Und verfluche ihre Sünden
Funkverbindung.«
»Ich will niemanden anrufen. Ich will nur an das Adressbuch.«
»Das Adressbuch.« Der Sozialarbeiter, entschied sie. Isabels Stimme klang zu leicht, zu unbeteiligt.
»Ich muss einige Vorkehrungen treffen«, erklärte Isabel. »Bevor meine Brüder aus dem Gefängnis kommen.«
XIX
Hadley verließ Flynn vor Tagesanbruch, damit sie in ihr eigenes Bett schlüpfen konnte, ohne dass ihre Kinder – oder Granddad – mitbekamen, dass sie über Nacht nicht zu Hause gewesen war. Sie küsste ihn und flüsterte »Danke«. Verschlafen streckte er seinen nackten Arm nach ihr aus, aber sie lachte leise und sagte: »Nein. Noch ein einziges Mal, und wir können beide nicht mehr laufen.«
Sie war nicht sicher, ob sie es konnte, auch ohne Extrarunde. Kein Wunder, dass die Frauen in L.A. auf jüngere Männer standen. Eventuell brach man aus reiner Erschöpfung tot zusammen, aber, oh, mein Gott, was für ein Abgang.
Sie fuhr mit dem Streifenwagen nach Hause und stellte fest, dass MacAuley ihr eine Nachricht auf der Voicemail hinterlassen hatte. Sie sollte einen Tag freinehmen, wegen ihrer ständig anwachsenden Überstunden. Sie ging davon aus, dass ihm keine bessere Ausrede eingefallen war. Sie fragte sich, ob Flynn wohl dieselbe Nachricht bekommen hatte.
Sie konnte eine Stunde schlafen, ehe Geneva sie weckte. Sie versuchte die Kinder für einen Tag zu Hause mit Mama zu begeistern, aber das Ferienlager wollte schwimmen gehen – »Und hinterher Eis essen, Mom!« –, deshalb begnügte sie sich mit einem besonderen Frühstück mit Rührei, ehe sie die beiden zu dem Treffpunkt brachte. In der Barkley Avenue riss sie beim Anblick eines Rotschopfs ihren Kopf herum, aber es war nur der Leiter der Gratisklinik, der den Eingang aufschloss.
Sie fuhr zurück nach Hause, ertrug Granddads nicht eben subtile Bemerkungen über Spätschichten, stopfte eine Ladung Wäsche in die Maschine und kroch zurück ins Bett, sobald er nach St. Alban’s aufgebrochen war. Sie träumte; intensive erotische Träume von Flynns schlankem Körper und seinen Händen, die sie überall berührten. Beim Aufwachen streckte sie die Arme nach ihm aus, verschwitzt und erregt. Sie rollte sich zusammen und dachte, es ist nur Sex. Es ist schon lange her. Sei nicht dumm. Er war nicht mal ihr Typ. Sie stand auf hagere Künstlertypen mit langen Haaren und leidendem Blick. Keine übergroßen Pfadfinder.
Sie musste eine halbe Million Dinge erledigen, aber letztendlich verbrachte sie den größten Teil des Tages auf der Verandaschaukel, trank Limonade und sah den Hummeln zu, die zwischen Päonien und Sonnenblumen hin und her surrten. Einmal rief sie im Revier an, um sich zu erkundigen, wie es dem Chief ging. »Unverändert«, sagte Harlene. »Immer noch bewusstlos, wird immer noch beatmet. Aber der Arzt ist voller Hoffnung.«
Voll Hoffnung auf was? Dass er stirbt, ehe er aufwacht und merkt, wie schlimm es ist?
Sie schaukelte auf der schmalen Veranda, den nackten Fuß ans Geländer gestützt, einen Notizblock auf dem Schenkel. Notierte das Pro und Contra eines Verbleibens bei der Polizei. PRO: Gute Bezahlung, gute Sozialleistungen, nur noch sechs Wochen Grundkurs. CONTRA: Tod oder Behinderung (Versicherung?), keine natürliche Begabung, hässliche Uniform. Letzteres war eigentlich unwichtig, aber sie dachte, sie sollte es aufschreiben, um vollkommen aufrichtig zu sein.
Sie notierte Kollegen unter CONTRA, dann dachte sie noch einmal nach und setzte sie auch unter PRO. Flynns Namen schrieb sie zwischen die beiden Aufzählungen und versah ihn mit Pfeilen in beide Richtungen. Dann noch zwei weitere, und noch zwei, bis sein Name von spitz zulaufenden Strahlen in alle Richtungen umgeben war.
Unter Flynns gut bewehrtem Namen notierte sie ANGST. Darunter PUNTA DIABLOS. Dann HUMVEE/HUMMER? Dann 5. Sie strich die 5 durch und ersetzte sie durch eine 3.
Sie starrte in die Hitzeschwaden, die von der Burgoyne Street aufstiegen. Von der anderen Seite winkte ihr einer der ältlichen Nachbarn zu. Hadley hob abwesend die Hand.
Das Knirschen von Reifen in der Zufahrt riss sie aus ihren Gedanken. Es war ein Aztec. O nein. Sie warf einen Blick durch das Fenster hinter sich, dann fiel ihr ein, dass sie allein war. Sie klammerte sich an die Hoffnung, dass er ihr nur etwas brachte, das sie vergessen hatte, bis er ausstieg und sie sein strahlendes Gesicht erkennen konnte.
Er sprang die Stufen hinauf, Romeo in weiten Shorts und einem Polizei-T-Shirt. In der Hand trug er
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