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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Risikokapitalgeber. Geh und gib was«, erwiderte Clare. »Heiz die Auktion an. Treib die Gebote hoch. Knöpf die Geldbörsen auf.«
    »Das wird wohl unglücklicherweise das Einzige bleiben, das ich heute Nacht aufknöpfe.« Er ergriff Karens Hand und drückte sie, ehe er mit dem Finger auf Clare zeigte. »Nicht vergessen, der erste Tanz gehört mir, Vikarin.«
    Sie sahen ihm hinterher, als er sich quer durch den Raum durch die Menge schlängelte.
    »Er ist furchtbar nett«, meinte Karen.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Clare. Sie hatten sich vor drei Jahren auf einer Sommerparty kennengelernt und trafen sich seitdem alle paar Monate zu einem Wochenendbesuch.
    »Er scheint Sie sehr zu mögen.«
    »Ja, das stimmt.« Er versuchte seit dem letzten Herbst, ihre Beziehung zu intensivieren. Nicht anstößig, nicht auf eine Weise, die sie in Verlegenheit brachte. Nachvollziehbar, wenn man an die Essen in Saratoga dachte, die Telefongespräche, die Besuche, die sie ihm in New York abgestattet hatte.
    »Es ist angenehm, mit jemandem zusammen zu sein, der so zufrieden und unkompliziert ist, nicht wahr?«
    Clare verzog den Mund. »Reden Sie von Geoff?«
    Karen seufzte. »Ich weiß. Ich hab auch noch nie was für unkomplizierte Männer übriggehabt.« Sie sah Clare an. »Es sind immer die schwierigen, die einem unter die Haut gehen, nicht?«
    »Stimmt.« Die beiden Frauen sahen einander verständnisvoll an.
    Clare wusste nicht, ob es an Hughs Einfluss lag, aber das Ergebnis der stillen Auktion übertraf die von ihrem Finanzvorstand Teddy McKellan prognostizierten Einnahmen um mehr als zwanzig Prozent. Die darauf folgende Versteigerung verlief schneller, als Clare erwartet hatte, viel schneller, und eine Stunde nach ihrem Beginn war St. Alban’s um fast viertausend Dollar reicher, und Terry und seine Freiwilligen scheuchten sie aus der Sakristei. »Gehen Sie«, sagte Terry. »Ab zum Tanz.«
    »Ich sollte Ihnen bei der Abrechnung helfen«, widersprach Clare fast überzeugend.
    Der Finanzvorstand grinste, sein üppiger Schnurrbart spreizte sich wie zwei schimmernde Schwingen. »Dann betrachten Sie es als Akt der Barmherzigkeit. Diese Abrechnung ist der Höhepunkt meiner Woche. Tanzen? Nicht unbedingt.«
    Sie beschloss, ihr Glück nicht zu versuchen, indem sie noch einmal widersprach. Sie huschte in ihr Büro, verriegelte die Tür und streifte ihren Ornat ab, um in ein mohnrotes Kleid zu schlüpfen, dessen Oberteil mit Spaghettiträgern in die Bahnen eines wirbelnden Rocks überging, in dem sie wie Ginger Rogers aussah, wenn sie sich drehte.
    Auf der anderen Seite der Straße hatte sich bereits eine bescheidene Menge versammelt; Büfettbesucher, die die Auktionen ausgelassen hatten, und Tänzer, die von der kostenlosen Band angezogen wurden. Der Himmel über den Bergen glühte im Sonnenuntergang rot, orange und rosa, doch die Lichterketten, die sich um Pavillon und Baumkronen schlangen, funkelten wie tausend Glühwürmchen vor den grünen Blättern und violetten Schatten. Clare blieb auf den Kirchenstufen stehen und lauschte dem Lachen und Plaudern und dem Quietschen und Zirpen des Orchesters.
    Einen Moment lang schien es unmöglich, dass hier jemals etwas Böses geschehen konnte.
    Dann sah sie unter einer der Straßenlaternen einen braunen Fleck aufblitzen. Der Polizeischutz. Officer Flynn, geschniegelt und gestriegelt, bereit, kleinen alten Damen über die Straße zu helfen. Und der Chief höchstpersönlich: robust, gelassen, jede Faser seines Körpers die Versicherung, dass sie in Sicherheit waren. Geschützt. Weil hier schlimme Dinge passieren konnten – sie lächelte ein wenig –, aber nicht, solange Russ Van Alstyne etwas zu sagen hatte.
    Er drehte sich um. Merkte, dass sie ihn beobachtete. Ihr wehmütiges Vergnügen wich gereizter Spannung. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit sie vor drei Wochen Gift und Galle spuckend aus seinem Büro gestürmt war. Wofür sie sich jetzt eigentlich entschuldigen sollte. Sie stieg die Stufen hinunter und ging auf ihn zu, spürte, wie ihr Rock bei jedem Schritt um ihre Beine schwang, die warme, feuchte Luft über ihre nackten Schultern strich, nahm den Duft der Rosen von St. Alban’s wahr und die Hitze, die vom Asphalt unter ihren flachen Schuhen aufstieg.
    Er löste sich von der Straßenlaterne und ging ihr entgegen. Auf einer Bank gegenüber der Kirche saß ein Pärchen. Die Frau kramte in ihrer Handtasche. Die Campbells, die vom Parkplatz kamen, gingen an ihr vorbei. »Tolle

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