Und verfluche ihre Sünden
Janet. Sie hat gelogen und Clare dazu gebracht, die Lüge zu decken, und sie hat weiter gelogen, obwohl wir mittlerweile drei Tote haben und es gut sein kann, dass zwischen den Morden und den Wanderarbeitern eine Verbindung besteht.« Er schob die Hände in die Taschen und versuchte, tief durchzuatmen. Die Fahrt hierher hatte ihn kein bisschen abgekühlt.
Ihre Mutter starrte Janet aus halb zusammengekniffenen Augen an. »Stimmt das?«
»Wir haben die Arbeiter guten Glaubens eingestellt. Es war nicht unsere Schuld, dass uns die Vermittlungsagentur reingelegt hat!«
»Stimmt es?« Margys Ton war erbarmungslos.
Janet betrachtete wütend die Wand. »Ja.«
Ihre Mutter schloss einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, hatten sie einen Ausdruck, den Russ und Janet nur allzu gut kannten. Kannten und fürchteten. »Janet Agnes«, sagte sie. »Ich schäme mich für dich.«
Russ konnte sehen, wie Janet sich zwang, nicht den Kopf zu senken. »Es tut mir leid, dass du das so siehst, Mutter.« Ihre Stimme war brüchig. »Aber wenn es um die Zukunft der Farm, die Zukunft meiner Familie geht, muss ich tun, was ich für das Beste halte.«
»Ich versuche, mir vorzustellen, unter welchen Umständen das Verschweigen von Fakten bei einer Mordermittlung das Beste sein könnte«, erwiderte Margy.
»Wir brauchen diese Arbeiter zum Überleben. Ich hatte Angst, dass Russ sie der Einwanderungsbehörde übergibt, wenn er von ihnen erfährt, und Mike und ich versuchen müssten, zweihundert Kühe allein zu versorgen. Amerikanische Arbeiter kosten das Doppelte, wenn man überhaupt jemanden findet, der die Arbeit macht.«
Russ schüttelte den Kopf. »Du hättest mich einfach fragen sollen. Ich habe mit dem Staatsanwalt geredet, als damals im April deine Männer verschwunden sind. Ich habe keine Verpflichtung, nach ihrem Status, legal, illegal, was auch immer, zu fragen, solange niemand wegen eines Verbrechens verhaftet wird.« Er spürte, wie sein Zorn verebbte. »Warum hast du mich nicht einfach gefragt?«
Seine Schwester starrte ihn ungläubig an. »Weil du die Einwanderungsbehörde gerufen hättest, wenn die Antwort anders ausgefallen wäre. Es hätte dir leidgetan, aber geändert hätte das gar nichts.«
»Dann hättest du mit mir sprechen müssen.« Margys Ton war schneidend. »Die Farm gehört auch mir, weißt du. Ich habe nicht damit gerechnet, wie eine alte Närrin mit offenem Portemonnaie und ohne Verstand behandelt zu werden.«
»Es tut mir leid, Mom. Wirklich.« Janet wandte sich an Russ. »Und … bei dir entschuldige ich mich auch. Weil … weil ich nicht gefragt habe. Und weil ich zwischen dir und Clare Unfrieden gestiftet habe.«
Darüber wollte er nicht reden. »Schon gut. Lass mich mit deinen Männern sprechen. Feststellen, ob sie etwas gesehen haben. Dann sind wir quitt.«
Gedenktag des heiligen Alban
22. Juni
I
Der Gedenktag des heiligen Alban wurde in Millers Kill traditionell mit einem Kuchenverkauf und einer Tombola begangen, also genau der Art Wohltätigkeitsveranstaltung, die ein Höchstmaß an Arbeit von den Gemeindemitgliedern verlangte und am wenigsten einbrachte. In Clares drei Jahren als Pastorin hatte sie das ältliche Festivalkomitee – eine dauergewellte Herde, die das Ereignis seit beinah zwei Jahrzehnten kontrollierte – zu einer aktiveren und profitableren Art des Spendensammelns gedrängt.
Das Eintreffen Elizabeth de Groots im Januar, gefolgt von dem unglücklichen Sturz der Vorsitzenden des Komitees später in diesem Monat, hatte den Weg zu einer Veränderung freigemacht. Nachdem sich das halbe Komitee über die Wintermonate nach Florida verabschiedet hatte, landeten die neue Diakonin und die, wenn es um einen guten Zweck ging, ebenso skrupellose Karen Burns einen unblutigen Coup, indem sie sich selbst als »vorübergehende Vorsitzende« einsetzten. Sie strichen die Tombola, Quelle so vieler Ausstattungsstücke in Clares Büro, und fegten den Kuchenverkauf vom Tisch.
Stattdessen gab es am Sonntagabend nun ein All-you-can-eat-Büfett (eine Eintrittskarte), eine stille Auktion und eine Versteigerung (noch eine Eintrittskarte) und als Anreiz, bis zum Ende des Bietens zu bleiben, ein öffentliches Tanzvergnügen im Park gegenüber der Kirche. Mit Curtis Maurand und seiner Little Big Band (Eintritt frei, Unkostenbeitrag willkommen).
Dank Elizabeths Fähigkeit, Spenden aufzutreiben – sie erzielte solch außerordentliche Resultate, dass Clare sich fragte, ob eventuell Androhung
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