Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
Vom Netzwerk:
aufzustehen, und fiel hin.
    »Du lieber Himmel, Reverend, sind wir eingenickt?« Die Schwester zog sie auf die Beine und schickte sie ins Wartezimmer. »Wir müssen jetzt ein bisschen Platz machen«, flötete die Schwester. »Warum holen wir uns nicht etwas zu essen und schnappen ein wenig frische Luft?«
    »Warum nicht«, murmelte Clare. Sie kollabierte auf dem Sofa gegenüber der schlafenden Margy und versuchte, die stechenden Schmerzen des wieder einsetzenden Blutkreislaufs in ihren Gliedern zu ignorieren. Vom Sofa aus sah sie direkt auf die offene Tür und hatte so einen ausgezeichneten Blick auf Lyle MacAuley, der dem Aufzug entstieg. Er trug eine frische Uniform – sie hoffte, er hatte die andere verbrannt –, aber seine Augen waren gerötet und eingesunken vom Schlafmangel.
    »Du siehst schrecklich aus«, sagte Clare.
    »Nicht im Vergleich zu dir.« Er blieb vor ihr stehen wie ein ausrollendes Auto.
    »Setz dich.« Sie klopfte auf das Kissen neben sich, ein Mal, mehr ging nicht. »Die Schwester ist gerade bei ihm. Momentan darf keiner rein.«
    Stöhnend ließ MacAuley sich fallen. Er blieb einen Moment einfach so sitzen. »Irgendeine Veränderung?«, fragte er schließlich
    »Nein.«
    »Verdammt.«
    »Ja.«
    Sie schwiegen eine Weile. Sie fragte sich, ob er ebenso viel Angst hatte, zu reden, wie sie. Angst, dass ein falsches Wort zu der Aussage Ich glaube, er wird es nicht schaffen führen konnte.
    »Was macht der Fall?«
    Seine Falten verformten sich zu so etwas wie einem Lächeln. »Tja, damit wäre das beantwortet.«
    »Was?«
    »Ich habe mich immer gefragt, ob du dich wegen Russ ständig in Polizeiangelegenheiten einmischst oder ob du einfach neugierig bist.«
    »Beides«, sagte sie. »Außerdem ist es viel spannender als Kirchenversammlungen.«
    »Verdammt zu interessant neuerdings.«
    Sie nickte. Ihr schien, als könnte sie das gleichmäßige Zischen des Geräts hören, das für Russ atmete.
    »Wir sind ziemlich sicher, dass die Punta Diablos – eine Bande von Drogenhändlern aus New York – Amado erledigt haben. Sieht aus, als hätten sie ihn auf dem Muster Field entsorgt, damit wir ihn finden und uns direkt auf die Christies stürzen.« In seinem Gesicht arbeitete es, als würde er auf etwas Bitteres beißen. »Sie haben uns benutzt, um die Hunde und die Christies aus dem Weg zu räumen, dann sind sie zur Farm gefahren, um sich zu holen, was ihnen gehört.«
    »Die Händlerliste?«
    »Er hat dir davon erzählt, oder?«
    »Ja.«
    »Tja, wir wissen noch immer nicht genau, ob es darum ging. Sie können uns nichts mehr verraten.« In seiner Stimme schwang grimmige Befriedigung. »Wir müssen es wohl aus den Christies herausholen.«
    »Aber warum Amado? Er kannte die Christies doch gar nicht.«
    »Sie waren hinter ihm her, richtig? Zwei von ihnen wurden deshalb verknackt. Das hat sich im Gefängnis herumgesprochen. Du weißt gar nicht, was Klatsch ist, wenn du keine Knackis kennst.«
    »Aber warum sollten sie annehmen, dass ein Mann, den die Christies hassten, irgendetwas wusste?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie sind die Christies an die Liste gekommen?«
    »Weiß ich nicht. Noch nicht.«
    »Welche Verbindung besteht zu den Leichen, die in der Nähe von Muster Field gefunden worden sind?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Du weißt eine ganze Menge nicht, Deputy Chief.«
    Er ließ sich zurück in das Sofa sinken. »Da hast du recht, Reverend.«
    Wieder schwiegen sie. Auf der anderen Seite schnarchte Margy Van Alstyne leise vor sich hin. Sie hatte bis zwei Uhr früh gewacht. Clare hoffte, dass sie weiter schlafen konnte. Im Schlaf wurde sie nicht von der Angst um ihren einzigen Sohn aufgefressen.
    »Vielleicht solltest du mal Isabel Christie besuchen, solange du hier bist.«
    »Die Schwester?«, fragte sie.
    »Genau. Als Russ ihr gestern früh von Amado erzählt hat, ist sie total zusammengeklappt.«
    »O Gott.« Clare stieß die Luft aus. »Es gab also doch eine Verbindung.« Sie sah an ihrer schwarzen Bluse herunter. Sie war voller Blutflecken. »Ich weiß nicht, ob ich die Richtige bin, um ihr zu helfen.«
    Er neigte den Kopf zur Seite und musterte sie. »Ich könnte mir niemand Besseren vorstellen.«
    Sie lächelte ihn zittrig an. Dachte daran, wie es war, jemanden zu verlieren, den man liebte. Jemanden, den man nicht lieben durfte.
    »Lyle?«
    Er grunzte.
    Sie holte tief Luft. »Stimmt es? Du und Linda Van Alstyne?«
    Er schwieg so lange, dass sie glaubte, er würde nicht antworten. Endlich sagte er:

Weitere Kostenlose Bücher