fielen wellige Weiden ab, auf denen sich überall Felsgestein zeigte und büschelweise Nesseln wuchsen. In ihrem Rücken drängte der hier im Norden alles beherrschende Wald gegen eine brüchige Steinmauer, die Muster Field abgrenzte.
    Es war eines der wenigen Male, dass sie in Washington County einen der Orte erlebte, wo der Himmel riesig war: sommerblau, voller turmhoher Kumuluswolken, die so weiß gebleicht waren wie die Hemden der anderen Gruppe, die sich zum Memorial-Day-Wochenende hier versammelt hatte; eine Reenactment-Gesellschaft, die sich der Revolutionsära verschrieben hatte. Sie marschierten und knieten, luden und feuerten vor ihren Leinwandzelten, bekleidet mit authentischen Kniehosen und Umhängen, wie sie in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts getragen worden waren. Warum sie unter diesen Wollschichten nicht erstickten, blieb Hadley ein Rätsel.
    »Sieht verdammt warm aus, nicht?« Eine Frau mittleren Alters kramte im rasch schmelzenden Eis und zog eine Dose Rootbeer heraus.
    »Hm.« Die Minimalantwort, um nicht unhöflich zu wirken.
    »Vor einigen Jahren sind zwei der Männer mit Sonnenstich umgekippt. Ein Krankenwagen musste hier hochfahren, großes Trara, und sobald sie weggekarrt worden waren? Der Rest hat sofort wieder mit diesen Militärübungen angefangen.«
    Trara? Was kam als Nächstes?
    »Ich bin Betsy Young«, stellte sich die Frau vor und streckte Hadley die Hand entgegen. »Ich bin die musikalische Leiterin.«
    Hadley ergriff sie. Beider Hände waren so eisig und feucht wie Fisch aus der Tiefkühltruhe. »Hadley Knox«, sagte sie.
    »Ich weiß. Wir waren alle ganz begeistert, dass Sie aus Kalifornien hergezogen sind, um sich um Ihren Großvater zu kümmern.«
    Puh. War es das, was geredet wurde? »Tatsächlich hat er mich schon vor seinem Herzanfall und der Operation eingeladen. Er hat mir geholfen, nicht ich ihm.«
    »Wirklich?« Betsy Youngs strahlende Miene lud Hadley ein, ihr alles zu erzählen.
    »Wirklich.«
    »Aha. Tja, ich wollte ohnehin mit Ihnen über Ihren Sohn reden.«
    »Hudson?« Hadley suchte das Gelände rund um die Grabsteine am schattigen Ende von Muster Field ab. Die Kinder, gelangweilt von den authentischen Feuerwaffen und Strategien – Hudson klagte, dass sie ihre Waffen nur alle halbe Stunde ein Mal

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